Über die Mittenwaldbahn ins Zillertal (April 2013)
Anfang April werden das letzte Mal durchgehende Züge mit alten Nahverkehrswagen (sogenannte "n-Wagen" oder auch "Silberlinge") in den Regionalzügen auf der Mittenwaldbahn zwischen München und Innsbruck zum Einsatz kommen. Auch wenn sich Bahnreisende in der Regel über moderne Fahrzeuge mit Klimaanlage freuen, bedeutet dies doch auch der Abschied von Wagen, bei denen sich die Fenster öffnen lassen, was gerade auf einer landschaftlich so reizvollen Strecke wie der Mittenwaldbahn auch mit einem Wermutstropfen verbunden ist. Und so wollen wir der Strecke und den alten Wagen am Ostermontag nochmals einen Besuch abstatten.

Streckenkarte
Für die Hinfahrt der zweitägigen Tour wählen wir die Strecke durch das Allgäu nach München und von dort über die Mittenwaldbahn nach Innsbruck. Mit der Zillertalbahn besuchen wir noch ein zweites, mir bis dahin fremdes Ziel. Am zweiten Tag fahren wir vom Zillertal über die Arlbergstrecke zurück an den Bodensee.
Tag 1: Allensbach - München - Mayrhofen im Zillertal

IRE-Zug der Schwarzwaldbahn in Allensbach
Am frühen Ostermontag beginnen wir die Rundreise in Allensbach am Bodensee. Nachdem es in den vergangenen Tagen geregnet und geschneit hat, verspricht der Wetterbericht für den heutigen Tag einige Sonnenstrahlen.

1. Klasse im Doppelstockwagen der Schwarzwaldbahn
Die Fahrt im Interregio-Express der Schwarzwaldbahn dauert nur wenige Minuten, denn in Radolfzell steht schon der erste Umstieg an. Am frühen Feiertag-Vormittag sind nur wenige Fahrgäste unterwegs.

Sonnenaufgang über dem Bodensee in Radolfzell
In Radolfzell nutzen wir den Aufenthalt für einen Abstecher an den See. Schnee am 1. April ist sicherlich eine Seltenheit, aber tatsächlich lässt sich nun die Sonne blicken!

Morgendliche Ruhe im Hafen Radolfzell

Neigetechnikzug der Baureihe 611 in Radolfzell
In einem Neigetechnikzug der Baureihe 611 geht es nun auf der Bodenseegürtelbahn nach Friedrichshafen. Der Zug kommt aus Schaffhausen und fährt weiter nach Ulm.

1. Klasse im IRE-Zug auf der Fahrt nach Friedrichshafen

Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt auf der Bodenseegürtelbahn
In Stahringen halten wir kurz, da an einem Bahnübergang gearbeitet wird. Bei Sipplingen folgt dann eine Langsamfahrstelle, nachdem sich hier ein Felssturz ereignet hatte. Die parallel verlaufende Straße ist gesperrt, die Züge passieren die Stelle mit Schrittgeschwindigkeit.
Gut, dass ich unterwegs nicht online bin, denn während ich die schöne Strecke am Seeufer genieße, geht in meinem Postfach eine beunruhigende Verspätungsalarm-Mail mit dem Hinweis ein "Ermittelte Abweichung: Ein Anschluss wird ggf. nicht erreicht."

Innenraum im Zug der Baureihe 628
Der Regional-Express nach Lindau in Form eines Triebwagens der Baureihe 628 wartet aber in Friedrichshafen, und so können wir die Tour planmäßig fortsetzen.

Für ein Außenbild ist dann aber erst nach der Ankunft in Lindau Zeit.

Schweizerische Lok SBB Re 4/4 in Lindau
Wir wechseln nun zu Gleis 2, wo der Eurocity aus Zürich schon angekommen und die schweizerische Lok bereits abgekuppelt ist. Für die Fahrt auf dem deutschen Abschnitt werden am anderen Zugende zwei Dieselloks vorgespannt.

Nanu, sind wir die einzigen Fahrgäste? 1. Klasse-Großraumwagen der SBB

Fahrt im EC über den Bodenseedamm in Lindau
Und so steht eine gemütliche und entspannte Fahrt durch das Allgäu an - landschaftlich noch schöner wäre nur die Strecke über Kempten gewesen. Über den Bodenseedamm verlassen wir Lindau und dann geht es hinauf ins Allgäu, welches sich winterlich verschneit präsentiert.

Fahrt im Eurocity durch das Allgäu

Von der Bahn gibt es einen süßen Gruß in Form von Gummibärchen...

...während im Speisewagen passend zu Ostern bunte Eier auf den Tischen stehen.

Wir entscheiden uns jedoch für ein kleines zweites Frühstück in Form von Café Crème und Gipfeli.

Den Winter haben wir nun vorerst wieder verlassen, hier im Ostallgäu präsentiert sich die Landschaft wieder grün.

Zwei Diesellokomotiven der Baureihe 218 haben den EC nach München gebracht.
In München haben wir nun eine Dreiviertelstunde Aufenthalt, so dass wir noch etwas Proviant besorgen und in der Lounge vorbeischauen können. Hier macht sich aber schon der Oster-Rückreiseverkehr bemerkbar und wir finden nur noch zwei getrennte Einzelplätze. Anschließend machen wir uns auf den Weg zu Gleis 29, wo die Regionalbahn nach Innsbruck wartet.

Lokomotive der Baureihe 111 vor der Regionalbahn von München nach Innsbruck

n-Wagen 1. Klasse in München
Ich bin nun kein großer Nostalgiefan und bevorzuge eigentlich die moderne Bahn, aber gerade auf der Mittenwaldbahn war die Fahrt im Sommer am offenen Fenster immer ein Genuss.

Innenraum 1. Klasse des n-Wagens

Blick vom Zug auf den Staffelsee

Fahrt auf der Mittenwaldbahn nach Garmisch-Partenkirchen

Zwischen Garmisch-Partenkirchen und Klais sind wir im tiefsten Winter angekommen.




Bahnhof Klais mit der Aufschrift "Bayerns höchstgelegener Bahnhof"
Ich erinnere mich noch an die frühere Aufschrift; aus "Deutschlands höchstgelegenem Intercity-Bahnhof" ist zwischenzeitlich "Bayerns höchstgelegener Bahnhof" geworden.

Fahrt von Klais nach Mittenwald

Fahrt auf der Mittenwaldbahn zwischen Mittenwald und Scharnitz

Fahrt von Scharnitz nach Seefeld in Tirol

Zwischen Mittenwald und Scharnitz queren wir die bayerisch-österreichische Grenze. Es scheint zwar die Sonne, die Luft ist aber eisig kalt, deshalb will ich mit Rücksicht auf die anderen Fahrgäste nicht mehr ständig am offenen Fenster stehen, wenn der Zug nun spektakulär durch die Martinswand hinunter ins Inntal fährt.

Blick vom Zug auf das Inntal


Regionalzug mit BR 111 in Innsbruck
Auf der Fahrt zwischen Westbahnhof und Hauptbahnhof von Innsbruck fährt parallel schon die S-Bahn, auf die wir nun umsteigen wollen. Deshalb gibt es nur kurz diesen Blick zurück, der bald Geschichte sein wird, denn diese Züge werden nicht mehr bis Innsbruck fahren.

Talent-Triebzug als S-Bahn in Innsbruck

Innenraum ÖBB-Talent-Triebzug
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir mit der S 1 weiter durch das Unterinntal nach Jenbach. Während Fernzüge die neue Tunnelstrecke befahren, bietet die S-Bahn einen Ausblick auf die Bergwelt des Karwendels im Norden und der alpinen Zentralkette im Süden.

Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt durch das Unterinntal
In Jenbach steigen wir um auf die Zillertalbahn. In bosnischer Schmalspur geht es nun weiter, am Bahnsteig wartet schon eine Triebwagengarnitur nach Mayrhofen. Seit dem Jahr 1902 verbindet die Bahn die Orte im Zillertal.

Triebwagengarnitur der Zillertalbahn in Jenbach
Etwa 50 Minuten dauert die Fahrt knapp 32 Kilometer durch das Zillertal bis zum Endbahnhof Mayrhofen. Die Strecke ist nicht elektrifiziert und führt durch das zunächst breite Tal zwischen Tuxer Alpen und Kitzbüheler Alpen.

Innenraum des Triebwagens der Zillertalbahn

Fahrt mit der Zillertalbahn von Jenbach nach Mayrhofen




Unser Triebwagen hat Mayrhofen erreicht. In der Mitte des Zugs befindet sich ein Niederflur-Mittelwagen.

Der Steinbock ist das Wappentier des Skiorts Mayrhofen.

Hauptstraße von Mayrhofen
In Mayrhofen findet gerade das Snowbombing-Festival statt, eine Mischung aus Ski-Event und Party, entsprechend voll ist der Ort mit feierwütigen Gästen aus ganz Europa. In dieser Umgebung kommen wir dem Hotelpersonal wohl reichlich skurril vor, erst am Abend anzureisen und am nächsten Morgen schon vor dem Frühstück wieder abzureisen, ohne auch nur eine der Bergbahnen oder Wintersportmöglichkeiten genutzt zu haben.

Penkenbahn über Mayrhofen

Der namensgebende Fluss Ziller fließt durch Mayrhofen

Blick auf die Bergwelt um Mayrhofen
Tag 2: Mayrhofen - Konstanz
Jedenfalls geht es am nächsten Morgen um 7.31 Uhr schon wieder los, denn für die Rückfahrt wollen wir den IC 118 nutzen, die einzige tägliche Direktverbindung über den Arlberg nach Deutschland.

Wendezuggarnitur der Zillertalbahn in Mayrhofen
Zunächst geht es aber mit der Zillertalbahn wieder nach Jenbach. Und nach dem Triebwagen gestern kommt diesmal eine Wendezuggarnitur zum Einsatz.

Die schiebende Lok wirbt für die Greifvogelschau auf der Adlerbühne

Innenraum der Wendezuggarnitur

Streckenplan der Zillertalbahn

Bahnhof Zell am Ziller

Fahrt über eine Brücke über die Ziller
Leider ist das Wetter heute aber noch nicht so strahlend wie gestern und es ist doch recht frisch, als wir wieder durch das Zillertal zurück nach Jenbach fahren.

ÖBB-Taurus mit Werbung für Hitradio Ö3 vor IC 118
In Jenbach steigen wir nun um auf den IC 118, der aus Salzburg kommt und am Abend Münster erreichen wird. Uns zieht ein Werbetaurus mit Reklame für Hitradio Ö3. Im Hintergrund ist die Remise der Achenseebahn zu sehen, auch das mal ein Ziel für einen Ausflug.

ÖBB-Großraumwagen 1. Klasse
Nachdem wir gestern mit der S-Bahn oberirdisch durch das Unterinntal gefahren sind, rauschen wir nun auf der neuen Unterinntalbahn im Tunnel gen Innsbruck.

Blick auf die Martinswand bei Innsbruck
Nachdem wir Innsbruck verlassen haben, fällt der Blick hinauf Richtung Martinswand, wo die Lawinenschutzgalerie zu sehen ist, durch die wir gestern ins Tal hinabgefahren sind.

Fahrt auf der Arlbergstrecke durch das Inntal
Durch das Oberinntal geht es nun hinauf Richtung Arlberg. Von Innsbruck überwindet die Bahnstrecke eine Höhendifferenz von über 700 Meter, der Scheitelpunkt bei St. Anton am Arlberg liegt auf 1.311 Höhenmetern.

Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt auf der Arlbergstrecke



Schloss Wiesberg an der Trisannabrücke

Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt auf der Arlbergstrecke


Während der Zug nun für gut 10 Kilometer im Arlbergtunnel verschwindet, ist Zeit für einen Kaffee.

Blick auf die Lok in der Brazer Kurve
Auf der Westseite des Arlbergs ist es nun leider mit dem schönen Wetter wieder vorbei, von jetzt wird uns wieder "dauergrau" begleiten, weshalb es von der weiteren Strecke keine Bilder mehr gibt. Die Strecke führt durch Vorarlberg nach Bregenz und am Bodenseeufer entlang über die österreichisch-deutsche Grenze nach Lindau.

Lokwechsel bei IC 118 in Lindau
In Lindau steht der Lokwechsel auf zwei Diesellokomotiven der Baureihe 218 an, da die Strecke am deutschen Bodenseeufer nicht elektrifiziert ist. Noch für ein kurzes Stück bis Friedrichshafen bleiben wir im Zug.

IC 118 in Friedrichshafen
In Friedrichshafen verlassen wir den IC 118. Der Intercity fährt von hier weiter durch Oberschwaben nach Ulm, wir steigen jedoch um in eine Regionalbahn mit Fahrtziel Radolfzell.

Innenraum im Triebwagen der Baureihe 650
Die Regionalbahn besteht aus zwei Triebwagen der Baureihe 650. Mit Halt an allen Unterwegsbahnhöfen fährt die Regionalbahn auf der Bodenseegürtelbahn um den See.

Regionalbahn in Überlingen
Auf dem Heimweg wollen wir nun aber eine Abkürzung nehmen. Anstatt den Überlinger See mit der Bahn zu umrunden, steigen wir in Überlingen aus und laufen durch die schmucke Altstadt zum Schiffsanleger.

Altstadt von Überlingen

Hofstatt mit Suso-Brunnen und Blick auf den Münsterturm Überlingen

Personenschiff "Seestern" in Überlingen
Von Überlingen fahren wir nun mit dem Schiff hinüber nach Konstanz-Wallhausen und legen die letzten Meter nach Hause mit dem Bus zurück.

Überfahrt von Überlingen nach Wallhausen
Am Mittag des zweiten Tags endet damit unser kleiner Ausflug. Es war eine schöne und entspannte Tour - insbesondere auch dank des Wetterglücks - auch wenn wir in Luftlinie nur in einem Umkreis von kaum mehr als 200 Kilometern unterwegs waren.
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