Der November ist sicherlich nicht der schönste Ausflugsmonat - dabei gibt es aber auch für neblige Tage das richtige Ausflugsziel. Diese sonntägliche Tagestour führt uns über Umwege auf die Rigi.
Reiseroute
Von Konstanz geht es zunächst nach Romanshorn, dann mit dem Voralpen-Express nach Arth-Goldau und von dort mit der Arth-Rigi-Bahn auf die "Königin der Berge". Für die Rückfahrt wähle ich den Weg über Luzern und Zürich.
Triebwagen von Thurbo in Konstanz
Eigentlich ist es ja verschwenderisch, mit einer Tageskarte erst gegen 10 Uhr zu starten, aber bei dem trüben Herbstwetter hält sich die Motivation zum frühen Aufstehen in Grenzen, noch dazu am Sonntagmorgen. Mit einem Thurbo-GTW geht es zunächst von Konstanz hinüber nach Kreuzlingen und von dort weiter auf der Seelinie nach Romanshorn.
1. Klasse im Thurbo-GTW
Einfahrt des Voralpen-Express in Romanshorn
Der direkte Weg von Konstanz Richtung Rigi führt eigentlich über Zürich. Ich habe mich aber für den Umweg über Romanshorn entschieden, denn diese Strecke ist nicht nur landschaftlich interessanter, sondern bietet auch die Möglichkeit, noch einmal mit dem Voralpen-Express in Romanshorn zu starten, was nach dem Fahrplanwechsel im Dezember nicht mehr möglich sein wird, da der Voralpen-Express dann in St. Gallen wendet.
1. Klasse im Voralpen-Express
Der Voralpen-Express hat eine interessante Inneneinrichtung, die Farbkombination blau-grün in Verbindung mit Holzelementen sieht man nicht so häufig. Zudem gibt es große Panorama-Fenster.
Streckenkarte des Voralpen-Express auf einem Tisch
Die neue Streckenkarte auf dem Tisch weist schon St. Gallen als Endpunkt aus. Die Karte zeigt den abwechslungsreichen Streckenverlauf über Berg und Tal und zwischen mehreren Seen.
Blick auf den Bodensee
Nachdem der Zug Romanshorn verlassen hat gewinnt die Bahnstrecke auf der Fahrt nach St. Gallen an Höhe und es eröffnet sich nochmals ein Blick auf den Bodensee in der Ferne. Der Wetterbericht hat für die ganze Region eine hartnäckige Hochnebelschicht ohne Hoffnung auf Aufhellung prognostiziert.
Fahrt über den Seedamm Rapperswil
Von St. Gallen führt die Strecke ins Toggenburg und weiter durch den 8,6 Kilometer langen Rickentunnel an den Zürichsee, den wir auf dem Seedamm von Rapperswil überqueren.
Blick auf den Zürichsee
Auf der anderen Seeseite beginnt nun der nächste Aufstieg, mit bis zu 50 Promille geht es von gut 400 Höhenmetern am Ufer des Zürichsees hinauf auf über 930 Höhenmeter. Anschließend führt die Strecke durch die Hochmoorlandschaft von Rothenthurm.
Erster Schnee im Hochmoor von Rothenthurm
Hochnebel über der Voralpen-Landschaft
Voralpen-Express in Arth-Goldau
In Arth-Goldau trifft der Voralpen-Express auf die Gotthardbahn. Etwas abseits vom SBB-Bahnhof befindet sich der Bahnhof bzw. die Talstation der Arth-Rigi-Bahn.
Talstation der Arth-Rigi-Bahn
Streckenblick bei der Bergfahrt der Arth-Rigi-Bahn
Die Normalspur-Zahnradbahn wurde im Juni 1875 eröffnet, sie hat eine maximale Neigung von 200 Promille. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 21 Stundenkilometern dauert die Bergfahrt auf der 8,5 Kilometer langen Strecke 40 Minuten.
Streckenblick bei der Bergfahrt der Arth-Rigi-Bahn
Mit steigender Höhe erreichen wir die Hochnebeldecke
Der erste Schnee an der Strecke
Begegnung mit dem historischen Triebwagen Nummer 6
Bei einem Zwischenhalt lassen wir zwei Gegenzüge passieren, als erstes taucht der Triebwagen Nummer 6 aus dem Nebel auf. Der Triebwagen aus dem Jahr 1911 ist der älteste erhaltene elektrische Zahnradtriebwagen der Welt. Gleich darauf folgt der nächste Oldtimer mit dem Triebwagen Nummer 7 aus dem Jahr 1925. An Spitzentagen wie heute, an denen viele Fahrgäste dem Herbstnebel entkommen möchten, werden auch die historischen Fahrzeuge aus dem Depot geholt.
Triebwagen Nummer 7 aus dem Jahr 1925
Die ersten Sonnenstrahlen und das erste Blau am Himmel
Rechts ist der Gipfel zu sehen, oben bei der Sendeanlage ist das Fahrziel
Einfahrt nach Rigi Staffel
Zwei Zahnstrecken-Bahnlinien führen auf die Rigi. Neben der Arth-Rigi-Bahn (ARB) aus Goldau, mit der wir unterwegs sind, gibt es noch die Vitznau-Rigi-Bahn (VRB), die vom Vierwaldstättersee auf der anderen Bergseite nach oben führt. Auf der Staffel treffen die Strecken aufeinander. Die Bahnen waren einst Konkurrenten, erst 1992 fusionierten die Bahnen. Die Oberleitungsmasten links gehören zur Strecke aus Vitznau. Den Weltlauf zum Gipfel gewann seinerzeit die Vitznau-Rigi-Bahn um zwei Jahre.
Der Blick aus dem Zugfenster verspricht einen tollen Ausblick vom Gipfel
Strecken von Vitznau-Rigi-Bahn (links) und Arth-Rigi-Bahn (rechts) nach Rigi Kulm
Die Strecken von Vitznau-Rigi-Bahn und Arth-Rigi-Bahn verlaufen nun parallel bis zur gemeinsamen Endstation Rigi Kulm. Erst seit 1990 gibt es in Rigi-Staffel überhaupt eine Gleisverbindung zwischen ARB und VRB, bis dahin waren die Bahnen strikt getrennt.
Triebwagen Nummer 3 der Vitznau-Rigi-Bahn in Rigi Kulm
Der rote Zug im Endbahnhof Rigi Kulm gehört zur Vitznau-Rigi-Bahn, auf dem Gleis aus Arth-Goldau sind wir im Moment der erste Zug zu dieser Stunde. Aber das ändert sich in Kürze, denn es kommen weitere Züge an.
Triebzug der Arth-Rigi-Bahn (ARB) in Rigi Kulm
Bergpanorama von der Rigi Kulm
Züge von Arth-Rigi-Bahn (blau) und Vitznau-Rigi-Bahn (rot) in Rigi Kulm
Mittlerweile sind weitere Züge eingefahren und mit je drei Zügen pro Gleis herrscht nun Hochbetrieb in der Endstation. Beide Bahnen haben zusammen eine Kapazität von 1.850 Passagieren pro Stunde.
Bergpanorama über der Nebeldecke
Mit 1.797 Metern ist die Rigi-Kulm der höchste Gipfel im Rigi-Bergmassiv. Von den Touristikern wird der Berg als "Königin der Berge" vermarktet, dass ich der Name Rigi vom lateinischen Regina montium ableiten soll, ist aber eine Legende. Bei guter Sicht geht der Blick von hier über den Vierwaldstättersee, den Zugersee, den Lauerzersee, die Zentralschweiz und bis zu Alpen, Jura und Schwarzwald. Nicht minder beeindruckend geht der Blick heute aber über ein Nebelmeer, aus dem nur die Gipfel herausragen.
"Über den Wolken"
Blick ins Tal und auf den Hochnebel
Bergpanorama über der Nebeldecke von Rigi Kulm
Sender Rigi
Neben der Aussicht auf das Bergpanorama und den weiten Blick über den Nebel genießen die Besucher auf dem Gipfel auch die im Tal vermissten Sonnenstrahlen.
Eine Bahn wartet auf den nächsten Einsatz
In Kürze fahren hier die Bahnen aus Arth-Goldau und Vitznau ein
Eine Bahn ist bereits auf ihrer Bergfahrt zu sehen (hier als Eisenbahn-Suchbild)
Der historische Triebwagen Nummer 7 schiebt einen Personenwagen auf die Rigi Kulm...
...während auf dem anderen Gleis nun der Zug aus Vitznau auftaucht...
...und nun auch der historische Triebwagen Nummer 6 mit einem Personenwagen Rigi Kulm erreicht.
ARB-Triebwagen Nummer 6 in Rigi Kulm
Die Bestellung des Motorwagens No. 6 erfolgte am 7. Januar 1911 zum Preis von 47.900 Franken und Lieferfrist per 7. Juli 1911. Die Ablieferung erfolgte jedoch erst am 10. August 1911, wodurch eine Konventionalstrafe von 68 Franken pro Tag Lieferverzug fällig wurde. Das zuständige Bundesamt verweigerte den Betrieb allerdings wegen Mängeln an Motorenlager und Klinkenbremse, später wurde die Inbetriebnahme unter Vorbehalten erlaubt und die finale Abnahme erfolgte erst im Mai 1912. Aber dafür fährt er noch heute - von welchen der modernen Züge man das in 102 Jahren wohl sagen kann?
Bei der Talfahrt gibt es nun nochmals einen letzten Blick auf das Bergpanorama...
...und dann tauchen wir wieder in den Nebel ein.
Die Höchstgeschwindigkeit bei der Talfahrt beträgt 17 Stundenkilometer.
Nachdem ich den Tag für mich unter das Motto "Voralpen-Express und Rigi" gestellt habe, geht die Fahrt nach der Ankunft in Arth-Goldau mit dem Voralpen-Express weiter bis zu dessen Endbahnhof Luzern. Die Strecke führt nun am Fuße der Rigi zunächst am Zugersee entlang und anschließend am Ufer des Vierwaldstättersees nach Luzern.
Fahrt im Voralpen-Express am Zugersee
Verkehrshaus Luzern
Der Voralpen-Express passiert den Bahnhof Luzern Verkehrshaus, wo Bahnreisende einen kurzen Blick auf die historischen Fahrzeuge in der Ausstellungshalle erhaschen können.
Voralpen-Express in Luzern
Kurz darauf erreicht der Voralpen-Express seinen Endpunkt Luzern. Von Luzern aus fahre ich nun via Zürich zurück nach Konstanz. Für Streckenbilder ist es allerdings nun zu dunkel und Bilder von schweizerischen InterRegio-Zügen sind in vielen anderen Bahnreiseberichten bereits zu sehen.
Werbung für den Voralpen-Express in der Zeitschrift "via"
Nachdem es am Zugfenster nicht mehr viel zu sehen gibt, blättere ich durch das SBB-Magazin "via" und entdecke dort passenderweise noch Werbung für den Voralpen-Express. So sieht es also aus, wenn es am Zürichsee keinen Hochnebel hat...
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