27 Stunden Fahrt bis Mallorca? Im Zeitalter der Billigflieger wird man wohl belächelt, wenn man mit Zug und Fähre nach Mallorca reist. Mit dem Billigflieger ist diese Art des Reisens jedoch auch nicht zu vergleichen - dafür aber ein tolles Erlebnis, ganz nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel".
Reiseroute
Auf der Hinfahrt reisen wir mit den Nachtzug Zürich - Barcelona, dann weiter mit der Fähre nach Mallorca, von dort nach Valencia, über Madrid wieder nach Barcelona und schließlich über Paris zurück nach Hause.
Um 17:03 Uhr starten wir in Konstanz mit einem InterRegio der SBB nach Zürich. Kurz zuvor war es noch sonnig, jetzt macht uns ein Regenschauer den Abschied vom Bodensee nicht schwer.
In Konstanz scheint noch die Sonne, hier auf der Marktstätte
SBB-InterRegio in Konstanz
1.Klasse im SBB-Interregio
Jetzt regnet's über dem Bodensee...
...einige Minuten später scheint wieder die Sonne.
In Oberwinterthur legen wir einen außerplanmäßigen Halt ein, um Fahrgäste eines liegengebliebenen IC aufzunehmen, und so kommen wir einige Minuten später in Zürich an. Das ist aber kein Problem, schließlich haben wir eine Übergangszeit von etwa einer Stunde.
Barcelona als Ziel ist doch etwas exotisch auf der Abfahrtstafel
Eine Viertelstunde vor der Abfahrt wird dann der EN 274/275 "Pau Casals" bereitgestellt. Der Nachtzug wird als "Trenhotel" (deutsch Zughotel) von Elipsos betrieben, einem Gemeinschaftsunternehmen der spanischen Bahn RENFE und der französischen Bahn SNCF. Zum Einsatz kommen Talgo-Wagen; wir reisen in der Gran Clase, einem Abteil mit Dusche und WC.
Elipsos-Nachtzug in Zürich
Elipsos Trenhotel
Gang im Talgo-Schlafwagen
Abteil in Tagesstellung
Dusche und WC
Das Abteil ist zunächst noch in Tagesstellung, nachdem der Schlafwagenbetreuer Fahrkarten und Pässe eingesammelt hat, bekommen wir neben der Schlüsselkarte für die Abteiltüre Gutscheine für Abendessen und Frühstück, welche im Preis inbegriffen sind. Mit den Gutscheinen kann man zum Abendessen im Restaurant frei aus der Karte wählen (jeweils etwa 5 Vorspeisen, Hauptgerichte und Nachspeisen) und auch die Getränke sind frei.
Restaurantwagen im Elipsos-Trenhotel
Während wir im Restaurant sind, richtet der Schlafwagenbetreuer die Betten. Nicht nur was die Gastronomie betrifft macht das Trenhotel seinem Namen alle Ehre. Im Bad gibt es ein komplettes Necessaire mit Zahnbürste, Rasierer, Zahnpasta, Ohropax, Duschgel usw., selbst an Einmal-Fußschlappen und eine Einmal-Duschmatte ist gedacht.
Unser Abteil in Nachtstellung
Necessaire im Schlafwagen
Schade, dass es nun schon bald dunkel wird, denn diesen Teil der Schweiz über Bern, Fribourg, Lausanne und Genf kenne ich noch gar nicht.
Als wir am nächsten Morgen aufwachen und einen ersten Blick aus dem Fenster werfen, sieht die Landschaft dann schon sehr südeuropäisch aus. Da die Altbaustrecken in Spanien mit der die sogenannten iberische Breitspur eine andere Spurweite haben als im übrigen Europa, fährt der Zug bei Portbou an der spanisch-französischen Grenze durch eine Spurwechselanlage, in der die Spurweite der Wagen automatisch auf die Breitspur angepasst wird.
Aufwachen in Südfrankreich
Wir machen uns nun wieder auf in Richtung Restaurant, wo wir unsere Gutscheine für das "5-Sterne-Frühstück" einlösen. Es gibt wahlweise ein Omelett oder Cornflakes, dazu Toast und süßes Gebäck.
"5-Sterne-Frühstück" im Trenhotel
Mit 35 Minuten Verspätung erreichen wir schließlich Barcelona Estació de França. Der Kopfbahnhof wurde 1848 eröffnet und war früher der wichtigste Bahnhof Barcelonas.
Ankunft in Barcelona Estació de França
Barcelona Estació de França
Der Bahnhof liegt unweit des Hafens. Da wir nach der Ankunft gleich weiter zur Fähre wollen, können wir von hier zu Fuß zum Fähreterminal laufen und dabei schon einen kleinen Eindruck von Barcelona bekommen - die eigentliche Stadtbesichtigung steht erst bei der Rückfahrt auf dem Programm, wenn wir in fünf Tagen wieder hier sein werden.
Monument Colom - Kolumbus-Denkmal in Barcelona
Hafenausfahrt Barcelona
Mit dem Fährschiff verlassen wir nun Barcelona in Richtung Palma. Über dem Hafen schwebt eine Seilbahn - in fünf Tagen werden wir selbst von dort oben in luftiger Höhe auf das Terminal hinabschauen.
Passagierraum auf dem Fährschiff Zurbarán
Hafenausfahrt Barcelona
Die See ist ruhig, die Überfahrt aber doch eintönig
Die Überfahrt von Barcelona nach Palma dauert acht Stunden. Es ist zwar herrliches Wetter und die See ruhig, aber die Fahrt ist doch recht eintönig und die Zeit vergeht langsam. Zudem ist die Zurbarán eines der kleineren Fährschiffe mit nur wenigen Möglichkeiten zum Zeitvertreib an Bord.
Endlich Land in Sicht
Nach fünfeinhalb Stunden ist dann immerhin Land in Sicht, bis zur Ankunft in Palma dauert es aber noch eine ganze Weile, denn wir müssen zunächst den südwestlichen Inselteil von Mallorca umrunden. Wir passieren die Illa Sa Dragonera (Dracheninsel), Port d'Andratx und umrunden das Cap de Cala Figuera, dann erreichen wir schließlich Palma.
Fahrt entlang der Küste von Mallorca
Die Fähre nimmt Kurs auf Palma
Geschafft - im Abendlicht sind wir in Palma angekommen.
Heute ist Inseltag, wobei wir trotzdem etwas Bahn fahren wollen. Zunächst schlendern wir aber gemütlich am Hafen entlang zur Catedral La Seu und von dort durch die Altstadt zum Bahnhof der Tren de Sóller. Die imposante Kathedrale ist das Wahrzeichen Palmas, Grundsteinlegung für den Bau war im Jahre 1230. Direkt neben der Kathedrale erhebt sich der ebenfalls gotische Königspalast Palau de l'Almudaina.
Catedral La Seu / Kathedrale von Palma
Königspalast und Kathedrale
Blick von der Kathedrale über Parc de la Mar und zum Hafen
Die Bahn von Palma nach Sóller (Tren de Sóller) transportierte ursprünglich Orangen und Oliven über die Insel, heute ist es eine reine Touristenbahn, die uns in historischen Wagen auf landschaftlich reizvoller Strecke durch die gebirgige Serra de Tramuntana über die Insel bringt, Fotostopp inklusive.
Tren de Sóller in Palma
Auf der Fahrt über die Insel
Fotohalt über Sóller
In Sóller steigen wir um auf die Tranvía, eine Straßenbahn, die zum drei Kilometer entfernten Hafen Port de Sóller fährt. Mein Reiseführer sagt übrigens, dass der Bahnhof von Sóller ein umgebauter Gutshof aus dem 17. Jahrhundert ist und dieser Estació del Ferrocarill somit das älteste Bahnhofsgebäude der Welt sei.
Tranvía -Straßenbahn in Sóller
Wir erreichen Port de Sóller
Port de Sóller
In Port de Sóller mischen wir uns nun unter die zahlreichen Touristen auf der Uferpromenade. Port de Sóller liegt in einer Bucht, die schon die Römer als natürliches Hafenbecken zu nutzen wussten. Vor dem Bau der Bahnlinie wurden von hier aus Orangen nach Frankreich exportiert.
Port de Sóller
Tranvía in Port de Sóller
Später fahren mit Tranvía und Zug zurück nach Palma, wo wir den Rest des Tages verbringen. In Touristenkreisen wird der Zug auch Rayo rojo (roter Blitz) genannt, die Einheimischen verwenden diese Bezeichnung jedoch nicht.
Fahrt durch Zitronenhaine bei Sóller
Uriges Oberleitungsfahrzeug am Wegesrand
Altstadt von Palma
Kathedrale von Palma
Nein, wir sind nicht in Disneyland
Auch einige Kreuzfahrtschiffe haben in Palma festgemacht
Blick auf Hafen und Kathedrale
Anschließend machen wir uns auf den Weg zur Festung Castell de Bellver. Der Anstieg durch einen naturbelassenen Park wird belohnt mit einem tollen Blick über die Bucht von Palma. Die Fährschiffe im Hafen erinnern schon an die morgige Weiterreise.
Blick über die Bucht von Palma vom Castell de Bellver
Unser Inseltag neigt sich dem Ende zu.
Heute ist Seetag, würde man wohl auf einem Kreuzfahrtschiff sagen. Jedenfalls steigen wir am späten Vormittag auf die Fähre nach Valencia. Das Fährschiff Murillo ist größer und komfortabler als das bei der Hinreise, mit verschiedenen Gastronomieangeboten und einem kleinen Shop erinnert die Fähre schon mehr an ein Kreuzfahrtschiff.
Fährschiffe aufs Festland
Wir verlassen Palma
Das Fährschiff Murillo ist ansprechender als das kleinere Exemplar der Hinfahrt
Wir ergattern Liegen auf Deck, so lässt sich die Überfahrt genießen. Auch wenn die Fahrt eine halbe Stunde länger dauert als die Hinfahrt, vergeht die Zeit schneller. Die See ist wieder absolut ruhig, schade, dass wir keine Delfine sehen.
Das Festland ist in Sicht.
Pünktlich erreichen wir am Abend Valencia, die drittgrößte Stadt Spaniens. Schon von weitem sind die großen Kräne des Containerhafens zu sehen.
Uhrturm am Hafen von Valencia
Heute ein ganzer Tag ohne Zugfahren? Na ja, nicht ganz, mit Straßenbahn und Metro fahren wir vom Hafen in die Innenstadt zu unserem Hotel.
Straßenbahn in Valencia
Den Abend verbringen wir in den Altstadtgassen rund um die Kathedrale. Baubeginn für das Gotteshaus war im Jahr 1262, der Glockenturm kam im 14. Jahrhundert dazu.
Abendspaziergang durch Valencia
Kathedrale
Palacio de La Generalitat
Heute fahren wir weiter nach Madrid, zunächst bleibt aber noch Zeit, um Valencia bei Tageslicht anzuschauen. Dazu gehört auch ein Besuch der Seidenbörse (Lonja de la Seda). Das Gebäude wurde zwischen 1482 und 1533 erbaut und gilt als eines der bedeutendsten Gebäude der profanen Gotik in Europa; seit 1996 gehört die Seidenbörse zum Weltkulturerbe.
Palmen vor dem Gebäude der Banco de Valencia
Die Kathedrale bei Tageslicht
Auf der Plaza de la Reina
Miguelete-Turm
Markthalle Mercade Central
Santa Catalina
Lonja de la Seda (Seidenbörse), seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe
Vertragshalle der Seidenbörse
Palacio del Marqués de Dos Aguas
Anschließend wollen wir mit der Metro zum neuen Fernbahnhof Joaquín Sorolla fahren. Ich bemerke aber nicht, dass die Linien 3 und 5 in anderer Reihenfolge als zunächst angezeigt abfahren und so steigen wir in die falsche Bahn. Das ist aber nicht weiter schlimm, so fahren wir eben zum Bahnhof Estación del Norte (Nordbahnhof) und können diesen imposanten Jugendstilbau noch anschauen, Zeit ist genug.
Valencia Estación del Norte
Für die Fernverkehrszüge wurde unweit des Nordbahnhofs ein neuer Bahnhof gebaut. Es verkehrt wohl auch ein Shuttlebus zwischen beiden Bahnhöfen, man kann die Strecke zum Bahnhof Joaquín Sorolla aber auch gut laufen, es sind 700 Meter und die Strecke ist ausgeschildert.
Die Hälfte des Fußweges ist fast geschafft, nur noch 400 Meter
Der Bahnhof Joaquín Sorolla ist genau das Gegenteil vom altehrwürdigen Estación del Norte, nämlich ein moderner Bau aus viel Stahl und Beton. Von hier fahren die Hochgeschwindigkeitszüge nach Barcelona und Madrid ab.
Bahnhof Joaquín Sorolla in Valencia
Vor dem Zugang zu den Zügen wird das Ticket kurz vorgeprüft, dann wird das Gepäck durchleuchtet und an einem Schalter auf dem Bahnsteig der Barcode auf dem Ticket gescannt, im Zug selbst wird die Fahrkarte dann nicht mehr kontrolliert. Auf der Strecke nach Madrid kommt ein AVE 112 zum Einsatz, ich habe online in der Business-Class gebucht.
AVE 112 in Valencia zur Fahrt nach Madrid
Business-Class
Sogar eine Schuhputzmaschine ist an Bord.
Bei der Buchung auf der Renfe-Seite kann man die Sitzplätze platzgenau wählen und auch angeben, ob man ein spezielles Menü (z.B. vegetarisch, glutenfrei usw.) möchte. Beim Einsteigen läuft im Zug leise Musik, es gibt ein Audio- und Videoprogramm (erst läuft eine Tierdoku, dann ein spanischer Film). Kurz nach der Abfahrt beginnt das Serviceprogramm in der Business-Class, als erstes gibt es Gratis-Kopfhörer, dann Gratis-Zeitungen, dann die Getränke-Karte, dann ein Hot Towel, dann werden die Hot-Towels wieder eingesammelt und der Imbiss kommt, dazu kann man ein Getränk aus der Getränke-Karte wählen und zusätzlich gibt es auch Kaffee (alles im Ticket inbegriffen). Anschließend wird das Geschirr wieder abgeräumt und sogar der Tisch noch abgewischt, dann kommt noch eine Lindor-Praline - ja, und dann sind wir auch fast schon in Madrid angekommen. Der Zug fährt auf der Strecke fast durchgehend 250 bis 300 Stundenkilometer schnell.
Die Kopfhörer gibt's gratis
Auf der Schnellfahrstrecke Valencia-Madrid
Imbiss an Bord
Wir sind mit Tempo 300 unterwegs, bei diesem Schnappschuss sogar etwas schneller
In der Anfahrt auf Madrid werden Streckenkarten eingeblendet
Laufband im Bahnhof Madrid-Atocha
Am Bahnhof Madrid-Atocha gelangen aussteigende Fahrgäste per Laufband in die Empfangshalle und sind so komplett von einsteigenden Fahrgästen getrennt. Der Ablauf hier erinnert an einen Flughafen.
Blick auf die Fernverkehrsflotte in Madrid-Atocha
Nach meiner ursprünglichen Reiseplanung hätten wir nun den Rest des Tages in Madrid verbracht. Einige Tage vor der Abreise hatte ich dann noch im Reiseführer für Madrid geblättert und dort als Empfehlung einen Besuch in der Stadt Toledo gelesen, die eine der schönsten Städte Spaniens sei. Die Stadt mit mittelalterlichem historischem Zentrum liegt 70 Kilometer südlich von Madrid. Mit dem Zug sind es nur 33 Minuten, und so hatte ich kurzentschlossen noch Fahrkarten nach Toledo gebucht.
Wir bringen nun das Gepäck ins Hotel und machen uns bald darauf also wieder auf den Weg zum Bahnhof Estación de Puerta de Atocha. Zur Expo in Sevilla im Jahr 1992 wurde für die neue Schnellfahrstrecke ein neuer Bahnhof direkt neben der bisherigen Bahnhofshalle gebaut. Die historische Bahnhofshalle beherbergt seither einen Palmengarten - und so können wir bis zur Abfahrt unseres Avant-Zuges nach Toledo noch den Fischen und Wasserschildkröten zusehen.
Palmen in der früheren Bahnhofshalle der Estación de Atocha
Statt Zoo und botanischer Garten: Wasserschildkröten im Bahnhof
Auch für diesen Avant-Zug läuft dann wieder das gleiche Prozedere, das Gepäck wird durchleuchtet und das Ticket vor dem Zugang zum Bahnsteig gescannt. Im Zug selbst lässt sich dann kein Zugbegleiter blicken. Auch hier habe ich wieder Onlinetickets der Renfe gebucht. Offiziell führt der Avant nur Turista-Klasse, es gibt aber noch einen deklassierten Erste-Klasse-Bereich, in den ich uns bei der Sitzplatzwahl buchen konnte. Es gibt auch einen Gastrobereich (Theke), dieser ist aber bis auf einen Automaten geschlossen. Nach der Abfahrt kommt eine Bandansage (spanisch und englisch) mit Begrüßung usw. und dem Hinweis, dass man das Handy leise stellen soll und nur in den Wagenübergängen telefonieren soll. Wir fahren zunächst auf der Schnellfahrstrecke Richtung Sevilla und biegen dann auf die Stichstrecke nach Toledo ab, wo die Strecke endet. Die Strecke wurde 2005 eröffnet und ist ebenfalls als Schnellfahrstrecke ausgelegt. Es gibt keine Unterwegshalte.
Im Avant nach Toledo
Die Schnellfahrstrecke Madrid - Toledo ist unspektakulär
Ankunft in Toledo
Zu Fuß überqueren wir dann den Fluss Tajo und bezwingen in der spanischen Mittagshitze die Anhöhe, auf der die Stadt liegt. Der Tajo ist der längste Fluss der iberischen Halbinsel und mündet bei Lissabon in den Atlantik.
Auf dem Weg vom Bahnhof in die Altstadt
Puerta del Sol
Catedral de Santa María de Toledo
In der Altstadt und rund um die gotische Kathedrale sind viele jugendliche Pilger unterwegs, die sich auf den Weltjugendtag in einigen Tagen in Madrid vorbereiten. Die Altstadt gehört seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Blick auf den Fluss Tajo
Festung Alcázar von Toledo
Puente de San Martín
Gegen Abend (es hat immer noch 38 Grad) fahren wir zurück nach Madrid. Wir sind zeitig am Bahnhof und so kann ich hier noch ein paar Bilder machen. Das Gebäude im Mudéjar-Stil wurde 1919 fertiggestellt, im Erdgeschoss des Turms befand sich einst ein königliches Wartezimmer.
Bahnhofsturm von der Straßenseite
Bahnhofshalle
Gleisseite des Bahnhofs von Toledo
Auch am Bahnhof von Toledo wird das Gepäck wieder durchleuchtet - es ist schon beachtlich, welcher Aufwand hier betrieben wird, vor allem wenn man bedenkt, dass von Toledo gerade mal 13 Züge am Tag abfahren und wie personalintensiv das abläuft.
Gepäckkontrolle und Check-in am Bahnhof Toledo
Der Gastrobereich im Avant ist geschlossen.
Temperaturen scheinen in Spanien eine große Rolle zu spielen, auch hier im Avant wird auf den Displays ständig die Innen- und Außentemperatur angezeigt, auch in den anderen Zügen und selbst in Fahrstühlen ist mir die Temperaturanzeige aufgefallen.
Am Abend machen wir uns dann noch auf Entdeckungstour durch Madrid. Zunächst geht es in den Retiro-Park, dann zum Plaza de la Cibeles, Madrids heimliches Wahrzeichen und zum Hauptplatz, dem Plaza Mayor.
Hängender Garten am Caixaforum
Im Retiro-Park
Reiterdenkmal im Retiro-Park
Der Parque del Buen Retiro (Park zum guten Rückzug) wurde im 17. Jahrhundert als Königsgarten angelegt, seit 1868 steht die grüne Oase allen Besuchern offen. Über dem künstlichen See thront ein Reiterdenkmal von Alfons XII.
Plaza de la Cibeles
Madrid hat kein richtiges Wahrzeichen, aber der Plaza de la Cibeles gilt als heimliches Wahrzeichen. Der Brunnen der Kybele liegt jetzt am Abend zwar im Dunkeln, aber dafür leuchtet der Palacio de Comunicaciones umso schöner.
Edificio Metrópolis, einst Firmensitz der gleichnamigen Versicherung
Plaza de Canalejas
Der Hauptplatz Plaza Mayor
Rund um das Reiterstandbild Philipps III. erstreckt sich der von Arkaden umgebene rechteckige Hauptplatz Plaza Mayor - die letzte Station unseres abendlichen Stadtspaziergangs.
Nachdem wir bisher nur Sonne hatten, geht am Abend noch ein heftiges Sommergewitter über Madrid nieder, allerdings sind wir da schon wieder auf dem Rückweg zum Hotel.
Heute fahren wir von Madrid weiter nach Barcelona. Auf dieser Strecke fährt der Velaro E (ICE 3), in diesem Zug gibt es drei Klassen, Turista (2. Klasse), Preferente (1. Klasse) und Club (Luxus-Klasse), wir fahren in der Preferente. Diesmal habe ich kein Ticket der Renfe, sondern ein Ticket von TGV-europe.de, das dauert bei der Ticketkontrolle dann einen Augenblick länger, weil das Ticket von Menschenauge kontrolliert wird und nicht einfach Scanner geprüft werden kann. Die sitzplatzgenaue Buchung ist über TGV-europe nicht möglich - das ist bei diesem Zug aber unerheblich, da die Sitze verstellbar sind und in Fahrtrichtung gedreht werden, so dass sich alle Sitzplätze in Fahrtrichtung befinden.
Velaro E Madrid-Barcelona
Preferente-Klasse
Imbiss auf der Fahrt
Der Service an Bord entspricht dem auf der Hinfahrt, also erst Kopfhörer, dann Zeitungen, dann die Getränkekarte usw. Die Fahrt über die 620 Kilometer lange Schnellfahrstrecke dauert 2:52 Stunden, in Zaragoza-Delicias gibt es einen Zwischenhalt. Eine Fahrkartenkontrolle im Zug findet nicht statt, es geht aber ein Zugbegleiter durch den Zug, der auf einem mobilen Gerät offenbar sieht, welche Plätze gebucht sind und nun prüft, ob die Leute auch auf ihren Plätzen sitzen und sich nicht in die falsche Klasse verirrt haben oder sich durch die Fahrkartenkontrolle gemogelt haben.
Irgendwo zwischen Madrid und Saragossa
Wir sind mit bis zu 300 Stundenkilometer unterwegs
Zwischenhalt in Saragossa, der Bahnhof Zaragoza-Delicias an der Schnellfahrstrecke wurde 2003 in Betrieb genommen.
Weiter geht die Fahrt von Saragossa nach Barcelona
Ein paar Minuten vor der Planankunft erreichen wir Barcelona-Sants, überhaupt hatte keiner unserer AVE-Züge auch nur eine Minute Verspätung, weder bei Abfahrt noch bei Ankunft, was sicher auch am Check-in-Verfahren (der Check-in endet zwei Minuten vor Abfahrt) und den Punkt-zu-Punkt-Verbindungen auf Hochgeschwindigkeitsstrecken ohne Mischverkehr und Umsteigeverbindungen liegt.
Den Rest des Tages verbringen wir auf Entdeckungstour mit der U-Bahn durch Barcelona. Zunächst fahren wir zur Sagrada Família, dann ins Barri Gòtic, die historische Innenstadt mit der Kathedrale. Über die Flaniermeile Rambla führt uns der Weg weiter nach Barceloneta zum Kolumbus-Denkmal und an den Strand.
Sagrada Família
Prognosen gehen davon aus, dass die Sagrada Família bis zum 100. Todestag von Antoni Gaudi im Jahr 2026 vollendet werden könnte. Aber auch die Baustelle des unvollendeten Hauptwerks von Gaudi ist beeindruckend.
Stadtgeschichtliches Museum
Das Museu d'Història de Barcelona (stadtgeschichtliche Museum) befindet sich in einem gotischen Palast, der 1931 von seinem ursprünglichen Platz abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Kathedrale von Barcelona.
Kathedrale von Barcelona
In der Altstadt Barri Gòtic
Flaniermeile Rambla
World Trade Center im Hafen mit Turm der Seilbahn
Strand mit Hotelneubau
Vom Stadtviertel Barceloneta fahren wir mit der Seilbahn über den Hafen auf Barcelonas Hausberg Montjuic, von wo aus man einen tollen Blick über Stadt und Hafen hat. Den Abend verbringen wir dann in den Gassen der Altstadt.
Blick auf den Strand vom Turm der Seilbahn
Fahrt mit der Seilbahn über den Hafen
Blick von der Seilbahn auf die Moll de Barcelona
Parkanlage auf dem Montjuic
Langsam wird es Abend in Barcelona
Heute steht die Heimreise an. Da ich ja leidenschaftlicher Fenstergucker bin, habe ich mir für die Rückfahrt eine Tagesverbindung ausgesucht. Die Fahrt dauert 14:30 Stunden und ist damit gut zwei Stunden kürzer als die Hinfahrt mit dem Nachtzug. Die Strecke ist jedoch eine andere. Beim Blick auf die Karte mag die Strecke über Paris ein großer Umweg sein, tatsächlich spukt die Fahrplanauskunft diesen Weg aber als den Schnellsten aus.
Hauptbahnhof Barcelona-Sants
Um 9 Uhr starten wir in Barcelona Sants mit einem Media Distancia bis nach Figueres Vilafant. Der Zug führt nur die Turista-Klasse. Der Media Distancia wird als internationaler Zubringerzug zum TGV nach Paris geführt und schon in Barcelona wird auf den Anschluss-TGV verwiesen.
Media Distancia von Barcelona nach Figueres-Vilafant
Zwischen Barcelona und Figueres-Vilafant nahe der spanisch-französischen Grenze ist eine Schnellfahrstrecke im Bau. Die neue Strecke verläuft teilweise in Sichtweite zur Altbaustrecke. Unsere Höchstgeschwindigkeit auf der alten Strecke liegt bei 140 Stundenkilometern.
Fahrt über den Fluss Onyar in Girona
Die neue Schnellfahrstrecke bei Figueres-Vilafant
Figueres-Villafant ist ein Umsteige-Bahnsteig auf der grünen Wiese, am Bahnsteig gegenüber steht schon der TGV nach Paris bereit.
Angekommen in Figueres-Villafant, hier unser Media Distancia...
...und am gleichen Bahnsteig der TGV nach Paris
Auf der Strecke verkehrt ein doppelstöckiger TGV Duplex, ich habe uns Plätze im Oberdeck reserviert. In fünfeinhalb Stunden bringt uns der TGV nun nach Paris, zunächst an der Küste entlang nach Montpellier, dann weiter nach Norden.
1. Klasse im Oberdeck des TGV Duplex
Fahrt zwischen Figueres und Perpignan
Der TGV wird hier als Kooperation zwischen spanischer Renfe und französischer SNCF geführt, auch die Ansagen sind zumindest anfangs noch zweisprachig, später nur noch auf Französisch. Die Strecke führt durch die Lagunenlandschaft an der südfranzösischen Mittelmeerküste. So ist beim Blick aus dem rechten Fenster das Meer zu sehen, links die Lagunen.
Fahrt durch die Lagunenlandschaft
Blick aus dem Zugfenster auf Kathedrale St. Nazaire und Pont Vieux von Béziers
Fahrt über die Landzunge zwischen Mittelmeer und der Lagune Étang de Thau bei Sète.
Nach Nîmes nimmt der Zug dann richtig Fahrt auf. Wir fahren jetzt auf der LGV Sud-Est (Ligne à grande vitesse), einer Schnellfahrstrecke zwischen Lyon und Paris. Im Zug gibt es zwar keine Geschwindigkeitsanzeige, aber die Strecke lässt hier Höchstgeschwindigkeiten bis 300 Stundenkilometer zu. Ohne Unterbrechung fahren wir jetzt drei Stunden lang bis nach Paris.
Irgendwo auf der LGV Sud-Est zwischen Nîmes und Paris
Mit einer Viertelstunde Verspätung erreichen wir den Bahnhof Paris Gare de Lyon. Jetzt müssen wir an den Bahnhof Paris Gare L'Est, wo der TGV nach Strasbourg abfährt. Durch die Verspätung ist der Übergang von 65 Minuten auf 50 Minuten geschrumpft. Unser TGV aus Figueres Vilafant wurde unterwegs an einen zweiten Zugteil gekuppelt, und so sind wir jetzt im letzten Wagen eines 400-Meter-Zuges. In Spanien waren ein- und aussteigende Fahrgäste streng getrennt und der Zug kam an einem abgesperrten leeren Bahnsteig an, hier in Paris wimmelt es jetzt von Fahrgästen, die in alle Richtungen wuseln. Nachdem wir das Gedränge hinter uns gelassen haben, machen wir uns auf den Weg zur Metro, die uns mit der Linie 1 und einem Umstieg an der Station Bastille in die Linie 5 zum Gare L'Est bringt.
Paris Bahnhof Gare de l'Est
Hier steht schon der TGV POS Est nach Strasbourg bereit. Die folgende gut zwei Stunden dauernde Fahrt ist unspektakulär; auf der Schnellfahrtstrecke geht es nach Osten, dann auf der Altbaustrecke durchs Elsass.
TGV POS von Paris nach Strasbourg
1. Klasse im TGV
Sogar ein Defibrillator ist an Bord.
Blick aus dem Fenster irgendwo zwischen Paris und Elsass
Die Strecke um Saverne ist landschaftlich ganz reizvoll. Als uns der erste Zug links entgegenkommt, merke ich, dass die Heimat nun näher rückt (in Frankreich herrscht eigentlich Linksverkehr, im Elsass aber Rechtsverkehr wie in Deutschland). Pünktlich erreichen wir Strasbourg und steigen um in Richtung Offenburg. Auf der kurzen Strecke über den Rhein fährt ein Triebwagen X73900, der aufgrund seiner charakteristischen Form auch Blauwal genannt wird.
Ein Baleine bleue (Blauwal) bringt uns über die Grenze
Im Bauch des Wals (SNCF X 73900)
Über die Rheinbrücke bei Kehl erreichen wir nun wieder Deutschland, fast gleichzeitig ist auch das Regenwetter wieder da.
In Offenburg steigen wir das letzte Mal unserer Tour um, und zwar auf die Schwarzwaldbahn nach Konstanz. Streckenfotos gibt es nun keine mehr, denn zwischenzeitlich ist es so dunkel, dass man nicht mehr unterscheiden kann, ob wir gerade in einem der 39 Tunnel sind oder nicht.
Die letzten Kilometer mit der Schwarzwaldbahn
In Villingen-Schwenningen steigen die letzten Mitreisenden aus, jetzt haben wir die erste Klasse für uns allein. Und so kann ich jetzt in Ruhe noch den ganzen Fahrkartenstapel der Tour sortieren.
Reisesouvenirs der anderen Art.
Eine halbe Stunde vor Mitternacht endet unsere Schienen-Kreuzfahrt - pünktlich und reibungslos wie die ganze Tour: eine tolle Rundreise und ein einmaliges Erlebnis.
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