Rund um das Dreiländereck von Basel (Mai und Oktober 2019)

Im Großraum Basel gibt es mit der Kandertalbahn, der Birsigtalbahn und der Waldenburgerbahn drei außergewöhnliche Bahnziele. Bei einem Ausflug in die Region queren wir mehrfach den Rhein sowie die Grenzen zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz und widmen uns internationalen Straßenbahnlinien.

Reiseroute
Reiseroute

Wir fahren von Konstanz nach Basel und von dort nach Kandern, dann weiter nach Rodersdorf und Leymen und abschließend nach Waldenburg und Liestal. Die Tour war als Tagesausflug im Mai geplant, witterungsbedingt wurde der zweite Teil im Oktober ergänzt.

Den Ausflug beginnen wir am Morgen mit der Fahrt von Konstanz über Singen nach Basel. Aufgrund der Dunkelheit und des trüben Wetters gibt es von der ersten Etappe keine Bilder. Der Bericht beginnt somit am Badischen Bahnhof von Basel.

Badischer Bahnhof Basel, in der Mitte die Figurengruppe 'Wiese', rechts 'Rhein'
Badischer Bahnhof Basel, in der Mitte die Figurengruppe 'Wiese', rechts 'Rhein'

Das heutige Empfangsgebäude des Badischen Bahnhofs wurde 1913 eröffnet. Damals wurde auch der Kunst am Bau viel Raum gegeben, dazu gehören zwei Figurengruppen vor dem Gebäude. Ursprünglich waren das zwei Brunnen, die den Zusammenfluss der Flüsse Wiese und Rhein symbolisieren - übertragen auf den Bahnhof das Zusammentreffen von Wiesentalbahn und Hochrheinbahn. Früher führte eine repräsentative Treppe zwischen beiden Brunnen zum Bahnhof; heute dienen die Brunnenbecken als Blumentröge.

Für den ersten Teil des Ausflugs gibt es einen ganz bestimmten Grund, nämlich ein Sonderzug, der nur an diesem Tag zwischen Basel und Kandern verkehrt. Kandern ist der Endpunkt der Kandertalbahn, auf der Strecke fahren normalerweise nur Museumszüge. Durchgehende Züge von Basel nach Kandern gibt es regulär nicht. Der Sonderzug nach Kandern ist als Regionalbahn im Fahrplan geführt.

Fahrtzielanzeiger mit dem Sonderzug nach Kandern
Fahrtzielanzeiger mit dem Sonderzug nach Kandern

Talent-Dieseltriebzug als Sonderzug von Basel nach Kandern
Talent-Dieseltriebzug als Sonderzug von Basel nach Kandern

Anlässlich eines Delegiertentags des Districtsrats des Trinationalen Eurodistrict Basel am 4. Mai 2019 in Kandern finden Schnupperfahrten mit einem Dieseltriebzug vom Typ Talent auf der Kandertalbahn statt. Der Zug soll nicht nur die Delegierten zu der Sitzung nach Kandern bringen, sondern auch die Öffentlichkeit ansprechen und einen Impuls zur Reaktivierung der Strecke im regulären Schienenverkehr geben. Der erste Zug des Tages beginnt in Basel, später gibt es noch eine zweite Fahrt ab Haltingen.

Innenraum Talent-Dieseltriebzug
Innenraum Talent-Dieseltriebzug

Der Zug fährt zunächst auf der Rheintalbahn nach Norden und quert bei Weil am Rhein die schweizerisch-deutsche Grenze. In Haltingen zweigt die Kandertalbahn von der Rheintalbahn ab, sie kann aus Richtung Basel aber nur über eine sogenannte Sägefahrt - also ein Rangiermanöver - erreicht werden.

Blick aus dem Zugfenster auf die schweizerisch-deutsche Grenze bei Weil am Rhein
Blick aus dem Zugfenster auf die schweizerisch-deutsche Grenze bei Weil am Rhein

Haltepunkt Binzen
Haltepunkt Binzen

Die Kandertalbahn ist eine 13 Kilometer lange Stichstrecke, sie wurde 1895 in Betrieb genommen und hatte anfangs ein hohes Güteraufkommen, insbesondere durch Steinbrüche in der Region. Der Personenverkehr auf der Strecke war nur mäßig, ein Dammrutsch besiegelte 1983 das Ende des regulären Verkehrs. 1986 wurde die Infrastruktur von einem Zweckverband übernommen, der seither gemeinsam mit einem Verein eine Museumsbahn auf der Strecke betreibt. Binzen markiert den Beginn des Kandertals, die Strecke führt anschließend durch das weite Tal leicht ansteigend zum Fuße des Schwarzwalds.

Blick auf den Ort Binzen
Blick auf den Ort Binzen

Fahrt über einen Bahnübergang in Rümmingen
Fahrt über einen Bahnübergang in Rümmingen

Blick aus dem Zugfenster bei Hammerstein
Blick aus dem Zugfenster bei Hammerstein

Ab Hammerstein rücken Bahnlinie und Fluss enger zusammen, der letzte Abschnitt der Strecke führt entlang der Wolfsschlucht nach Kandern. Der Ort Hammerstein geht auf eine Erzgrube und eine Hammerschmiede zurück. Von Haltingen bis Kandern überwindet die Bahn einen Höhenunterschied von 77 Metern.
Schließlich erreichen wir die Endstation in Kandern. Der Ort heißt alemannisch Chander oder auch Chandre, davon abgeleitet wird die Kandertalbahn auch Chanderli genannt. Die Zeit bis zur Rückfahrt nutzen wir für einen kleinen Rundgang durch die 8.000-Einwohner-Gemeinde im Markgräflerland. Aufgrund seiner Tonvorkommen wurde der Ort als Töpferstadt bekannt.

Blick durch den Führerstand am Endbahnhof Kandern
Blick durch den Führerstand am Endbahnhof Kandern

Talent-Triebzug im Bahnhof Kandern
Talent-Triebzug nach der Ankunft im Bahnhof Kandern

Hauptstraße in Kandern
Hauptstraße in Kandern

Blumenplatz Kandern
Blumenplatz Kandern

Marktplatz Kandern
Marktplatz

Lippisbach in Kandern
Lippisbach in Kandern

Bahnhof Kandern
Bahnhof Kandern

Die Kandertalbahn ist heute die einzige normalspurige Nebenbahn in Baden-Württemberg, die als reine Museumsbahn betrieben wird. Bei einer Potenzialanalyse der Landes Baden-Württemberg wurde der Strecke ein mittleres Nachfragepotenzial bescheinigt. Es gibt unterschiedliche Überlegungen für eine Reaktivierung, von der Elektrifizierung der Strecke bis hin zu wasserstoffbetriebenen Zügen und eine Einbindung in das Netz der S-Bahn Basel.

Blick vom Bahnsteig auf die Strecke der Kandertalbahn
Blick vom Bahnsteig auf die Strecke der Kandertalbahn

Talent-Triebzug im Bahnhof Kandern
Talent-Triebzug im Bahnhof Kandern

Fahrplan des Sonderzugs RB 17295 von Kandern nach Haltingen
Fahrplan des Sonderzugs RB 17295 von Kandern nach Haltingen

Fahrt durch Hammerstein, hinter dem Baum steht ein ehemaliger Wagen der Kandertalbahn als Nebenzimmer einer Gaststätte
Fahrt durch Hammerstein, hinter dem Baum steht ein ehemaliger Wagen der Kandertalbahn
als Nebenzimmer einer Gaststätte

Haltepunkt Hammerstein
Haltepunkt Hammerstein

Blick aus dem hinteren Führerstand bei der Ausfahrt aus Hammerstein
Blick aus dem hinteren Führerstand bei der Ausfahrt aus Hammerstein

Streckenführung bei Hammerstein
Streckenführung bei Hammerstein

Fahrt durch das Kandertal
Fahrt durch das Kandertal

Kandertalbahn bei Wittlingen, rechts der Turm der St. Michaels-Kirche
Kandertalbahn bei Wittlingen, rechts der Turm der St. Michaels-Kirche

Die Streckenführung ist unspektakulär, es gibt kaum Kunstbauten. Gegner einer Reaktivierung der Verbindung fürchten um den historischen Charakter der Strecke, der durch barrierefreie Bahnsteige, neue Technik oder gar eine Oberleitung verloren ginge. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke liegt derzeit bei 30 Kilometern pro Stunde und müsste bei einer Reaktivierung für ein attraktives Angebot beschleunigt werden.

Fahrt über einen Bahnübergang in Binzen
Fahrt über einen Bahnübergang in Binzen

Haltepunkt Binzen
Haltepunkt Binzen

Fahrt am Kreisverkehr mit der Aluminium-Skulptur 'Dreispitz' in Binze
Fahrt am Kreisverkehr mit der Aluminium-Skulptur 'Dreispitz' in Binzen

Der Zug wendet in Haltingen, die Kandertalbahn hat einen eigenen Bahnsteig abseits der Bahnsteige der Deutschen Bahn. Das Bahnhofsgebäude von Haltingen wurde 1851 eingeweiht, 1910 wurde es letztmalig umgebaut. Seit dem Jahr 2009 wird das Gebäude nicht mehr genutzt, es steht dem viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn im Weg und wird 2020 abgerissen.

Talent-Triebzug nach der Ankunft am Bahnsteig der Kandertalbahn in Haltingen,  im Hintergrund verläuft die Rheintalbahn
Talent-Triebzug nach der Ankunft am Bahnsteig der Kandertalbahn in Haltingen,
im Hintergrund verläuft die Rheintalbahn

Bahnhofsgebäude Haltingen
Bahnhofsgebäude Haltingen

Für die Zeit der Bauarbeiten wurden Behelfsbahnsteige errichtet, die über einen Fußgängersteg erreichbar sind. Vom Fußgängersteg aus bietet sich ein Blick nach Norden in Richtung des alten Bahnhofs sowie nach Süden in Fahrtrichtung Basel. Dort ist auch eine historische Stahlbrücke der Bahn zu sehen, die ebenfalls dem Bahnausbau weichen muss. Unter der Brücke verläuft eine Kehrschleife um das Betriebswerk Haltingen.
Haltingen ist heute ein Stadtteil von Weil am Rhein, gut drei Kilometer liegen zwischen den Bahnhöfen der beiden Orte. Mit dem nächsten Regionalexpress legen wir die kurze Etappe bis Weil am Rhein zurück.

Blick nach Norden über die provisorischen Bahnsteige am Bahnhof Haltingen
Blick nach Norden über die provisorischen Bahnsteige am Bahnhof Haltingen

Blick nach Süden, rechts liegt das Betriebswerk Haltingen
Blick nach Süden, rechts liegt das Betriebswerk Haltingen. Die Stahlbrücke links steht vor dem Abriss.

Einfahrt eines Regionalzugs in den Bahnhof Haltingen
Einfahrt eines Regionalzugs in den Bahnhof Haltingen

Erste Klasse im Regional-Express von Haltingen nach Weil am Rhein
Erste Klasse im Regional-Express von Haltingen nach Weil am Rhein

Den Ausflug setzen wir im Oktober bei besserem Wetter am Bahnhof Weil am Rhein fort. Dort befindet sich der Endpunkt der Linie 8 der Straßenbahn Basel. Neben der Saarbahn von Saarbrücken nach Sarreguemines (Link zum Reisebericht) und der Straßenbahn von Straßburg nach Kehl (Link zum Reisebericht) ist dies die dritte von uns besuchte grenzüberschreitende Straßenbahnlinie, die Deutschland mit dem Ausland verbindet. Die Endhaltestelle befindet sich auf einer Brücke über dem Gleisfeld der Rheintalbahn, am Ende der Brücke gibt es eine Wendeschleife. Als die Verlängerung der Tramstrecke 2014 eröffnet wurde, war dies der erste Bau einer grenzüberschreitenden Straßenbahnstrecke in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Straßenbahn an der Endhaltestelle in Weil am Rhein
Straßenbahn an der Endhaltestelle in Weil am Rhein

Blick über die Gleise am Bahnhof Weil am Rhein
Blick über die Gleise am Bahnhof Weil am Rhein

Innenbild Combino-Tram von Weil am Rhein nach Basel
Innenbild Straßenbahn von Weil am Rhein nach Basel

Nach kurzer Fahrt - noch vor der Grenze - steigen wir wieder aus und laufen zur Dreiländerbrücke. Die Dreiländerbrücke verbindet Weil am Rhein mit dem französischen Huningue (Hüningen). Die Brücke wurde 2006 fertiggestellt, mit einer Gesamtlänge von 248 Metern ist sie die längste als Bogenbrücke ausgeführte Radfahrer- und Fußgängerbrücke der Welt. Das Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz liegt in der Mitte des Rheins.

Dreiländerbrücke Weil am Rhein
Dreiländerbrücke Weil am Rhein

Blick von der Dreiländerbrücke rheinaufwärts, links das deutsche Ufer, rechts das französische Ufer, und die Landspitze in der Mitte gehört zum Basler Rheinhafen und ist schweizerisch
Blick von der Dreiländerbrücke rheinaufwärts, links das deutsche Ufer, rechts das französische Ufer,
die Landspitze in der Mitte gehört zum Basler Rheinhafen und ist schweizerisch

Blick von der Dreiländerbrücke rheinabwärts
Blick von der Dreiländerbrücke rheinabwärts

Anschließend wenden wir uns wieder der Straßenbahn zu. Bis zur Grenze sind es von der Dreiländerbrücke nur wenige Schritte. Direkt vor der Grenze liegt die nur in Fahrtrichtung Basel bediente Straßenbahn-Haltestelle 'Weil am Rhein Grenze'. Rechtlich gilt ein Tram bereits als in die Schweiz eingereist, wenn sich die erste Tür auf schweizerischem Territorium befindet. So können Zollkontrollen stattfinden, obwohl der restliche Fahrzeugteil noch auf deutschem Boden steht.

Straßenbahngleise am Grenzübergang von Weil am Rhein nach Basel
Blick von der deutschen Seite auf den Grenzübergang von Weil am Rhein nach Basel,
im Vordergrund die Haltestelle 'Weil am Rhein Grenze'

Blick von der schweizerischen Seite auf den Grenzübergang Weil am Rhein
Blick von der schweizerischen Seite auf den Grenzübergang

Mit dem nächsten Tram fahren wir über die Grenze ins Zentrum von Basel. Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) setzen auf der Linie 8 Fahrzeuge vom Typ Combino ein. Die Strecke führt zunächst durch das Hafenareal des Quartiers Kleinhüningen und das rechtsrheinische Kleinbasel, dann über den Rhein ins Zentrum. Wir fahren bis zur Station Heuwaage.

Combino-Tram an der Haltestelle 'Weil am Rhein Grenze'
Combino-Tram an der Haltestelle 'Weil am Rhein Grenze'

Fahrt mit dem Tram durch das Hafenareal des Quartiers Kleinhüningen
Fahrt mit dem Tram durch das Hafenareal des Quartiers Kleinhüningen

Fahrt über den Rhein in Basel
Fahrt über den Rhein in Basel

Ab der Station Heuwaage fahren wir mit der Linie 10 nach Rodersdorf. Auf den ersten Blick scheint dies eine unspektakuläre Tramlinie wie andere zu sein - dabei ist die Strecke durchaus außergewöhnlich, denn sie gilt nach der belgisches Kusttram (Link zum Reisebericht) als zweitlängste Tramlinie Europas. Und die Strecke hat noch einen weiteren Superlativ zu bieten: sie ist die längste internationale Tramlinie.
Die heutige Linie 10 ging aus der Birsigthalbahn-Gesellschaft hervor, heute wird sie von dem Nachfolgeunternehmen Baselland Transport (BLT) betrieben. Noch immer ist die Strecke unter dem Namen Birsigtalbahn bekannt.

Zug der Linie 10 an der Station Heuwaage in Basel
Zug der Linie 10 an der Station Heuwaage in Basel

Innenbild Tango-Straßenbahn der Baselland Transport (BLT)
Innenbild Tango-Straßenbahn der Baselland Transport (BLT)

Das Tramnetz von Basel wird sowohl von den grünen Zügen der BVB als auch den gelben Zügen der BLT genutzt. Historisch betrachtet sind die Außenstrecken das Revier der BLT, heute sind die Strecken jedoch auch als Durchmesserlinien verknüpft. Auf der Strecke verkehren Einrichtungsfahrzeuge, so dass wir aus dem letzten Wagen einen Blick auf die Gleise werfen können. An der Station Heuwaage befindet sich heute eine Wendeschleife, früher war hier der Endbahnhof der Birsigtalbahn.

Blick aus der Bahn über die Wendeschleife bei der Station Heuwaage
Blick aus der Bahn über die Wendeschleife bei der Station Heuwaage

Wasserschloss Bottmingen
Blick vom Tram auf das Wasserschloss Bottmingen aus dem 13. Jahrhundert

Fahrt durch Therwil
Fahrt durch Therwil

Der stadtnahe Abschnitt ist zweigleisig, hier wird ein 7,5-Minuten-Takt gefahren. Die Strecken führt durch mehrere zusammengewachsene Gemeinden, später folgen Überlandabschnitte ohne Bebauung.
Neben unauffälligen Straßenbahnhaltestellen gibt es auch Stationsgebäude, die an einen klassischen Bahnhof erinnern wie die Station Flüh-Mariastein. Dabei liegt die Station weder in Flüh noch in Mariastein, sondern in Bättwil; der Ort Flüh und das Wallfahrtskloster Mariastein liegen in einer Nachbargemeinde.

Gleise an einem Überlandabschnitt
Gleise an einem Überlandabschnitt

Station Flüh-Mariastein
Station Flüh-Mariastein

Der letzte Streckenabschnitt zwischen Bättwil und Rodersdorf ist landschaftlich reizvoll, als Besonderheit führt die Strecke hier für knapp drei Kilometer durch Frankreich. Von einer Anhöhe fällt der Blick vom Tram über das Leimental, in der Ferne fließt der Birsig, der der Bahn ihren Namen gab. Wir sind hier im Sundgau, der zum südlichen Elsass gehört.
Die Birsigtalbahn ist gut 16 Kilometer lang, der letzte Streckenabschnitt ist eingleisig. Bis zur Endstation Rodersdorf besteht ein 30-Minuten-Takt.

Fahrt durch das Leimental
Fahrt durch das Leimental

Eingleisige Strecke bei Leymen
Eingleisige Strecke bei Leymen

Schließlich erreichen wir die Endstation in Rodersdorf. Rodersdorf ist eine ländliche Gemeinde mit rund 1.300 Einwohnern, das Gemeindegebiet ragt weit in das französische Staatsgebiet, so sind fast 90 Prozent der Gemeindegrenze gleichzeitig Staatsgrenze. Außerdem ist der Ort auch eine Exklave des Kantons Solothurn, der ansonsten vom Kanton Basel-Landschaft umschlossen ist. Als Unikum führt die Birsigtalbahn somit als einzige Tramlinie der Schweiz durch drei Kantone, nämlich Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt.

Katholische Kirche St. Laurentius in Rodersdorf
Katholische Kirche St. Laurentius Rodersdorf aus dem Jahr 1678

Wegweiser zur BLT-Haltestelle in Rodersdorf
Wegweiser zur BLT-Haltestelle in Rodersdorf

Die meterspurige Birsigtalbahn wurde anfangs als Dampfstraßenbahn betrieben, sie wurde 1905 elektrifiziert. Im Jahr 1910 wurde die Verlängerung bis nach Rodersdorf in Betrieb genommen. Mit der Integration in das Tramnetz wurde in Rodersdorf eine Wendeschleife gebaut. Die BLT setzt auf der Strecke Fahrzeuge des Typs Tango des Herstellers Stadler ein. Die 80 km/h schnellen Fahrzeuge wurden zwischen 2008 und 2016 ausgeliefert, sie haben 101 Sitzplätze und verfügen über WLAN. Wir fahren nun ein Station zurück bis nach Leymen.

Bahnhof Rodersdorf, im Hintergrund die Wendeschleife
Bahnhof Rodersdorf, im Hintergrund die Wendeschleife

Tango-Tram in der Wendeschleife Rodersdorf
Tango-Tram in der Wendeschleife Rodersdorf

Innenbild Tango-Straßenbahn der BLT
Innenraum Tango-Straßenbahn der BLT

Fahrt durch das Leimental
Fahrt durch das Leimental

Die Station Leymen liegt in Frankreich und ist für ihr repräsentatives Bahnhofsgebäude bekannt. Als die Verlängerung der Bahnstrecke bis Rodersdorf im Jahr 1910 eröffnet wurde, gehörte der Ort zum Deutschen Reich und hieß Leimen. Da ein Hügel des Jura-Nordfußes eine Streckenführung über schweizerisches Territorium verhinderte, blieb lediglich die Trasse über Leymen. Das Deutsche Reich stimmte dieser Streckenführung jedoch nur unter der Bedingung zu, dass Leymen eine Station an der Bahnlinie erhält.
Leymen hat etwa 1.200 Einwohner, der Name des Orts und auch des Leimentals geht auf Lehmvorkommen in der Region zurück. Die Grenze verläuft in dieser Gegend im Zickzack, wie auch Rodersdorf ist Leymen zu drei Seiten vom Ausland umgeben.

Bahnhof Leymen
Bahnhof Leymen

Häuser an der Rue de la Gare in Leymen
Häuser an der Rue de la Gare in Leymen

Zentrum mit Rathaus von Leymen
Zentrum mit Rathaus von Leymen

Kirche Saint-Léger / St. Leodegar Leymen
Kirche Saint-Léger / St. Leodegar aus dem 19. Jahrhundert

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs im Fachwerkstil wurde 1997 vollständig renoviert. Leymen blieb der einzige französische Bahnhof an der Strecke, ein geplante Weiterführung der Birsigtalbahn ins französische Belfort wurde nie realisiert. Im Bahnhof Leymen finden ganztägig Zugkreuzungen statt. Wir verlassen nun Frankreich wieder und fahren mit der nächsten Bahn zurück nach Basel.

Zugkreuzung am Bahnhof Leymen
Zugkreuzung am Bahnhof Leymen

Fahrt durch das Leimental nach Basel
Fahrt durch das Leimental nach Basel

Nach der Ankunft in Basel wechseln wir zum Bahnhof Basel SBB. Mit einem InterRegio fahren wir von dort über die Hauensteinstrecke nach Liestal. Die kurze Fahrt dauert nur 10 Minuten, dabei passieren wir den Rangierbahnhof Basel-Muttenz, er dient als Grenzrangierbahnhof der Formation von Güterzügen im Nord-Süd-Verkehr.

Wagen im InterRegio Basel-Zürich
Wagen im InterRegio Basel-Zürich

Innenbild des Wagens im InterRegio Basel-Zürich
Innenbild des Wagens im InterRegio Basel-Zürich

Fahrt am Rangierbahnhof Basel-Muttenz
Fahrt am Rangierbahnhof Basel-Muttenz

Blick vom Zug auf die Schweizerfahne an der Weißen Fluh am Liestaler Schleifenberg
Blick vom Zug auf die Schweizerfahne an der Weißen Fluh am Liestaler Schleifenberg

Wir wollen jetzt die Strecke der Waldenburgerbahn erkunden, die am Bahnhof Liestal ihren Ausgangspunkt hat. Als einzige schweizerische Bahn im Personenverkehr fährt die Waldenburgerbahn (noch) auf einer Spurweite von 750 Millimetern.
Für etwa einen Kilometer führen die Schmalspurgleise parallel zu den normalspurigen Gleisen der Hauensteinlinie der SBB, dann zweigt die Strecke nach Süden ab und führt in das Waldenburgertal.

Triebzug der Waldenburgerbahn im Bahnhof Liestal
Triebzug der Waldenburgerbahn im Bahnhof Liestal

Innenbild Triebzug der Waldenburgerbahn
Innenraum Triebzug der Waldenburgerbahn

Fahrt parallel zu den normalspurigen Gleisen der Hauensteinlinie der SBB
Fahrt parallel zu den normalspurigen Gleisen der Hauensteinlinie der SBB

Die Strecke folgt im weiteren Verlauf dem Fluss Frenke, das Tal ist auch als vorderes Frenkental bekannt. Die Strecke führt parallel zu einer Straße über den breiten Talboden. Sehenswert ist das Stationsgebäude von Bad Bubendorf. Der Ort Bubendorf liegt etwas abseits der Bahnlinie, der Namenszusatz 'Bad' erinnert an die Solbäder, die es hier früher gab.

Fahrt mit der Waldenburgerbahn durch das vordere Frenkental
Fahrt mit der Waldenburgerbahn durch das vordere Frenkental

Stationsgebäude von Bad Bubendorf
Stationsgebäude von Bad Bubendorf

Blick auf die Strecke der Waldenburgerbahn
Blick auf die Strecke der Waldenburgerbahn

Während die Strecke anfangs durchs Grüne führt, ändert sich bald der Charakter und die Gleise verlaufen durch mehrere Dörfer, die sich wie eine Perlenschnur entlang von Straße, Fluss und Bahnstrecke aneinanderreihen. Die Waldenburgerbahn bedient 11 Unterwegshalte, einige davon sind Bedarfshalte.
Die Waldenburgerbahn hat den Charakter einer Überlandstraßenbahn, sie ist dem Basler Tramnetz zugeordnet und hat formal die Liniennummer 19. Da die Linie jedoch keine Verknüpfung zu den übrigen Tramlinien hat, ist die Nummer vor Ort nicht präsent.

Station Hölstein
Station Hölstein

Fahrt durch Hölstein
Fahrt durch Hölstein

Die Gleise führen eng neben der Straße, zu Füßen der Kirche St. Peter in Oberdorf wechselt die Bahn die Straßenseite. Die Bahnstrecke ist eingleisig, sie wird tagsüber im Halbstundentakt bedient mit Verdichtern in den Spitzenzeiten. Die Strecke von Liestal bis Waldenburg ist insgesamt 13 Kilometer lang, die Streckenhöchstgeschwindigkeit liegt bei 75 Kilometern pro Stunde.

Bahnübergang an der Kirche St. Peter in Oberdorf
Bahnübergang an der Kirche St. Peter in Oberdorf

Station Winkelweg
Station Winkelweg

Fahrt durch Oberdorf
Fahrt durch Oberdorf

Am Endbahnhof in Waldenburg befindet sich auch das Depot. Seit 2016 gehört die Waldenburgerbahn zur Baselland Transport (BLT), die wir bereits vorhin bei der Birsigtalbahn kennengelernt haben. Waldenburg liegt am oberen Ende des vorderen Frenkentals, der Ort hat gut 1.000 Einwohner.

Triebzüge im Bahnhof Waldenburg
Triebzüge im Bahnhof Waldenburg

Depot in Waldenburg
Depot in Waldenburg

Waldenburg wurde um das Jahr 1244 erstmals urkundlich erwähnt, der Ort lag an einer wichtigen Verkehrsachse zum Gotthardpass und erlangte dadurch früh das Stadtrecht. Der mittelalterliche Stadtkern war von zwei Stadttoren umgeben, das obere Stadttor aus dem 13. Jahrhundert ist erhalten geblieben.

Oberes Stadttor in Waldenburg
Oberes Stadttor in Waldenburg

Mittelalterlicher Stadtkern von Waldenburg
Mittelalterlicher Stadtkern

Das Untere Stadttor stand auf Höhe der reformierten Pfarrkirche. Die Kirche selbst entstand aus dem Umbau eines Kornhauses, nur der Kirchturm wurde damals neu erbaut. Die Hauptstraße führt im Zentrum durch eine Engstelle, einst herrschte hier reger Güterverkehr mit Fuhrwerken zwischen Basel und dem schweizerischen Mittelland. Von Waldenburg führt der historische Weg über die Passhöhe am Oberen Hauenstein nach Balsthal, dort befindet sich heute die Endstation der Oensingen-Balsthal-Bahn (Link zum Reisebericht). Mit der Eröffnung des Bahnverkehrs auf der Hauensteinstrecke kam der Verkehr durch das Waldenburgertal zum Erliegen und der Ort drohte wirtschaftlich ins Abseits zu geraten.

Blick durch die Hauptstraße zur reformierten Pfarrkirche
Blick durch die Hauptstraße zur reformierten Pfarrkirche

Häuserzeile in Waldenburg
Häuserzeile in Waldenburg

Man bemühte sich deshalb, Industriebetriebe wie Uhrenproduktion anzusiedeln und die Verkehrsanbindung des Tals zu verbessern. Als preiswerteste Variante konnte sich eine 750-mm-Schmalspurbahn auf der bestehenden Straße durchsetzen. Nach dem Wegfall der Fuhrwerke war die Straße ohnehin überdimensioniert. Die Waldenburgerbahn wurde 1880 eröffnet, der Betrieb wurde zunächst mit Dampflokomotiven abgewickelt. Pläne zur Umspurung auf Meterspur und zur Elektrifizierung wurden aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs damals nicht weiterverfolgt.

Bahnhof Waldenburg
Bahnhof Waldenburg

Die Strecke wurde erst in den Jahren 1952/1953 elektrifiziert, die Spurweite von 750 mm wurde damals jedoch beibehalten. Den nächsten größeren Wandel gab es 1985 mit der Auslieferung der ersten neuen Pendelzüge, die aus Triebwagen und Steuerwagen bestehen. Aufgrund steigender Fahrgastzahlen wurden 1992 weitere Pendelzüge der gleichen Bauart beschafft.

Einfahrt eines Triebzugs in den Bahnhof Waldenburg
Einfahrt eines Triebzugs in den Bahnhof Waldenburg

Innenbild Triebzug der Waldenburgerbahn
Innenbild Triebzug der Waldenburgerbahn

Fahrt durch Oberdorf
Fahrt durch Oberdorf

Aktuell steht die Waldenburgerbahn vor dem nächsten großen Umbruch, denn die Strecke wird ab dem Jahr 2021 auf Meterspur umgebaut. Die Umspurung kommt fast einem Neubau gleich, es entstehen neue Doppelspurabschnitte, Haltestellen und Bahnhöfe werden erneuert, Hochwasserschutzbauten an der Vorderen Frenke errichtet. Bei dem schweizerischen Hersteller Stadler wurden für die Strecke 10 Stadtbahn-Fahrzeuge vom Typ Tramlink bestellt.

Kirche St. Peter in Oberdorf
Kirche St. Peter in Oberdorf

Fahrt durch Hölstein
Fahrt durch Hölstein

An Ostern 2021 endet der Betrieb der Schmalspurbahn in ihrer bisherigen Form, die Bauarbeiten sollen dann bis Dezember 2022 dauern. Während dieser Zeit verkehrt ein Schienenersatzverkehr. Das bisherige Rollmaterial aus sieben Trieb- und zehn Steuerwagen wurde an die Waldbahn Čiernohronská źeleznica (Schwarzgranbahn) in der Slowakei verkauft, welche bis 2025 elektrifiziert werden soll. Die Weichen der Waldenburgerbahn gehen nach Österreich zur Zillertalbahn.

Blick auf den Fluss Frenke
Blick auf den Fluss Frenke

Begegnung mit einem Intercity bei der Einfahrt in den Bahnhof Liestal
Begegnung mit einem Intercity bei der Einfahrt in den Bahnhof Liestal

Der Bahnhof Liestal wird auf vier Spuren umgebaut, dadurch wird sich auch die Einbindung der Waldenburgerbahn in den Bahnhof ändern. Vor der Weiterfahrt besuchen wir die Altstadt von Liestal. Wahrzeichen der historischen Altstadt ist das Törli, auch das Rathaus aus dem Jahr 1568 gehört zu den Sehenswürdigkeiten von Liestal.

Törli in Liestal
Törli in Liestal

Altstadt von Liestal, links das Rathaus
Altstadt von Liestal, links das Rathaus

Bahnhof Liestal
Bahnhof Liestal

Seit 1854 ist Liestal an das Bahnnetz angeschlossen, damals erreichte der erste Bauabschnitt der Hauensteinstrecke von Basel her die Stadt. Mit einem Intercity-Zug fahren wir zurück zum Bahnhof Basel SBB. Mit der S 6 wechseln wir anschließend zum Badischen Bahnhof.

Einfahrt eines Intercity-Zugs in den Bahnhof Liestal
Einfahrt eines Intercity-Zugs in den Bahnhof Liestal

Fahrt am Rangierbahnhof Basel-Muttenz
Fahrt am Rangierbahnhof Basel-Muttenz

Auf der deutschen Seite des Hochrheins fahren wir nach Hause an den Bodensee. Auf der IRE-Linie werden Neigetechnik-Dieseltriebzüge der Baureihe 612 in den baden-württembergischen Landesfarben eingesetzt. Die Strecke führt abschnittsweise in Sichtweite zum Hochrhein und der schweizerischen Grenze.

Dieseltriebzug der Baureihe 612 im Badischen Bahnhof Basel
Dieseltriebzug der Baureihe 612 im Badischen Bahnhof Basel

Erste Klasse im Dieseltriebzug der Baureihe 612
Erste Klasse im Dieseltriebzug der Baureihe 612

Blick vom Zug aus dem badischen Laufenburg über den Hochrhein auf das schweizerische Laufenburg
Blick vom Zug aus dem badischen Laufenburg über den Hochrhein auf das schweizerische Laufenburg

Bei Waldshut fällt der Blick vom Zug auf ein Kraftwerk. Es handelt sich um ein Pumpspeicherkraftwerk, das zugehörige Oberbecken liegt im Südschwarzwald, als Unterbecken fungiert der Rhein. Nach der Fahrt durch den Klettgau und einen schweizerischen Abschnitt bei Schaffhausen erreichen wir schließlich Singen und dann Radolfzell. Mit einem Zug der Schwarzwaldbahn fahren wir anschließend die letzte Etappe am Ufer des Untersees nach Konstanz.

Pumpspeicherkraftwerk Waldshut
Pumpspeicherkraftwerk Waldshut

Fahrt durch den Klettgau
Fahrt durch den Klettgau

Einfahrt eines Zugs der Schwarzwaldbahn in den Bahnhof Radolfzell
Einfahrt eines Zugs der Schwarzwaldbahn in den Bahnhof Radolfzell

Blick vom Zug auf den Markelfinger Winkel
Blick vom Zug auf den Markelfinger Winkel des Bodensees


zurück zur Startseite


Dies ist eine privat betriebene Hobby-Seite. Zum Impressum. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt von verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.