Eine winterliche Abschiedstour durch Bayern (Februar 2019)

In den nächsten Jahren stehen in Baden-Württemberg und Bayern durch Elektrifizierungen und Modernisierungen des Fahrzeugparks verschiedene Veränderungen an. So werden auf der Allgäubahn neue Triebzüge zum Einsatz kommen, für den München-Nürnberg-Express sind neue Fahrzeuge bestellt und auf der Intercity-Linie Nürnberg-Karlsruhe steht die Ablösung der bisherigen Wagen an. An einem winterlichen Wochenende wollen wir nochmals im Panoramawagen durch das Allgäu reisen und auch die anderen Abschiedskandidaten besuchen. Zudem nutzen wir die Gelegenheit für einen Besuch bei der Kochelseebahn und zur Mitfahrt im ICE 'Wetterstein'.

Reiseroute
Reiseroute

Wir fahren von Konstanz nach St. Gallen und von dort mit dem Eurocity durch das Allgäu nach München. Im Anschluss besuchen wir die Bahnstrecke nach Kochel, fahren auf der Mittenwaldbahn nach Innsbruck und von dort zurück nach München. Am zweiten Tag steht der München-Nürnberg-Express auf dem Programm, von Nürnberg reisen wir über Aalen und Ulm nach Friedrichshafen und mit dem Katamaran zurück nach Konstanz.


Tag 1: Konstanz - St. Gallen - München - Kochel - Tutzing - Innsbruck - München

Wir beginnen die Tour am Samstagmorgen um sieben Uhr am Bahnhof von Konstanz. Zunächst fahren wir mit einem RegioExpress nach St. Gallen, zum Einsatz kommt ein Gelenktriebwagen (GTW) der schweizerischen Bahngesellschaft Thurbo. Der Zug fährt entlang des Bodensees nach Romanshorn und weiter durch das Bodensee-Hinterland hinauf nach St. Gallen.

Erste Klasse im Gelenktriebwagen von Thurbo
Erste Klasse im Gelenktriebwagen von Thurbo

Blick aus dem Zug auf eine ausfahrende Fähre am Hafen von Romanshorn
Blick aus dem Zug auf eine ausfahrende Fähre am Hafen von Romanshorn

Gelenktriebwagen von Thurbo nach der Ankunft in St. Gallen
GTW von Thurbo nach der Ankunft in St. Gallen

Die RegioExpress-Züge von Konstanz nach St. Gallen fahren weiter bis Herisau. Wir verlassen den Zug in St. Gallen und nutzen den Aufenthalt für einen Spaziergang um und durch den Bahnhof. Das imposante Hauptgebäude wurde im Jahr 1913 fertiggestellt, die alte Schalterhalle präsentiert sich seit 2018 ansprechend renoviert.

Bahnhof St. Gallen
Bahnhof St. Gallen

Ehemalige Schalterhalle im Bahnhof St. Gallen
Ehemalige Schalterhalle im Bahnhof St. Gallen nach der Renovierung

Schließlich fährt der Eurocity 191 von Zürich nach München in den Bahnhof ein. Nach der Elektrifizierung der Strecke durch das Allgäu werden ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 Triebzüge des Typs ETR 610 'Astoro' eingesetzt. Die Ära von Lokomotiven und Wagen geht damit auf dieser internationalen Fernverbindung zu Ende. Die bisher auf dieser Relation eingesetzten Panoramawagen der schweizerischen Bahn werden hier dann ebenfalls nicht mehr verkehren.

Einfahrt des EC 191 in den Bahnhof St. Gallen
Einfahrt des EC 191 in den Bahnhof St. Gallen

Innenbild Panoramawagen der SBB
Panoramawagen der SBB im Eurocity Zürich-München

Der Zug fährt nun hinab an den Bodensee nach Rorschach und erreicht bald die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Bei Hard in Vorarlberg ist vom Zug aus das im Jahr 1570 erbaute Wasserschloss Mittelweiherburg zu sehen. Von dem Gebäude blieb nur ein Nebentrakt mit einem Treppenturm erhalten, auch der namensgebende Weiher ist im Laufe der Zeit verschwunden.
Zwischen Bregenz und Lindau fährt der Zug im Anschluss direkt an der Uferpromenade des Bodensees entlang und befährt dann den Bodenseedamm zum Kopfbahnhof auf der Insel Lindau.

Blick vom Zug auf das Wasserschloss Mittelweiherburg
Blick vom Zug auf das Wasserschloss Mittelweiherburg

Fahrt zwischen Bregenz und Lindau am Bodenseeufer
Fahrt zwischen Bregenz und Lindau am Bodenseeufer

Nach der Ankunft im Hauptbahnhof von Lindau findet ein Lokwechsel statt und zwei Diesellokomotiven der Baureihe 218 übernehmen den Eurocity. Ab der Fahrplanperiode 2020/2021 werden die Eurocity-Züge in Lindau nicht mehr auf die Insel fahren, sondern auf dem Festland am neuen Fernbahnhof Lindau-Reutin halten. Der bisherige Hauptbahnhof Lindau wird dann umbenannt in 'Lindau Insel'. Die Fernzüge zwischen Zürich und München werden zukünftig in Deutschland nicht mehr als Eurocity geführt, sondern der Zuggattung 'EuroCity-Express (ECE)' zugeordnet.

Dieselloks der Baureihe 218 beim Lokwechsel in Lindau
Dieselloks der Baureihe 218 beim Lokwechsel in Lindau

Eurocity mit Panoramawagen im Hauptbahnhof Lindau
Eurocity mit Panoramawagen im Hauptbahnhof Lindau

Nach der Rückfahrt über den Bodenseedamm auf das Festland führt die Strecke hinauf ins Allgäu. Zwischen Lindau und München gibt es zwei Strecken, unser Zug befährt die klassische Allgäubahn über Kempten. Aktuell laufen Bauarbeiten zur Elektrifizierung der anderen Strecke über Memmingen. Auf der landschaftlich schöneren Strecke via Kempten werden die grenzüberschreitenden Fernzüge nach der Umstellung nicht mehr fahren. Auf der weiteren Fahrt zieht nun eine reizvolle Winterlandschaft am Zugfenster vorbei.
Bei Günzach nördlich von Kempten erreicht die Strecke mit 825 Metern Meereshöhe den höchsten Punkt zwischen Zürich und München.

Fahrt auf dem Bodenseedamm von Lindau zum Festland
Fahrt auf dem Bodenseedamm von Lindau zum Festland

Allgäulandschaft bei Stiefenhofen
Allgäulandschaft bei Stiefenhofen

Kaffee aus dem Speisewagen und Faltblatt 'Ihr Reiseplan'
Kaffee aus dem Speisewagen und Faltblatt 'Ihr Reiseplan'

Winterliche Fahrt auf der Allgäubahn
Winterliche Fahrt auf der Allgäubahn

Blick aus dem Zugfenster auf den zugefrorenen Großen Alpsee
Blick aus dem Zugfenster auf den zugefrorenen Großen Alpsee

Fahrt durch das Ostallgäu
Fahrt durch das Ostallgäu

Blick vom Zug auf das Alpenpanorama
Blick vom Zug auf das Alpenpanorama

Nach der Ankunft im Hauptbahnhof München wechseln wir zum Starnberger Flügelbahnhof, wo die Regionalbahn nach Kochel abfährt. Die Züge nach Kochel werden bis Tutzing gemeinsam mit den Zügen nach Weilheim geführt, zum Einsatz kommen Elektrotriebzüge vom Typ Talent 2. Die Kochelseebahn gehört zum Werdenfelsnetz; auf den Tischen im Zug ist eine Karte der Bahnstrecken angebracht, die wir nun bereisen. Wir fahren zunächst nach Kochel, später dann zurück nach Tutzing und über Garmisch-Partenkirchen nach Innsbruck. Am Abend fahren wir von Innsbruck über die direkte Strecke wieder zurück nach München.

Talent 2-Triebzug von DB Regio im Hauptbahnhof München
Talent 2-Triebzug von DB Regio im Hauptbahnhof München

Erste Klasse im Talent 2-Triebzug
Erste Klasse im Talent 2-Triebzug

Karte des Werdenfelsnetzes auf einem Tisch
Karte des Werdenfelsnetzes auf einem Tisch

Die Strecke führt zunächst zum Starnberger See, dann biegt der Zug auf die Kochelseebahn ab. Die Stichstrecke ist gut 35 Kilometer lang, sie ist eingleisig und seit 1925 elektrifiziert. Die Kochelseebahn führt anfangs weiter am Starnberger See entlang und erreicht anschließend die Gruppe der Osterseen sowie die umgebenden Verlandungs- und Moorgebiete. Der erste Teil der Strecke bis Penzberg wurde 1865 von den Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen eröffnet, sie diente insbesondere der Anbindung des Penzberger Kohlenbergwerks. 1898 wurde die Verlängerung der Strecke bis Kochel in Betrieb genommen. Die Strecke führt durch das Bayerische Oberland, östlich der Strecke erheben sich die Bayerischen Voralpen.

Blick aus dem Zug auf den Starnberger See
Blick aus dem Zug auf den Starnberger See

Fahrt durch das Bayerische Oberland
Fahrt durch das Bayerische Oberland

Bahnhof Benediktbeuern
Bahnhof Benediktbeuern

Winterlandschaft zwischen Benediktbeuern und Kochel
Winterlandschaft zwischen Benediktbeuern und Kochel

70 Minuten nach der Abfahrt in München erreicht der Zug die Endstation Kochel. Der Ort Kochel am See hat gut 4.000 Einwohner, in Oberbayern ist der Ort für die Sagenfigur 'Schmied von Kochel' bekannt. Als Soldat soll er im Großen Türkenkrieg nur mit einer Stange bewaffnet das Stadttor von Belgrad eingerammt haben und 1705 als mutiger Anführer des Bauernaufstands gegen die österreichischen Besatzer gefallen sein. Im Zentrum von Kochel erinnert ein Denkmal an die Sagenfigur. Wir unternehmen einen Spaziergang vom Bahnhof zum Kochelsee, der See liegt am Übergang zwischen dem flachen Voralpenland zu den Voralpen und ist von schneebedeckten Gipfeln umgeben.

Bahnhof Kochel
Bahnhof Kochel

Zentrum von Kochel mit Denkmal für die Sagenfigur 'Schmied von Kochel'
Zentrum von Kochel mit Denkmal für die Sagenfigur 'Schmied von Kochel'

Spaziergang am Kochelsee
Spaziergang am Kochelsee

Bootshäuser am Kochelsee
Bootshäuser am Kochelsee

Blick über den Kochelsee zu den schneebedeckten Gipfeln rund um den Jochberg
Blick über den Kochelsee zu den schneebedeckten Gipfeln rund um den Jochberg

Pfarrkirche St. Michael in Kochel
Pfarrkirche St. Michael in Kochel

Vorbei an der Pfarrkirche St. Michael laufen wir zurück zum Bahnhof. Eine erste St.-Michaels-Kirche wurde im Jahr 1071 eingeweiht, der Kern der heutigen Kirche entstand um 1521, die Kirche wurde später barockisiert und erweitert.

Nach dem Rückgang des Güterverkehrs und aufgrund sinkender Fahrgastzahlen unternahm die Bundesbahn in den 1970er und 1980er Jahren mehrere Versuche zur Stilllegung der Kochelseebahn, was jedoch am Widerstand des Freistaats Bayern scheiterte. Mit der Einführung des Stundentakts gelang eine Trendwende, mittlerweile sind die Haltepunkt entlang der Strecke barrierefrei ausgebaut. Dank des Flügelkonzepts gibt es umsteigefreie Verbindungen in die Landeshauptstadt.

Bahnhof Kochel
Bahnhof Kochel

Talent 2-Triebzug im Bahnhof Kochel
Talent 2-Triebzug im Bahnhof Kochel

Fahrt auf der Kochelseebahn
Fahrt auf der Kochelseebahn

Mit dem Kloster Benediktbeuern liegt eine bekannte Sehenswürdigkeit direkt an der Strecke. Die Basilika wurde im 17. Jahrhundert im Stil des italienischen Frühbarocks erbaut, sie gilt als eine der ersten bedeutenden Barockkirchen auf dem Land in Oberbayern. Die Klosterkirche wurde 1972 zur Basilica minor erhoben.

Blick vom Zug auf die Basilika von Kloster Benediktbeuern
Blick vom Zug auf die Basilika von Kloster Benediktbeuern

Fahrt auf der Kochelseebahn über die Loisach
Fahrt auf der Kochelseebahn über die Loisach

Bahnhof Tutzing
Bahnhof Tutzing

In Tutzing verlassen wir den Zug. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs stammt aus dem Jahr 1865. Das Gebäude wurde wie die Nachbarbahnhöfe im Maximilianstil erbaut, es beherbergte einst Schalter, Wartesäle, Gepäckaufgabe und Diensträume, später eine Bahnhofsgaststätte. Die für den Bahnbetrieb erforderlichen Einrichtungen wurden mittlerweile in einen Anbau verlegt, das historische Empfangsgebäude ist seither seiner originären Funktionen beraubt.

Für die Weiterfahrt nutzen wir den ICE 1297 'Wetterstein'. Die touristische Verbindung verkehrt samstags von Hamburg über die Mittenwaldbahn bis Innsbruck und sonntags retour. Es handelt sich um einen Neigetechnik-ICE-Zug der Baureihe 411. Auf der Fahrt Richtung Garmisch-Partenkirchen queren wir erneut die Loisach, dann geht es hinauf in das winterliche Werdenfelser Land.

ICE der Baureihe 411 im Bahnhof Tutzing
ICE der Baureihe 411 im Bahnhof Tutzing

Zuglauf des ICE 1297 'Wetterstein'
Zuglauf des ICE 1297 'Wetterstein'

Fahrt über die Loisach
Fahrt über die Loisach

Blick vom Zug auf das Estergebirge
Blick vom Zug auf das Estergebirge

Schneehaufen auf dem Bahnsteig in Garmisch-Partenkirchen
Schneehaufen auf dem Bahnsteig in Garmisch-Partenkirchen

Am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen haben wir 708 Meter Meereshöhe erreicht. Garmisch-Partenkirchen ist Ausgangspunkt der eigentlichen Mittenwaldbahn nach Innsbruck. Die Bahnstrecke gewinnt auf dem nächsten Abschnitt weiter deutlich an Höhe.

Fahrt mit dem ICE auf der Mittenwaldbahn
Fahrt mit dem ICE auf der Mittenwaldbahn

Bahnhof Klais
Bahnhof Klais

Der Bahnhof Klais liegt auf 933 Meter Meereshöhe. Er trug früher die Aufschrift "Deutschlands höchstgelegener Intercity-Bahnhof". Die Ära der Intercity-Züge auf der Mittenwaldbahn ist jedoch Geschichte, die Aufschrift am Bahnhof lautet nun "Bayerns höchstgelegener Bahnhof". Zwischen Karwendel- und Wettersteingebirge fahren wir mit den letzten Sonnenstrahlen weiter über Mittenwald zur österreichischen Grenze.

Winterlandschaft an der Mittenwaldbahn
Winterlandschaft an der Mittenwaldbahn

Kartendarstellung der Strecke im ICE-Bordportal
Kartendarstellung der Strecke im ICE-Bordportal

Blick vom Zugfenster auf die Berglandschaft des Werdenfelser Landes
Blick vom Zugfenster auf die Berglandschaft des Werdenfelser Landes

Zwischenhalt am Bahnhof Seefeld in Tirol
Zwischenhalt am Bahnhof Seefeld in Tirol

Da der ICE auf der eingleisigen Strecke immer wieder Regionalzüge abwarten muss, gibt es längere Aufenthalte an den Unterwegsbahnhöfen. Während Regionalzüge für die Verbindung von München bis Innsbruck 2 Stunden 51 Minuten brauchen, ist der ICE 3 Stunden 19 Minuten unterwegs. Bei Seefeld liegt der Scheitelpunt der Strecke, der Bahnhof Seefeld in Tirol ist mit 1.182 Meter Meereshöhe der höchstgelegene ICE-Bahnhof.
Von Seefeld bis Innsbruck sind nur noch wenige Fahrgäste im Zug, denn von München nach Innsbruck gibt es schnellere Verbindungen. Nun folgt die spektakulärste Etappe der Strecke durch die Martinswand und dann hinab ins Inntal; für weitere Streckenbilder ist es jetzt allerdings zu dunkel. Auch bei Dunkelheit hat die Strecke jedoch ihren Reiz, gerade bei der Fahrt hoch über den vielen Lichtern des Tals.

Erste Klasse im ICE der Baureihe 411
Erste Klasse im ICE der Baureihe 411

Empfangshalle im Hauptbahnhof Innsbruck
Empfangshalle im Hauptbahnhof Innsbruck

Nach der Ankunft in Innsbruck drehen wir eine kleine Runde durch den Hauptbahnhof, dann fahren wir auf der schnelleren Strecke mit einem Eurocity durch das Inntal über Rosenheim nach München. Der Eurocity ist gebildet aus österreichischen Wagen. Den Abend und die Nacht verbringen wir in München.

Erste Klasse im Großraumwagen der ÖBB
Erste Klasse im Großraumwagen der ÖBB

Eurocity nach der Ankunft im Hauptbahnhof München
Eurocity nach der Ankunft im Hauptbahnhof München

Blick vom Marienplatz München zur Frauenkirche
Blick vom Marienplatz München zur Frauenkirche


Tag 2: München - Nürnberg - Aalen - Ulm - Friedrichshafen Stadt - Friedrichshafen Hafen - Konstanz

Für die Rückfahrt von München an den Bodensee wählen wir eine Route über Nürnberg. Zunächst halten wir jedoch an der S-Bahnstrecke zwischen München-Pasing und dem Hauptbahnhof Ausschau nach einem S-Bahnzug der Baureihe 420. Die Züge wurden ursprünglich für die S-Bahn München konzipiert, aufgrund ihres Ersteinsatzes bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München werden sie auch 'Olympiazüge' genannt. Der Einsatz der Züge in München endete im Jahr 2004, 2014 kamen jedoch wieder erste Züge der Baureihe 420 nach München, anfangs nur auf den Außenästen oder in Randzeiten. Mittlerweile sind die modernisierten Züge häufiger anzutreffen; wir haben Glück und können eine Station mit einem der Triebzüge mitfahren.

S-Bahnzug der Baureihe 420
S-Bahnzug der Baureihe 420

Innenraum Triebzug der Baureihe 420
Innenraum Triebzug der Baureihe 420

Unser nächster Programmpunkt ist der 'München-Nürnberg-Express'. Besonders und einzigartig macht diese Verbindung, dass die Regionalzüge mit Intercity-Wagen gefahren werden. Die Züge nutzen zwischen Ingolstadt und Nürnberg die Neubaustrecke; da bei Auftragserteilung keine geeigneten Regionalzüge zur Verfügung standen, wurden druckertüchtigte Fernverkehrswagen samt Steuerwagen umgerüstet und in der roten Farbe der Regionalzüge lackiert.

Steuerwagen des München-Nürnberg-Express im Hauptbahnhof München
Steuerwagen des München-Nürnberg-Express im Hauptbahnhof München

Aufschrift auf den Wagen des München-Nürnberg-Express
Aufschrift auf den Wagen des München-Nürnberg-Express

Die Verbindung sollte ursprünglich FRESH heißen, abgeleitet von 'FRanken-Express über die Schnellfahrstrecke in die LandesHauptstadt'. Der Name konnte sich jedoch nicht durchsetzen, heute heißt die Verbindung schlicht München-Nürnberg-Express (MNE).
Die Deutsche Bahn hat im Jahr 2013 für diese Strecke Lokomotiven und Doppelstockwagen beim tschechischen Fahrzeugbauer Škoda Transportation bestellt, ab 2016 sollten die neuen Züge rollen. Zunächst verzögerte sich die Auslieferung um mehrere Jahre, auch die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt ließ auf sich warten. Derzeit ist unklar, ab wann die neuen Züge auf der Strecke eingesetzt werden, dennoch betrachten wir die Fahrt mit den alten Zügen des München-Nürnberg-Express als Abschiedsfahrt.

Zuglaufschild des München-Nürnberg-Express
Zuglaufschild

Erste Klasse im München-Nürnberg-Express
Erste Klasse im München-Nürnberg-Express

Wir fahren nun mit dem MNE nach Nürnberg. Ab Ingolstadt befährt der Zug die Schnellfahrstrecke, er ist damit der einzige Regionalzug, der eine Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecke in Deutschland in ihrer vollen Länge befährt und mit bis zu 200 Stundenkilometer ist er für einen Regionalzug auch sehr flott unterwegs. Der Zug benötigt für die Strecke 1 Stunde 44 Minuten, die schnellsten ICE-Züge schaffen die Strecke ohne Zwischenhalte in 62 Minuten.

Fahrt auf der Neubaustrecke am Rande des Köschinger Forsts
Fahrt auf der Neubaustrecke am Rande des Köschinger Forsts

Blick auf den Ort Weinsfeld im Vorland der Mittleren Frankenalb
Blick auf den Ort Weinsfeld im Vorland der Mittleren Frankenalb

Fischteiche am Espangraben
Fischteiche am Espangraben

Nach der Ankunft in Nürnberg bleibt Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt. Vorbei an dem mittelalterlichen Wohnturm Nassauer Haus und der Lorenzkirche aus dem Jahr 1477 laufen wir über die Pegnitz bis zur Frauenkirche am Hauptmarkt. Dabei kommen wir auch am Heilig-Geist-Spital vorbei, es wurde 1339 zum Teil über dem Bett der Pegnitz errichtet und war die größte städtische Einrichtung zur Versorgung von Kranken und Alten in der Reichsstadt.

Nassauer Haus in Nürnberg
Nassauer Haus in Nürnberg

Lorenzkirche Nürnberg
Lorenzkirche

Heilig-Geist-Spital Nürnberg an der Pegnitz
Heilig-Geist-Spital an der Pegnitz

Frauenkirche Nürnberg
Frauenkirche

Lok der Baureihe 120 vor dem Intercity Nürnberg-Karlsruhe
Lok der Baureihe 120 vor dem Intercity Nürnberg-Karlsruhe

Schließlich wird es Zeit für die Weiterfahrt. Auch der Intercity von Nürnberg über Stuttgart nach Karlsruhe passt gut zu unserer Abschiedstour, denn die klassischen Intercity-Wagen sollen in absehbarer Zeit durch Doppelstockzüge des Typs IC 2 ersetzt werden. Der Intercity ist bespannt mit einer Elektrolokomotive der Baureihe 120, die Lokomotiven diesen Typs wurden zwischen 1987 und 1989 ausgeliefert und stehen vor der Außerdienststellung.
Der Zug fährt zunächst nach Ansbach, dann über die Frankenhöhe nach Crailsheim und weiter nach Aalen. An der Strecke liegt der Ort Kloster Sulz, die dortige Kirche gehört zu einem ehemaligen Prämonstratenserinnenkloster, das um das Jahr 1200 gegründet wurde.

Erste-Klasse-Abteil im Intercity der Deutschen Bahn
Erste-Klasse-Abteil im Intercity

Blick vom Zugfenster auf den Ort Büchelberg
Blick vom Zugfenster auf den Ort Büchelberg

Fahrt über die Frankenhöhe
Fahrt über die Frankenhöhe

Blick auf den Ort Kloster Sulz
Blick auf den Ort Kloster Sulz

In Aalen verlassen wir den Intercity und wechseln auf einen Interregio-Express nach Ulm. Hier treffen wir auf einen Dieseltriebzug der Baureihe 611. Die Züge stehen kurz vor der Ausmusterung, von vielen Strecken in Baden-Württemberg wurden sie bereits abgezogen. Die Brenzbahn von Aalen nach Ulm ist ein letztes Refugium der Züge, sie sollen im Frühjahr 2019 endgültig aus dem Verkehr gezogen werden - insofern ist auch dies eine Abschiedsfahrt.

Dieseltriebzug der Baureihe 611 im Bahnhof Aalen
Dieseltriebzug der Baureihe 611 im Bahnhof Aalen

Erste Klasse im Dieseltriebzug der Baureihe 611
Erste Klasse im Dieseltriebzug der Baureihe 611

Die Brenzbahn führt zwischen Albuch und Härtsfeld am nordöstlichen Rand der Schwäbischen Alb zur Donau. Start- und Zielbahnhof liegen in Baden-Württemberg, unterwegs führt die Strecke für einige Kilometer durch Bayern. Parallel zur Bahnstrecke mäandriert die Brenz durch Talwiesen.

Fahrt auf der Brenzbahn
Fahrt auf der Brenzbahn

Fluss Brenz vor dem Zugfenster
Fluss Brenz vor dem Zugfenster

In Ulm wechseln wir auf den Intercity 119 'Bodensee'. Der Zug kommt aus Dortmund, er wurde in Stuttgart auf Dieselloks der Baureihe 218 umgespannt. Der Zug fährt über Friedrichshafen und Lindau nach Innsbruck. Da die Südbahn von Ulm bis Lindau bis zum Jahr 2021 elektrifiziert werden soll, ist auch dies gewissermaßen eine Abschiedsfahrt. Die Zukunft der Fernverbindung ist offen, sicherlich werden nach Abschluss der Elektrifizierungsarbeiten auf der Südbahn keine Diesellokomotiven mehr zum Einsatz kommen.
In der Wintersonne fahren wir durch Oberschwaben an den Bodensee.

Einfahrt des IC 'Bodensee' in den Hauptbahnhof Ulm
Einfahrt des IC 'Bodensee' in den Hauptbahnhof Ulm

Erste-Klasse-Abteilwagen der ÖBB im IC 'Bodensee'
Erste-Klasse-Abteilwagen der ÖBB im IC 'Bodensee'

Fahrt auf der Südbahn durch Oberschwaben
Fahrt auf der Südbahn durch Oberschwaben

Bahnhof Laupheim West
Bahnhof Laupheim West

Kaffee von der mobilen Bar im IC 'Bodensee'
Kaffee von der mobilen Bar im IC 'Bodensee'

Blick aus dem Zugfenster bei Ravensburg
Blick aus dem Zugfenster bei Ravensburg

Ausschnitt aus dem Faltblatt 'Ihr Reiseplan' IC 'Bodensee'
Ausschnitt aus dem Faltblatt 'Ihr Reiseplan'

Vom Stadtbahnhof in Friedrichshafen fahren wir mit einer Regionalbahn die kurze Strecke bis zum Hafenbahnhof. Zum Einsatz kommt ein Dieseltriebzug der Baureihe 628. Betrieblich ist Friedrichshafen Hafen ein Bahnhofsteil des Stadtbahnhof, beide Bahnhöfe liegen 800 Meter voneinander entfernt.

Dieseltriebzug der Baureihe 628 im Bahnhof Friedrichshafen Stadt
Dieseltriebzug der Baureihe 628 im Bahnhof Friedrichshafen Stadt

Innenbild Dieseltriebzug der Baureihe 628
Innenraum Dieseltriebzug der Baureihe 628

Die Zeit bis zur Abfahrt des Katamarans nach Konstanz nutzen wir für die Besteigung des stählernen Moleturms am Hafen. Aus 22 Metern Höhe bietet sich ein Blick über die Uferpromenade von Friedrichshafen. Nachdem wir auf der Hinfahrt in Romanshorn eine ausfahrende Fähre nach Friedrichshafen gesehen haben, gelingt nun ein Gegenbild mit einer Autofähre, die dem schweizerischen Alpenpanorama entgegenfährt.
Im Abendlicht fahren wir anschließend mit dem Katamaran über den Bodensee nach Konstanz.

Moleturm in Friedrichshafen
Moleturm in Friedrichshafen

Blick vom Moleturm auf Friedrichshafen
Blick vom Moleturm auf Friedrichshafen

Ausfahrt einer Fähre aus dem Hafen Friedrichshafen
Ausfahrt einer Fähre aus dem Hafen Friedrichshafen

Fahrt mit dem Katamaran über den Bodensee
Fahrt mit dem Katamaran über den Bodensee

Begegnung mit dem Katamaran von Konstanz nach Friedrichshafen
Begegnung mit dem Katamaran von Konstanz nach Friedrichshafen

Silhouette der Altstadt von Konstanz mit Konzilgebäude, Münsterturm, Inselhotel und dem Fernmeldegebäude im Abendlicht
Silhouette der Altstadt von Konstanz mit Konzilgebäude, Münsterturm, Inselhotel
und dem Fernmeldegebäude im Abendlicht

Mit der Einfahrt in den Hafen von Konstanz endet eine interessante und abwechslungsreiche winterliche Rundfahrt, die in vielen Teilen in wenigen Jahren so nicht mehr möglich sein wird und die bei einer Wiederholung von Fahrzeugen anderer Generationen geprägt sein wird.

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