Mit Korridorzügen ins Stubaital (Dezember 2013)
Aus Anlass des Fahrplanwechsels führt uns eine winterlich-weihnachtliche Reise nach Österreich. Für zwei Tage sind wir am Freitag und Samstag vor dem dritten Advent in den Alpen unterwegs. Hauptziel ist die Mitfahrt in einem der letzten Korridorzüge zwischen Innsbruck und Lienz, die zum Fahrplanwechsel eingestellt werden. Außerdem wollen wir einen Ausflug zur Stubaitalbahn machen sowie mit dem letzten Railjet nach Lindau fahren.

Streckenkarte
Die erstklassige Tour führt von Konstanz über Zürich und die Arlbergbahn nach Innsbruck, dann über die Brennerbahn und die Pustertalbahn nach Lienz in Osttirol und weiter nach Villach. Am zweiten Tag geht es über die Tauernbahn und die Unterinntalbahn nach Innsbruck, mit der Stubaitalbahn nach Fulpmes und schließlich wieder über den Arlberg und via Lindau und Friedrichshafen nach Konstanz.

SBB-InterRegio in Konstanz

1. Klasse im SBB-InterRegio
Mit einem SBB-InterRegio geht die Fahrt zunächst von Konstanz nach Zürich. Das Wetter präsentiert sich neblig-grau und lädt nicht zu Streckenbildern ein. Die heutige Fahrt wird uns durch fünf Länder führen, von Deutschland in die Schweiz, dann im Transit durch Liechtenstein nach Österreich und schließlich auf der Korridorstrecke durch Italien.

Swarovski-Baum am Zürcher Christkindlimarkt im Hauptbahnhof
In der Bahnhofshalle des Hauptbahnhofs von Zürich befindet sich mit dem Zürcher Christkindlimarkt der größte Indoor-Weihnachtsmarkt Europas. Für einen Bummel über den Christkindlimarkt sind wir allerdings zu früh, denn der Markt öffnet erst später am Vormittag.

Railjet im Hauptbahnhof Zürich

Verlängerter im Railjet
Mit dem Railjet geht es nun weiter in Richtung Österreich. In der ersten Klasse gibt zur Begrüßung Oliven-Cracker und ein Verlängerter stimmt kulinarisch auf Österreich ein. Während der Fahrt entlang des Zürichsees und des Walensees präsentiert ist die Landschaft vor dem Zugfenster noch nebelverhangen.

Erste Sonnenstrahlen über dem Nebel
In Buchs wechselt der Zug die Fahrtrichtung und die Strecke führt nun durch das Fürstentum Liechtenstein. Auf der Fahrt nach Vorarlberg wird es heller und es folgt ein interessanter Wechsel zwischen Sonne und Nebel.

Morgenfrost an der Arlbergbahn

Sonne an der Westrampe der Arlbergbahn

Fahrt über die Trisannabrücke

Fahrt auf der Arlbergstrecke

Bahnhofshalle von Innsbruck
Pünktlich erreicht der Railjet Innsbruck. Hier steht nun die Mitfahrt mit einem der letzten Korridorzüge nach Lienz in Osttirol auf dem Programm. Die durchgehenden Züge über italienisches Staatsgebiet werden zum Fahrplanwechsel eingestellt.

Korridorzug von Innsbruck nach Lienz mit Mehrsystem-Taurus (Reihe 1216)
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde das damalige Tirol geteilt und Südtirol wurde Italien zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Bestrebungen der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols, wieder an Österreich angegliedert zu werden. Stattdessen wurde jedoch im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz am 5. September 1946 das Gruber-De-Gasperi-Abkommen (Pariser Abkommen) zwischen Italien und Österreich geschlossen, das Schutzbestimmungen für die deutschsprachige Bevölkerung vorsieht. Der Vertrag umfasst aber auch den freien Personen- und Güterdurchgangsverkehr auf dem Schienenweg zwischen Nord- und Osttirol. In der Folge wurde zwischen Innsbruck und Lienz ein Korridorverkehr eingerichtet. Die Korridorzüge fuhren ohne offiziellen Halt durch Italien und waren mit Binnenfahrscheinen zu nutzen. Der Begriff "Korridorzug" stammt noch aus einer Zeit, als die Züge im "privilegierten Durchgangsverkehr" versperrt und ohne Grenzkontrollen durch ein fremdes Land befördert wurden, der Aus- und Zustieg im Transitland war seinerzeit verboten. Diese Zeiten sind aber vorbei und so halten die heutigen "Korridorzüge" auch in Italien.

Der letzte 15-Uhr-Zug nach Lienz
Der REX 1875 verkehrt nur freitags und fährt somit heute zum letzten Mal. Der Zug besteht aus drei Abteilwagen 2. Klasse und wird von einer Mehrsystem-Tauruslok (Reihe 1216) gezogen.

Abteilwagen 2. Klasse

Werbeflyer für den Bus von Lienz nach Innsbruck
Nach dem Fahrplanwechsel fährt als Ersatz für die Direktverbindung von Innsbruck nach Osttirol ein Bus. Auf der Schiene gibt es zukünftig nur noch Umsteigeverbindungen.

Fahrt auf der Brennerbahn
Nach der Fahrt über die Arlbergbahn folgt nun mit der Brennerbahn eine weitere landschaftlich interessante Gebirgsstrecke. Durch mehrere Täler windet sich die Bahn in die Höhe und überwindet dabei eine Höhendifferenz zwischen Innsbruck und Brenner von knapp 800 Metern.

Fahrt auf der Brennerbahn

Die Schatten werden immer länger und die kurzen Tage haben es an sich, dass es für weitere Bilder nun zu dunkel wird. Am Grenzbahnhof Brenner verabschiedet sich das österreichische Zugpersonal und italienische Kollegen übernehmen den Zug. Ein weiterer Personalwechsel findet später im Grenzbahnhof Innichen statt.
Während anfangs noch die Bergspitzen in der Sonne geleuchtet haben, ist es mittlerweile stockdunkel und nur an den Bahnhöfen oder bei den Blitzen des Stromabnehmers an der Oberleitung ist zu sehen, dass im Hochpustertal etwas mehr Schnee liegt.

Lienzer Adventmarkt
In Lienz ist bis zur Weiterfahrt nach Villach eine Dreiviertelstunde Aufenthalt. Die Zeit reicht für einen kleinen Bummel über den Lienzer Adventmarkt auf dem Hauptplatz vor der Liebburg.


Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt von Lienz

Innenraum Talent-Triebzug
Über die Drautalbahn geht die Tour weiter mit einem Regionalzug nach Villach, dabei queren wir die Grenze von Tirol nach Kärnten. Auf der Strecke verkehrt ein Talent-Triebwagen.

Villacher Adventmarkt
Auch Villach ist weihnachtlich beleuchtet, allerdings schließt der Adventmarkt schon. Dennoch wollen wir einen kleinen Spaziergang in die Altstadt unternehmen und damit den ersten Reisetag beschließen.

Stadtpfarrkirche im Lichterglanz
Zweiter Reisetag
Für die Rückfahrt an den Bodensee wollen wir nicht den schnellsten Weg wählen, sondern das Tour-Motto der Korridorzüge aufgreifen und über das "Deutsche Eck" fahren und später einen Abstecher zur Stubaitalbahn machen. Zudem steht die Mitfahrt mit dem letzten Railjet nach Lindau auf dem Reiseplan.

1. Klasse im Großraumwagen
Zunächst geht es nun mit einem ÖBB-Intercity von Villach über die Tauernbahn nach Salzburg. Die Auslastung ist überschaubar und so gibt es freie Sitzplatzwahl. Auch dies ist in gewissem Sinne eine Abschiedsfahrt, denn die Zuggattung ÖBB-IC oder auch O-IC wird zum Fahrplanwechsel 2013/2014 eingestellt, die Züge verkehren danach als IC.

Fahrt auf der Südrampe der Tauernbahn
Auf der Gebirgsstrecke in die Hohen Tauern gibt es die ersten Sonnenstrahlen, ansonsten präsentiert sich die Landschaft noch recht winterlich.

Ex-CargoSprinter als Tunnelrettungszug in Böckstein
Bei der Fahrt auf der Tauernstrecke passieren wir einen in Böckstein stationierten Tunnelrettungszug der ÖBB. Die Züge waren einst unter dem Namen "CargoSprinter" in Deutschland als Gütertriebwagen unterwegs, das Konzept konnte sich aber nicht durchsetzen und so wurden einige Züge an die ÖBB verkauft und zu Tunnelrettungszügen umgebaut.

Die Nordseite der Tauernstrecke liegt noch im Schatten, so auch das "Wolkenkratzerdorf" Bad Gastein

Fahrt auf der Tauernbahn
Die Kombination aus Gebirgsbahn, Winterlandschaft, den Berggipfeln in der Sonne und den morgendlichen Nebelschwaden über dem Tal ist herrlich.




Einfahrt des Railjets in Salzburg
In Salzburg steht ein Umstieg auf den nächsten Railjet nach Innsbruck an. Der Zug fährt über das "Deutsches Eck", wie die Bahnstrecke von Salzburg über Rosenheim nach Kufstein heißt. Die Bahnverbindung von Salzburg nach Tirol ist über Deutschland schneller, weshalb auch hier Korridorzüge im Transitverkehr eingerichtet wurden. 1982 ging die eigens hierfür gebaute und von den ÖBB finanzierte Rosenheimer Kurve in Betrieb, wodurch der Halt und Fahrtrichtungswechsel in Rosenheim überflüssig wurde. In Zeiten von Schengen-Abkommen und offenen Grenzen gibt es das Verbot des Ein- und Ausstiegs in Deutschland nicht mehr - allein die Züge fahren ohne Halt durch Deutschland.

Der Chiemgau - hier am Chiemsee - präsentiert sich nun eher grün und gar nicht winterlich...

...während im Inntal wieder Schnee liegt.

Geschwindigkeitsanzeige auf dem Display im Railjet
Anschließend rauscht der Railjet im Tunnel auf der neuen Unterinntalbahn gen Innsbruck. Hier springt die Geschwindigkeit auf dem Display gerade von 204 auf 205 Stundenkilometer, die höchste von mir beobachtete Geschwindigkeit.

Fahrt durch das Unterinntal

Querung des Inns
Der Zug quert nun noch den Inn und bald darauf ist Innsbruck Hauptbahnhof erreicht. Bis zur Weiterfahrt mit der Stubaitalbahn ist noch Zeit für eine kleine Runde in die Innenstadt.

Innenstadt von Innsbruck mit Annasäule und Spitalskirche

Christkindlmarkt am Goldenen Dachl

Christkindlmarkt Innsbruck

Am Ufer des Inns

Stubaitalbahn vor dem Hauptbahnhof Innsbruck
Anschließend steht eine Fahrt mit der Stubaitalbahn auf dem Programm. Die Stubaitalbahn ist eine gut 18 Kilometer lange meterspurige Bahn, die von Innsbruck als Stichstrecke bis nach Fulpmes im Stubaital führt. Eröffnet wurde die Strecke im Jahr 1904, anfangs starteten die Züge am Stubaitalbahnhof im Innsbrucker Stadtteil Wilten. 1983 wurde die Stubaitalbahn mit der Straßenbahn von Innsbruck verknüpft und verkehrt seither ab dem Hauptbahnhof.

Innenraum der Stubaitalbahn
Seit dem Jahr 2008 werden auf der Stubaitalbahn Niederflurtriebwagen eingesetzt, bis Kreith gibt es einen Halbstundentakt, auf dem weiteren Abschnitt einen Stundentakt.

Blick auf Innsbruck-Wilten mit Stiftskirche und Basilika
Die Strecke führt zunächst auf Straßenbahngleisen durch die Innenstadt und dann durch den Betriebshof der Innsbrucker Verkehrsbetriebe auf die Überlandstrecke. Hier beginnt der kurvenreiche Aufstieg und eröffnet einen ersten Blick über Innsbruck mit der Wiltener Basilika und der Stiftskirche. Mit zunehmender Höhe gibt es einen Panoramablick über Innsbruck mit dem Westbahnhof und den Bergen der Nordkette.

Panoramablick von der Stubaitalbahn über Innsbruck mit Westbahnhof und Nordkette

Fahrt auf der Stubaitalbahn

Blick auf den kurvenreichen Verlauf der Gleise und die Bergiselschanze

Fahrt über das Kreither Viadukt
Landschaftlich sehr reizvoll führt die Strecke über zwei Viadukte und mit Ausblicken auf Wipptal, Sillschlucht, Tuxer Voralpen und schließlich dem Panorama der Stubaier Alpen nach Fulpmes.

Stubaitalbahn im Endbahnhof Fulpmes
Nach einer Stunde ist der Endbahnhof Fulpmes erreicht. Der Triebwagen wartet hier eine Dreiviertelstunde bis zur Rückfahrt nach Innsbruck.

Spaziergang durch Fulpmes
Und so gibt es nun die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang bei herrlichem Sonnenschein durch den 4.000-Einwohner-Ort im Zentrum des Stubaitals.

Pfarrkirche zum hl. Vitus Fulpmes

Bahnhof Fulpmes
Auch wenn der Betrieb eher an eine Straßenbahn erinnert, so zeugen die seit dem Bau der Bahn 1904 weitgehend unveränderten Bahnhofsgebäude vom Eisenbahncharakter der Strecke.

Stubaitalbahn im Bahnhof Fulpmes

Fahrt auf der Stubaitalbahn
Recht unerwartet ziehen während der Rückfahrt der Stubaitalbahn nach Innsbruck nun dicke Wolken auf und die Strecke liegt plötzlich im Schatten.

Historisches Bahnhofsgebäude Telfes mit modernem Niederflurbahnsteig

Kirche zum Hl. Pankratius Telfes

Fahrt auf der Stubaitalbahn

Fahrt über das Kreither Viadukt




Immer mehr Wolken breiten sich aus und verdrängen das Blau am Himmel.

Bahnhof Mutters

Blick von der Stubaitalbahn auf Innsbruck
Von Innsbruck geht die Reise weiter mit dem Railjet 564 aus Wien nach Lindau. Der Zug fährt heute das letzte Mal und wird nach dem Fahrplanwechsel nur noch bis Innsbruck fahren und Lindau nicht mehr erreichen. Der Zug besteht aus zwei Zugteilen, wobei der hintere Zugteil nur bis Bregenz verkehrt. Zum Einsatz kommt der in Landesfarben beklebte Jubiläums- bzw. Ski-WM-Railjet.

1. Klasse im Railjet
Für Bilder der Arlbergstrecke ist es jetzt zu dunkel, aber die Fahrt in der Dämmerung mit den beleuchteten Ortschaften an den Talhängen hat auch ihren Reiz.

Faltblatt "Ihr Reisebegleiter"

Landkarte auf dem Display im Railjet

Die Strecke nach Lindau ist nicht als Railjet-Verbindung eingezeichnet


Railjet in Lindau

Lindauer Hafenweihnacht
Auch in Lindau erwartet die Besucher ein Weihnachtsmarkt in Form der "Lindauer Hafenweihnacht", der sich an der Seepromenade rund um den Mangenturm erstreckt.

Hafenweihnacht unter dem Mangenturm

Beleuchtete Hafeneinfahrt von Lindau

1. Klasse im Doppelstockwagen des IRE Lindau-Stuttgart
Mit einem IRE geht es nun von Lindau nach Friedrichshafen, wo wir in den Katamaran umsteigen und über den Bodensee zurück nach Konstanz fahren.

Blick vom Katamaran auf das weihnachtliche Konstanz

Einfahrt mit dem Katamaran in den Hafen von Konstanz

Beleuchtete Schiffe im Hafen von Konstanz
Auch in Konstanz gibt es einen großen Weihnachtsmarkt. Der "Weihnachtsmarkt am See" erstreckt sich um den ganzen Hafen und umfasst auch ein Weihnachtsmarktschiff.

Weihnachtsmarkt am See in Konstanz


Und mit dem Besuch des fünften Weihnachtsmarkts der Tour endet die vorweihnachtliche Bahnreise durch die Alpen, die nach dem Fahrplanwechsel in dieser Form leider nicht mehr wiederholbar ist.
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