Reisebericht Eisenach-Halle-Brocken-Kassel (April 2010)
Von einer Rundreise durch Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen berichte ich in diesem Reisebericht.

Tag 1 Singen - Halle (Saale)
Völlig unstandesgemäß müssen wir uns am Ostermontag mit dem Auto nach Singen fahren lassen, denn erste Zug der Schwarzwaldbahn beginnt an Sonn- und Feiertagen nicht in
Konstanz, sondern erst in
Singen (ab 6:14 Uhr).

Am frühen Morgen in der Schwarzwaldbahn
Ab Singen haben wir zunächst den ganzen Wagen allein für uns, es ist noch dunkel und regnet leicht, später auf der Ostseite des Schwarzwalds ist die Landschaft sogar leicht weiß. Obwohl
ich die
Schwarzwaldbahn schon unzählige Male gefahren bin, ist die Strecke immer wieder schön, auch heute, wenn die Wolken tief in den Tälern hängen.
In Hornberg ist über der Burg - das ist die aus der Redewendung mit dem Hornberger Schießen - dann ein erstes Stückchen blauen Himmels zu sehen.
In Baden-Baden steigen wir auf den ICE um. Ich habe eine Reservierung für den Ruhewagen (Wagen 12) Plätze 33+35 - Volltreffer, das sind Wandplätze. Da der Wagen 12 gut gefüllt ist,
mache ich mir zunächst
wenig Hoffnung, bessere Plätze zu finden, schaue aber trotzdem in Wagen 14. Dort sitzt gerade mal eine Familie, sonst herrscht gähnende Leere. Hier lässt sich die Fahrt genießen.

1.Klasse im ICE1
Von den Bauarbeiten und der Umleitung ab Frankfurt über die Main-Weser-Bahn wusste ich, aber als der Zug in Mannheim plötzlich in die "falsche Richtung" losfährt, bin ich überrascht.
Wir fahren über die
Bergstraße - eine schöne Abwechslung zur häufig befahrenen Riedbahn, und landschaftlich ist die Strecke am Fuße des Odenwalds auch schöner. Wir fahren dann am Frankfurter
Hauptbahnhof vorbei und halten
in Frankfurt West.
Während der Reiseplanung hatte ich mich noch über die Bauarbeiten geärgert, da sie meinen Plan zeitlich durcheinandergebracht haben. Aber jetzt freue ich mich, nach langer Zeit mal wieder
über die
Main-Weser-Bahn zu fahren. Sonnenschein, die sanfte hessische Mittelgebirgslandschaft, ein leerer Zug, dazu eine Tasse Kaffee - perfekt.
Bei Guntershausen lassen wir den ICE aus Dresden vor, der von rechts aus Richtung Bebra kommt. Wegen der Bauarbeiten im Kinzigtal fahren die ICE nicht nach Fulda, sondern nach Kassel. Dieser ICE wird
uns
gleich Richtung Osten bringen.

ICE-T in Kassel
Während im Hamburger ICE noch ein hanseatischer Einschlag bei den Durchsagen zu vernehmen war, klingen die Ansagen im Dresdner ICE nun leicht sächsisch. Das ist doch schön, wenn
es wenigstens hier
noch etwas menschelt und es im Fernverkehr noch keine Bandansagen gibt.

1. Klasse im ICE-T
Die Strecke entlang der Fulda nach Bebra fahre ich auch nur äußerst selten - dank der Bauarbeiten also wieder etwas Abwechslung. Wenn man durch Eisenach fährt, sieht man rechts oben die
Wartburg.
Diesmal soll es nicht bei einem Blick aus dem Zugfenstern bleiben, und so wandern wir durch Eisenach hinauf zur Burg.

Willy Brandt, Bill Clinton und Helmut Kohl sprachen schon auf dem Markt von Eisenach

Auf der Wartburg lebte die heilige Elisabeth; Martin Luther übersetzte hier die Bibel. Heute gehört die Wartburg zum Weltkulturerbe.

Blick von der Wartburg

Reste der Straßenbahn in Eisenach

Bahnhofshalle in Eisenach
Von Eisenach geht es weiter nach Halle. Da ich nicht genau wusste, wie lange der Zwischenstopp in Eisenach dauern würde, hatte ich für die Strecke nur Nahverkehr gebucht (Nachlauf ohne
Zugbindung).

Gut, dass die Regionalbahn nach Halle nur von Außen so schlimm aussieht.

In der Regionalbahn nach Halle
Am Anfang ist es ja noch ganz schön, mit einer RB quer durch Thüringen zu fahren, man sieht auf diese langsame Weise doch mehr von Land und Leuten, eine Mischung aus netten Dörfern mit
Landidylle aber
auch Tristesse. Aber zweieinhalb Stunden sind dann doch lang und irgendwann sehnt man das Ende herbei, auch weil die Landschaft im nördlichen Streckenteil dann nicht mehr so schön ist (wobei die
Fahrt durch
die riesigen Chemieanlagen von Leuna auch beeindruckend ist).
Für die Übernachtung hatte ich Halle ausgewählt, weil ich diese Stadt noch gar nicht kannte. Wenn man mit dem Zug durch Halle fährt, wirkt die Stadt nicht sehr einladend, die
hässlichen Hochhäuser wirken
doch recht abschreckend...

Halle aus der Bahnfahrerperspektive
...und so sieht es dann dahinter aus:


Halle an der Saale
Tag 2 Halle - Brocken - Wernigerode
Am zweiten Tag geht es nach Quedlinburg und auf den Brocken. Mit dem HEX (Harz-Elbe-Express) geht es Richtung Nordwesten, die Landschaft ist öde und langweilig, aber dafür liegen im HEX
gratis
Zeitungen aus.

Harz-Elbe-Express (HEX) in Halle


1. Klasse im HEX
Um von Halle nach Quedlinburg zu kommen, muss man in Wegeleben umsteigen. Ich hatte von diesem Ort zuvor noch nie gehört - und wohl auch nichts verpasst. Wenigstens ist schönes Wetter, um
die halbe
Stunde totzuschlagen. Und es gibt viel Landschaft.




Aufenthalt in Wegeleben
Der HEX nach Quedlinburg ist diesmal die kurze Variante (Lint 27).

Im HEX nach Quedlinburg

HEX in Quedlinburg
Nach kurzer Fahrt kommen wir in Quedlinburg an und erkunden die historische Altstadt und den Schlossberg. Mit ihren 1.200 Fachwerkhäusern gehört die Stadt zum Weltkulturerbe.






Bummel durch Quedlinburg

Triebwagen der Harzer Schmalspurbahnen
Quedlinburg ist einer der Endpunkte des Netzes der Harzer Schmalspurbahnen, hier steht ein Triebwagen der HSB (und der erste Eisenbahnfotograf), wir fahren aber erst mal mit dem HEX nach
Wernigerode.
Von dort aus geht’s dann mit einem Dampfzug der Harzer Schmalspurbahn hinauf auf den Brocken. Ich bin eigentlich kein Dampflok-Fan und mein Hauptinteresse war, mal auf den Brocken zu kommen.

Dampfzug der Harzer Schmalspurbahnen







Auf dem Brocken
Mit 1141 Metern ist der Brocken der höchste Berg im Norden Deutschlands. Teilweise liegt hier oben noch Schnee, die zwei Stunden Aufenthalt reichen gut für den Rundweg um den Gipfel und einen
Besuch im
Brockenhaus.
Ich schaue dann noch etwas dem Treiben der Eisenbahnfotografen zu, die ihre helle Freude mit dem einfahrenden Zug haben, bevor wir dann wieder talwärts nach Wernigerode fahren.
In der Abendsonne bleibt dann noch Zeit für einen Bummel durch Wernigerode und hinauf zum Schloss.

Bummel durch Wernigerode

Rathaus von Wernigerode

Blick vom Schloss Wernigerode

Schloss Wernigerode
Als ich ein Hotel in Wernigerode gesucht hatte, wollte ich eigentlich nur ein Hotel in Bahnhofsnähe. Mehr durch Zufall habe ich ein Hotel erwischt, das sich als "Treffpunkt für Eisenbahnfreunde"
versteht. Das
Hotel bietet "Doppelzimmer-Eisenbahnblick mit Aussicht auf das HSB-Betriebsgelände", auch die Einrichtung und die Speisekarte im Restaurant ist ganz auf Eisenbahn ausgerichtet, bis hin zu einer
Getränke-Eisenbahn. Ohne es speziell gebucht zu haben, ist auch unser Zimmer mit Blick auf die HSB, die vor dem Hotel bekohlt werden:

Blick vom Hotel zur HSB
Auf dem Hotelprospekt ist dann auf der Rückseite aber nur eine Anfahrtsskizze mit Autobahnen und Bundesstraßen abgedruckt - dass ein Eisenbahnfreund auch wirklich mit der Bahn anreist,
übersteigt wohl die Vorstellungskraft...
Tag 3 Wernigerode - Kassel - Konstanz
Am dritten Tag steht die Rückfahrt an den Bodensee an. Eigentlich hatte ich erwartet, dass die Fahrt westwärts Richtung Göttingen geht, die Bahnauskunft schlägt aber eine Route nach
Norden über
Braunschweig als schnellste Verbindung vor. Auch gut.
Und so geht es mit dem HEX nach Vienenburg und von dort mit einer RB nach Braunschweig. Dass es in Vienenburg sogar ein außergewöhnliches Bahnhofsgebäude gibt, war mir vorher nicht
bekannt:

Bahnhof Vienenburg
Die RB nach Braunschweig besteht aus einer BR 628, mit diesem Fahrzeug bin ich auch schon länger nicht mehr gefahren.

BR 628 in Vienenburg

1. Klasse in der BR 628

ICE1 in Braunschweig
Der ICE aus Berlin kommt pünktlich in Braunschweig an, und diesmal haben wir nicht die blöden Wandplätze 33+35, sondern 53+55. Die Freude darüber währt aber nur bis zum
Einsteigen, 53+55 sind ebenfalls
Wandplätze! Also gleich wieder weiter in Wagen 14.
Wenn man auf der Nord-Süd-Strecke durch Kassel fährt, sieht man auf der rechten Seite (von Norden kommend) in der Ferne den Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe. Auch das ist ein Ziel,
das ich schon
immer mal besuchen wollte, und heute ist es soweit. Vom Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe fahren wir mit der Straßenbahn zum Schloss und laufen dann durch den Landschaftspark hinauf zum Herkules.
Leider
haben wir - wie schon auf der Wartburg - das Pech, das die Sehenswürdigkeit teilweise von einem Gerüst verdeckt ist, und auch die Wasserspiele sind nicht in Betrieb. Da uns das Wetter wieder hold
ist, ist der
Ausflug trotzdem ein schönes Erlebnis.




Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel
Mit dem ICE geht es dann weiter nach Stuttgart. Diesmal geht die Fahrt über den normalen Weg (Fulda und Riedbahn) und bei einer Tasse Kaffee genieße ich die Fahrt auf der
Nord-Süd-Strecke.
In Stuttgart haben wir eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, die wir zu einem Besuch der Lounge nutzen.
Anschließend geht es mit dem Gäubahn-IC weiter nach Singen. Der Zug besteht aus schweizer Wagen, Steckdosen gibt es nur im ersten 2.Klasse-Wagen. Es gibt eine Minibar und in der ersten
Klasse liegen Zeitungen bereit.

Gäubahn-IC in Stuttgart

1. Klasse im Gäubahn-IC
Nach dem Panoramablick auf Stuttgart, der Fahrt über die Gäuebene, durch
das Neckartal, über die Donau und durch die Hegau-Vulkane erreichen wir dann Singen.

Gäubahn-IC in Singen
Beim Warten auf den seehas (SBB Flirt) schaue ich noch dem Lokwechsel beim IC zu.

Lokwechsel in Singen
Die Ausfahrt ist ganz interessant, es fahren nämlich 3 Züge ein paar Meter hintereinander auf dem gleichen Gleis: erst der IC, dann die abgekuppelte BR 120 und dann eine Regionalbahn nach
Schaffhausen,
die wegen der Verspätung des IC schon wartete.
Im seehas geht’s dann die letzten Kilometer heimwärts. Dabei habe ich noch eine kurze Schrecksekunde: ein Kontrolleur ist im Zug unterwegs und meine Fahrkarte ist weg. Gerade hatte ich sie noch in
der
Hand, und jetzt ist sie verschwunden: Jackentasche, Hemdtasche, Rucksack, Fußboden - das Ticket ist weg. Eben habe ich noch über das Plakat geschmunzelt...

Schwarzfahrer-Plakat im seehas
...jetzt vergeht mir das. Ich schüttle die Jacke nochmals aus, da fällt das Ticket heraus. Ich hatte offenbar den Ärmel erwischt, als das Ticket in die Innentasche stecken wollte. Puh.
Und so kann ich die letzten Meter am See entlang und über die Rheinbrücke mit Blick auf die beleuchtete Altstadt von Konstanz doch noch genießen.

1. Klasse im seehas
Da ich die Rückfahrt getrennt gebucht hatte, komme ich jetzt noch in den Genuss des City-Tickets für Konstanz für die Heimfahrt im Bus, den wir trotz knappem 3-Minuten-Übergang
problemlos erreichen.
Alle Züge pünktlich, Service ok, herrliches Wetter – so macht Bahnfahren Spaß!
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