Venedig - Graz - Ljubljana (August 2008)
Eigentlich wollte ich dieses Jahr nur Österreich "erfahren" - im Laufe der Planungen ist die Tour dann noch etwas größer geworden. Von München ging es mit dem Nachtzug nach Venedig,
von dort nach Graz und über Ljubljana und Klagenfurt zurück.

Tag 1 Konstanz - Venedig
Zugegeben, um von Konstanz nach Venedig zu fahren, ist der Weg über München ein kleiner Umweg - aber tariflichen und aus Fahrplan-Gründen hat dieser Weg Vorteile.
Los ging die Fahrt im SBB-Flirt nach Radolfzell, von dort weiter mit einem 611er nach Friedrichshafen. Beim Warten in Radolfzell kann ich mal wieder beobachten, dass 611 und Fahrräder einfach nicht
zusammenpassen. Der Gegenzug hat schon 5 Minuten Verspätung und bis sämtliche Fahrräder ein- und ausgeladen sind, sind es schon 10 Minuten. Gut, dass in unserer Richtung keine
Fahrradfahrer unterwegs sind. Ich weiß nicht, ob ich einfach nur einen schlechten Tag hatte oder die Neigetechnik diesmal besonders ruppig war, jedenfalls vertrage ich die Schaukelei diesmal nicht gut und
bin froh, dass bald Friedrichshafen erreicht ist. Richtung Lindau geht es weiter mit einem 650er-Doppel.
Wegen des schlechten Wetters fällt der obligatorische Spaziergang zum Hafen während des Aufenthalts in Lindau diesmal etwas kürzer aus und so steigen wir bald in den bereitstehenden
Alex. Nach den
Lobeshymnen auf diesen neuen Zug bin ich gespannt auf meine erste Fahrt im Alex. Normalerweise wähle ich durchs Allgäu den EC Zürich-München - auch aus Tarifgründen
(Sparpreis im Fernverkehr). Größter Vorteil des Alex ist die Streckenführung über Kempten, diese ist landschaftlich doch reizvoller als über Memmingen.
Ansonsten hält sich meine Begeisterung für den Alex in Grenzen, immerhin könnte man hier die Fenster öffnen, was bei strömendem Regen aber nicht mal im Bahnhof Spaß
macht.
In München reicht die Zeit für einen Spaziergang bis zum Marienplatz und ein kleines Abendessen. Kurz vor 20 Uhr machen wir uns dann auf zur Lounge und werden mit einer Hiobsbotschaft
begrüßt: in Bayern
ist Feiertag und die Lounge schließt um 20 Uhr. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Aber die paar Minuten reichen immerhin noch für ein Getränk.
Nun gut, dann verbringen wir noch eine Stunde damit, dem Treiben am Bahnhof zuzusehen und einen Blick in die luxuriöse 1. Klasse der Mühldorfer Doppelstockwagen zu werfen.
Wie Ihr Euch vielleicht denken könnt, bin ich lieber bei Tageslicht unterwegs. Meine letzte Nachtzugreise lag deshalb schon viele Jahre zurück und ich war gespannt auf die Fahrt im CNL nach
Venedig.
Gebucht hatte ich ein Economy Double. Sehr positiv war ich dann überrascht, ein Abteil mit eigener Dusche und WC vorzufinden. Und so habe ich es mir später nicht nehmen lassen, einmal in einem
fahrenden Zug
zu duschen. Die Fahrt nach Venedig war sehr angenehm.
Tag 2 Venedig - Graz
Am Morgen hatte der Schlafwagenbetreuer dann alle Hände voll zu tun, den ausgebuchten Schlafwagen rechtzeitig vor der Ankunft um 6:38 Uhr mit
Frühstück zu versorgen. Einige Minuten vor der Zeit sind wir in Venezia Santa Lucia angekommen. Immerhin hat es hier nicht mehr geregnet, aber der Himmel war noch sehr wolkenverhangen. Um halb
Sieben ist
Venedig noch menschenleer und von den gefürchteten Touristenmassen ist nichts zu sehen - optimal für eine ruhige Stadterkundung.

Zu früher Stunde unterwegs in Venedig
Von Venedig ging es mit einem EC weiter nach Österreich. Da der Zug im Fahrplan als EC und nicht als OEC geführt wird, rechnete ich mit italienischem Wagenmaterial, umso größer die
Freude, dass es sich
um eine ÖBB-Garnitur mit modernisierten Wagen handelt.
Die Strecke führt zunächst durch die Ebene Venetiens und dann über die Pontebbana-Strecke durch das Friaul und die Karnischen Alpen. Lokwechsel ist in Tarvisio Boscoverde. Wenig
später in Villach hat der
Zug schon wieder einen längeren Aufenthalt, weil er hier verstärkt wird.
Um in unseren heutigen Zielort Graz zu gelangen, ist ein größerer Umweg über Bruck an der Murr nötig (die ÖBB bieten als Direktverbindung von Klagenfurt nach Graz einen IC-Bus
an, aber ich will ja nicht
Busfahren). Als direkte Schienenverbindung zwischen beiden Städten soll bis 2016 die Koralmbahn fertig sein.
Jedenfalls geht es jetzt erst mal über die Südbahn nach Norden. Irgendwo auf der Strecke kommt dann die Durchsage "Zugchef bitte beim Triebfahrzeugführer melden". Das ist kein gutes Zeichen
(der Zug führt
keinen Speisewagen, es muss also mehr sein als der Wunsch nach einem Kaffee :) ). Und tatsächlich kommt der Zug wenig später zum Stehen. Nach längerer Zeit gibt’s dann eine Durchsage,
dass sich die
Weiterfahrt wegen technischer Probleme um 3-4 Minuten verzögert. Es werden dann 20 Minuten, aber immerhin geht’s dann weiter. Der ursprünglich geplante Anschluss in Bruck ist dann weg, aber
wenig später
fährt eine S-Bahn nach Graz. Man liest ja immer wieder vom Wagenmangel der ÖBB und der Ausleihe von Wagen der DB. Bei der Einfahrt nach Graz fällt mir dies besonders auf, denn hier sind
viele IR-Wagen zu
sehen, teilweise auch noch in der blauen Lackierung.

Blick über Graz
Tag 3 Graz - Ljubljana - Klagenfurt
Am nächsten Tag geht es weiter nach Ljubljana. Laut Fahrplan soll es sich um einen OEC handeln (der gem. Produktbeschreibung aus modernisierten Wagen mit neuem Innendesign in der 1. und 2.
Klasse
besteht), tatsächlich sind das meiste jedoch slowenische Wagen und nur ein einziger modernisierter ÖBB-Wagen ist dabei - und das ist unserer! Bis Ljubljana teilen wir uns den Wagen mit einem
einzigen weiteren
Fahrgast. Die Fahrt verläuft sehr ruhig und angenehm und auch die Strecke ist sehr schön, erst entlang der Murr, dann durch die engen Täler von Savinja und Save.

Franziskanerkirche in Ljubljana
Nach einer Stadtbesichtigung geht es dann zurück nach Österreich, aber diesmal über Jesenice nach Klagenfurt. Bis Villach mit dem IC 210 (Zagreb-München). Dieser Zug wird mit 40
Minuten Verspätung
angekündigt, da er aber in Ljubljana 20 Minuten Aufenthalt gehabt hätte, reduziert sich diese Verspätung. Und auch in Jesenice gibt es planmäßig einen längeren Aufenthalt, so
dass wir pünktlich in Villach
ankommen.
Offensichtlich wurde der 1.Klasse-Wagen ausgetauscht, denn es sollte eigentlich ein Abteilwagen sein, entpuppt sich aber als ein Großraumwagen. Dies führt beim Einsteigen in Ljubljana zu einiger
Aufregung bei
einer deutschen Reisegruppe, die einen bestimmten (reservierten) Platz nicht finden kann. Nachdem einige Wagen in Jesenice stehen geblieben sind, führt die Strecke durch den Karawankentunnel nach
Villach.
Die Fahrkarten und Reservierungen für Italien, Österreich und Slowenien hatte ich allesamt in Deutschland gekauft und den guten Mann im Reisebüro knapp zwei Stunden beschäftigt, da
er viele Karten
stückeln musste wegen unterschiedlicher Altersgrenzen für meinen Bruder (13 Jahre) und unterschiedlichen Anerkennungsregelungen von BahnCard und Railplus in den verschiedenen Ländern
(meine BahnCard
mit Railplus wollte übrigens auf der ganzen Reise kein ausländischer Schaffner sehen. Dank Schengen auf der ganzen Strecke auch keine einzige Ausweiskontrolle).
Ich hatte auch für die kurze Strecke Villach-Klagenfurt eine Reservierung und mich zwar etwas gewundert, warum nur "Nichtraucher 2 Fenster" auf der Reservierung stand und nicht Abteil/Großraum,
habe dem
aber keine große Bedeutung geschenkt. Und so gab es beim Einsteigen (schon wieder) eine große Überraschung: es war ein ÖBB-Konferenzwagen mit Tischen und normalen
Stühlen.


ÖBB-Konferenzwagen als 1. Klasse im IC
Ulkig waren auf der kurzen Fahrt auch die Durchsagen: "Willkommen im IC sechshundertzweiunddreißig nach Wien über Klagenfurt..." und dann "Welcome in IC sechshundertzweiunddreißig to
Wien over
Klagenfurt...".
Für die Rückfahrt von Klagenfurt nach Deutschland hatte ich mir den EC 114 ausgesucht. Nach Besichtigung der reservierten Plätze (2 x Gang im einzigen nicht modernisierten Wagen des
Zuges) beschließe
ich, die Reservierung als Fehlinvestition abzuschreiben und finde im nächsten modernisierten Wagen ein komplett freies Abteil, das wir bis München für uns allein haben sollten. Bei strahlendem
Sonnenschein
wird die Rückfahrt über die Tauernbahn eine wunderschöne Fahrt. Ich komme mir zwar manchmal wie in einer Regionalbahn vor (zwischen Klagenfurt und Salzburg hält der EC alle 5 bis 15
Kilometer), aber die Strecke ist toll, eine richtige Gebirgsbahn durch eine beeindruckende Landschaft - sehr empfehlenswert.

Blick aus dem Fenster auf der Tauernbahn
Ab Salzburg hat der Zug dann wirklich "EC-Status", denn er fährt nun etwa eineinhalb Stunden ohne Halt durch bis München. Wir fahren weiter bis Ulm und steigen dort in einen 611er um. Diesmal
geht die
Strecke über Sigmaringen nach Immendingen. Die Neigetechnik bekommt mir diesmal gut und ich kann die Fahrt durch das Donautal genießen - übrigens auch dies eine landschaftlich sehr
schöne Strecke. Und
ab Immendingen bringt uns dann die Schwarzwaldbahn zurück an den Bodensee.
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