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Tagesausflug nach Mailand (September 2008)

Streckenkarte

Heute berichte ich von einem Tagesausflug von Konstanz nach Mailand. Los ging’s kurz nach 6 Uhr in Konstanz mit dem ICN nach Zürich. Das wird wohl meine letzte Fahrt im ICN auf dieser Strecke gewesen sein, denn die Linie soll auf lokbespannte Züge umgestellt werden. Passend zum Abschied hatten wir den in Konstanz getauften ICN "Graf Zeppelin" erwischt.

Während Konstanz werktäglich mit gerade Mal einem IC-Zugpaar an das deutsche Fernverkehrsnetz angeschlossen ist, gibt es von der schweizer Seite einen IC-Stundentakt. Leider wird der Grenzübergang Konstanz von der DB auch tariflich stiefmütterlich behandelt, man bekommt zwar ab Konstanz grenzüberschreitend BC-Rabatt, aber keine Sparpreise (die gibt’s nur beim Grenzübergang Singen-Schaffhausen). Außerdem sind für viele Relationen ab Konstanz keine durchgehenden Fahrkarten erhältlich, d.h. dann wird gestückelt und für die Folgefahrkarten verliert man den BC-Rabatt - tariflich sind Bahnreisen in die Schweiz für mich immer ein Abenteuer, bis Zürich geht es noch, darüber hinaus ist es dann meist "unbekannter Auslandstarif". Umso erstaunter war ich, dass eine durchgehende Fahrkarte Konstanz-Mailand erhältlich war.

Im ICN der SBB nach Zürich
Im ICN der SBB nach Zürich

Jetzt aber zu Fahrt: schade, dass es noch dunkel war, denn der erste Teil der Strecke nach Zürich ist landschaftlich am schönsten. Bis Weinfelden geht es erst den Seerücken hinauf, dort hat man einen schönen Blick über den Bodensee und dann auf der anderen Seite wieder runter mit Blick auf das Alpenpanorama.
Die Fahrt selbst war angenehm, der ICN hat eine sehr harmonische Neigetechnik. Ich glaube "unspektakulär" trifft es ganz gut, das besondere Erste-Klasse-Gefühl wie im ICE mag sich im ICN nicht einstellen.

CIS-ETR in Zürich
CIS-ETR in Zürich

In Zürich sind diesmal kurze Wege angesagt, der CIS nach Mailand fährt vom selben Bahnsteig ab. Ich hatte mir bei der Planung lange überlegt, ob ich wirklich mit einem CIS-ETR nach Mailand fahren möchte. Denn diesen Zug hatte ich in sehr schlechter Erinnerung und geradezu eine Abneigung gegen diesen Zug. Als der CIS noch auf der Gäubahn nach Stuttgart unterwegs war, lag die gefühlte Zuverlässigkeit bei 50%. Der CIS hatte mir früher so manchen Ärger beschert, Komplettausfälle, Teilausfälle und Verspätungen waren damals an der Tagesordnung.

Aber gut, der CIS kommt pünktlich an - will ich ihm noch eine Chance geben. Wir machen es uns bequem und warten auf die Abfahrt. Pünktlich zur planmäßigen Abfahrtszeit...

1. Klasse des Cisalpino
1. Klasse des Cisalpino

...kommt die Durchsage, dass sich die Abfahrt wegen technischer Probleme am Triebfahrzeug um einige Minuten verzögert. Also doch, ***-Zug!
Irgendwann gehen kurz die Lichter aus, der Zug wird wohl neu gestartet. Mit 17 Minuten Verspätung verlassen wir Zürich - aber immerhin der Zug fährt.

Anfang ist es noch ziemlich neblig, ab dem Zugersee wird es nun sonnig und eine herrliche Fahrt über die Gotthard-Strecke beginnt. Vorbei am Urnersee, dann die berühmte Kirche von Wassen, an der man mehrmals vorbeifährt wenn der Zug durch Kehrtunnel fährt und dann durch die italienische Schweiz nach Bellinzona. Weiter auf dem Damm über den Luganersee und später noch ein Blick auf den Comer See.
Die Verspätung von 17 Minuten behalten wir bis Mailand, ansonsten ist die Fahrt angenehm und entspannt. Nur die regelmäßigen Gastro-Durchsagen erinnern an die DB. Das Cisalpino-Team kann sicherlich gut italienisch, aber das Deutsch ist recht abenteuerlich.

In Mailand angekommen geht es mit der U-Bahn weiter zum Dom. Die U-Bahn ist erstaunlich preiswert, eine 24-Stunden-Karte kostet gerade mal 3 Euro, Aufzug und Eintritt für das Dach des Doms dagegen 7 Euro - verkehrte Welt.
Nach dem Dom-Besuch genießen wir das herrliche Wetter mit einem Eis und einem Stadtbummel, dann geht es mit der U-Bahn zurück zum Bahnhof Milano Centrale.

Der Mailänder Dom
Der Mailänder Dom

Blick vom Mailänder Dom
Blick vom Mailänder Dom

Für die Rückfahrt hatte ich mir einen lokbespannten Zug ausgesucht, und zwar den Cisalpino-EC Venedig-Schaffhausen. Durch den Lokwechsel in Chiasso braucht der Zug auf der Strecke nach Zürich 30 Minuten länger, dafür ist er pünktlich und die (Zwangs-)Reservierung ist um die Hälfte billiger als auf der Hinfahrt. Auf der Hinfahrt gingen Zoll/Grenzpolizei zwischen Lugano und Chiasso durch den fahrenden Zug, auf der Rückfahrt während des Aufenthalts in Chiasso.

Abteilwagen 1. Klasse des CIS-EC
Abteilwagen 1. Klasse des CIS-EC

Die Fahrt im Abteilwagen ist sehr angenehm und die Gebirgsstrecke bei strahlendem Sonnenschein ein Vergnügen. Auf der Rückfahrt fahren wir auch am Zürichsee entlang und überholen noch den EC aus Wien.

Fahrt auf dem Damm über den Luganersee
Fahrt auf dem Damm über den Luganersee

Von Zürich geht es diesmal mit einem Doppelstock-IC weiter bis Weinfelden. Bis Winterthur ist die Auslastung sehr hoch, ab Frauenfeld herrscht große Leere.

Im Oberdeck des SBB Dosto-IC
Im Oberdeck des SBB Dosto-IC

Weiter geht es dann mit einem Regionalzug (Thurbo-GTW) von Weinfelden nach Kreuzlingen. Auf einen 4-Minuten-Übergang hätte ich mich in Deutschland wohl nicht verlassen, hier in Weinfelden aber gar kein Problem.

1.Klasse im Thurbo-Regionalzug
1.Klasse im Thurbo-Regionalzug

Die letzten Meter von Kreuzlingen nach Konstanz fahre ich mit einem RE der Schwarzwaldbahn. Hinsetzen lohnt eigentlich nicht, denn die Fahrt dauert ganze 2 Minuten. Soweit ich sehen kann, ist der Zug menschenleer und keine weiteren Fahrgäste im Zug. Auf den Displays im Zug wird gerade das aktuelle Hochrechnungsergebnis der Bayern-Wahl eingeblendet.

Dosto der Schwarzwaldbahn
Dosto der Schwarzwaldbahn

Etwas ulkig ist die Bandansage im fahrenden Zug, dass ein Grenzübergang nur mit gültigen Grenzübertrittspapieren gestattet ist. Was ist, wenn man nun keinen Ausweis dabei hat - Notbremse ziehen und noch auf schweizer Hoheitsgebiet aussteigen?
Aber gut, ich habe ja meinen Ausweis dabei und mit der legalen Einreise nach Deutschland endet eine schöne Alpenüberquerung.

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