Bereits seit dem Sommer ist bekannt, dass im Dezember 2014 zum Fahrplanwechsel die Nachtzüge nach Paris eingestellt werden. Ich war zwar schon mehrmals in Paris, eine Reise im Nachtzug hatte sich aber bisher nicht ergeben. Je näher der Fahrplanwechsel rückt, desto mehr drängt sich der Gedanke auf, mit einem der letzten Nachtzüge nach Paris zu reisen. Und so starten wir am Wochenende des ersten Advents zu einer kleine Rundfahrt nach Frankreich.
Reiseroute
Um die Nachtzugfahrt möglichst lange zu genießen, wollen wir ab dem Startbahnhof München mitfahren. So ergibt sich eine Fahrt am schweizerischen Bodenseeufer nach Bregenz, wo wir die Bahnreise für einen Ausflug auf den Pfänder unterbrechen. Anschließend fahren wir via Lindau nach München und besteigen dort den Nachtzug nach Paris. Auf der Rückfahrt fahren wir von Paris über die Ligne 4 nach Belfort und via Basel zurück nach Konstanz.
Weihnachtsmarkt Konstanz
Wir beginnen die Tour am späten Samstagvormittag in Konstanz und stärken uns auf dem Weihnachtsmarkt. Der Himmel über der Stadt ist herbstlich grau, diesem Herbstnebel wollen wir später entfliehen.
Thurbo-GTW als S 14 im Bahnhof Konstanz
Die S 14 aus Weinfelden ist heute in Doppeltraktion unterwegs und bringt zahlreiche Einkaufstouristen und Weihnachtsmarkbesucher aus der Schweiz nach Konstanz. Für ganze drei Minuten nehmen wir im Thurbo-GTW Platz zur Fahrt hinüber ins schweizerische Kreuzlingen.
Innenraum Thurbo-GTW
Blick auf den Bodensee bei der Fahrt auf der Seelinie
In Kreuzlingen steigen wir um auf die S 8 bis Romanshorn, von dort geht es mit der S 7 weiter nach Rorschach. Auch auf der sogenannten Seelinie verkehren ausschließlich GTW-Züge von Thurbo.
Bodenseeufer in Rorschach
In Rorschach haben wir knapp 20 Minuten Aufenthalt, die wir für einen kurzen Abstecher ans Bodenseeufer nutzen. Unsere weiteren Ziele Bregenz und Lindau am gegenüberliegenden Ufer liegen unter einer Hochnebeldecke.
Bahnhof Rorschach
SBB-Werbung für Weihnachtsmarktangebote
Die SBB werben auf den Bahnhöfen für "himmlische Weihnachtsmärkte", so gibt es in Rorschach Werbung für den Weihnachtsmarkt in Konstanz - diesen haben wir heute schon besucht.
Einfahrt eines Regio-Dostos in Rorschach
Weiter geht die Reise mit einem Regio-Dosto (Stadler KISS) nach St. Margrethen. Nur sieben Minuten dauert die Fahrt, dann steht schon der nächste Umstieg an.
Innenraum SBB Regio-Dosto 2. Klasse
Anzeige von Umsteigeverbindungen im Zug
Talent-Triebzug der ÖBB in St. Margrethen
In St. Margrethen wartet schon ein Talent-Triebzug der ÖBB, der als S 3 über die Grenze in das österreichische Bundesland Vorarlberg fährt. Die grenzüberschreitende S-Bahn-Linie verkehrt im Stundentakt.
Innenraum ÖBB-Talent
Fahrt über die Bregenzer Aach
Eine Viertelstunde dauert die Fahrt diesmal, dabei überqueren wir mit dem Rhein die Grenze zwischen beiden Ländern und später die Bregenzer Aach. Die Hügel und Bergspitzen in der Ferne verschwinden im Nebel.
Blick aus der Pfänderbahn auf die Talstation
In Bregenz verlassen wir den Zug, laufen zur Talstation der Pfänderbahn und besteigen die Luftseilbahn auf den Pfänder. Der Hausberg von Bregenz gehört zu den Allgäuer Alpen und ist 1.064 Meter hoch. Zunächst gibt es einen Blick auf die Talstation, mit zunehmender Höhe dann über Bregenz und den Bodensee.
Blick über Bregenz und den Bodensee
Fahrt durch die Nebeldecke
Dann erreicht die Gondel die Nebeldecke und wird sind von dichtem Grau umhüllt. Bald darauf verlassen wir den Nebel und strahlender Sonnenschein empfängt uns.
Sonnenschein über der Nebeldecke am Pfänder
Blick vom Pfänder über den Bregenzerwald
Alpenpanorama vom Pfänder-Gipfel
Berggipfel ragen aus dem Nebel
Nebel über dem Bodensee
Vergleichsbild mit dem Seepanorama ohne Nebel
Nebel über dem Bodensee
Talfahrt mit der Pfänderbahn
Langsam wird es Zeit, die Talfahrt anzutreten. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 12 Metern pro Sekunde geht es nun mit der Pfänderbahn wieder hinab, nach sechs Minuten ist ein Höhenunterschied von 600 Metern überwunden und die Talstation erreicht.
Fahrt durch den Nebel
Blick auf Bregenz
Innenstadt von Bregenz
Wir bummeln nun etwas durch Bregenz. Die Landeshauptstadt von Vorarlberg hat 28.000 Einwohner. Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Martinsturm in der Oberstadt, der einst als Getreidespeicher diente.
Martinsturm Bregenz
Bodenseeufer in Bregenz
Selbst bei besserer Sicht würde man übrigens Konstanz am anderen Ende des Bodensees nicht sehen. 46 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Städte, auf diese Entfernung macht sich die Erdkrümmung mit 41,5 Metern bemerkbar, so dass selbst der Münsterturm in Konstanz von hier nicht zu sehen wäre.
Hafengebäude Bregenz
Früher gab es von Bregenz aus einen Trajektverkehr nach Romanshorn, Konstanz und Friedrichshafen. Das ist jedoch längst Geschichte und 2005 haben sich die ÖBB ganz von der Bodenseeschifffahrt zurückgezogen. Eine Verknüpfung von Bahn- und Schiffsverkehr gibt es aber noch, denn am rückwärtigen Teil des Hafengebäudes liegt der Haltepunkt Bregenz Hafen. Von hier aus fahren wir weiter nach Lindau, auch hier verkehrt wieder ein Talent-Triebzug. Nach 12 Minuten Fahrzeit ist der Hauptbahnhof von Lindau erreicht.
Willkommensschild am Hauptbahnhof Lindau
Abfahrtstafel am Hauptbahnhof Lindau
Die Abfahrtstafel am Bahnhof lädt zu einer Modellbahn-Ausstellung ein. Da wir bis zur Weiterfahrt ausreichend Zeit haben, können wir der Anlage der Modellbahngruppe Lindau in der ehemaligen Gepäckabfertigung des Hauptbahnhofs einen Besuch abstatten.
Darstellung von Lindau-Aeschach in der Modellbahn-Ausstellung
Die Modulanlage zeigt die Region um den Bodensee und den Streckenverlauf im Allgäu. Und so können wir uns schon einen Überblick über den nächsten Streckenabschnitt verschaffen, den wir später mit dem Zug Richtung München befahren werden.
Weihnachtlich geschmückte Altstadt von Lindau
Bevor wir aber die Allgäubahn befahren, vertreten wir uns die Füße bei einem Abendspaziergang durch die vorweihnachtliche Altstadt von Lindau und zur Hafenweihnacht.
Fassade des Alten Rathauses
Weihnachtsbaum vor dem Alten Rathaus
Blick auf die Lindauer Hafenweihnacht am Mangenturm
Lindauer Hafenweihnacht
Nächtlich beleuchtete Hafeneinfahrt von Lindau
Hauptbahnhof Lindau
Doch nun rückt die Abfahrtszeit unseres nächsten Zuges näher und wir kehren an den Hauptbahnhof zurück. Der "alex" nach München steht schon bereit. Bei Dunkelheit fahren wir nun über die Allgäubahn in die bayerische Hauptstadt.
Empfangshalle des Hauptbahnhofs Lindau
Erste Klasse-Wagen des alex
Zuglaufschild des alex Lindau-München
Erste Klasse im Abteilwagen des alex
alex nach der Ankunft in München
Weihnachtlich geschmückter Hauptbahnhof München
In München begrüßt uns ein weihnachtlich geschmückter Hauptbahnhof, auch hier haben wir einen etwas längeren Aufenthalt. In München ist es allerdings neblig und nasskalt, so dass wir es bei einem Spaziergang zum Marienplatz belassen und uns dann auf eine heiße Dusche und ein warmes Bett im Nachtzug freuen.
Münchner Christkindlmarkt
Weihnachtsbaum auf dem Marienplatz in München
Bereitstellung des Nachtzugs nach Paris
Schließlich wird der Nachtzug nach Paris bereitgestellt. Der CNL 40418 von München nach Paris ist eine Kurswagengruppe im CNL 418 "Pollux" nach Amsterdam. Zusätzlich führt der Zug an der Zugspitze Sitzwagen bis Stuttgart. Wir müssen noch einen Moment warten, bis wir einsteigen können, denn der Schlafwagen wir noch mit Verpflegung und Frühstück beliefert.
Belieferung des Schlafwagens
Comfortline-Schlafwagen
Die Bahntochter City Night Line (CNL) setzt auf der Strecke Schlafwagen vom Typ "Comfortline" ein, wir haben ein Deluxe-Abteil mit Dusche und WC gebucht.
Zuglaufschild des CNL 40418 "Cassiopeia" München-Paris
Die Verbindungen der CNL sind benannt nach Himmelskörpern und Sternbildern. Die Verbindung München-Paris trägt den Namen "Cassiopeia", ein Sternbild am Nordhimmel. Die Kurswagengruppe geht in Mannheim auf den CNL 450 "Perseus" aus Berlin über. Dieser Zug wiederum führt auch Kurswagen des CNL "Andromeda" der Verbindung Hamburg-Paris.
Abteil mit 2 Betten (Double-Deluxe)
Toilette im Double-Deluxe-Abteil
Dusche und Waschbecken
Rotwein für Schlafwagengäste
Wir beziehen nun unser Abteil, vereinbaren mit der Schlafwagenbetreuerin die Frühstückszeit und lassen den Tag ausklingen. Fahrgäste im Schlafwagen erhalten zudem ein Fläschchen Rotwein oder Sekt.
Double-Deluxe-Abteil in Tagesstellung
Am nächsten Morgen wird das Abteil für das Frühstück in Tagesstellung gebracht und der Tisch montiert, der unter einer Abdeckung im Fußbereich des Wagengangs untergebracht ist.
Frühstück im Schlafwagen
CNL nach der Ankunft im Bahnhof Paris Est
Kurz vor der planmäßigen Ankunftszeit erreichen wir den Bahnhof Paris Est. Am Sonntagmorgen um kurz vor halb zehn Uhr geht es auf dem sonst geschäftigen Bahnhof noch sehr ruhig zu.
Bahnhof Paris Est
Wir haben nun knapp vier Stunden Zeit, bevor wir die Heimfahrt antreten möchten. Wir besorgen uns Tickets für die Métro und drehen eine kleine Runde durch die französische Hauptstadt.
Fahrt mit der Métro
Treppenaufgang der Métro-Station Abbesses
Mit 36 Metern unter der Erdoberfläche ist die Station Abbesses die tiefstgelegene Station der Pariser Metro. Es gibt zwar auch einen Aufzug, aber ein bisschen Frühsport beim Treppensteigen auf der Wendeltreppe kann nicht schaden.
Funiculaire de Montmartre
Dafür nutzen wir dann für die nächsten 36 Meter Höhenunterschied mit dem Funiculaire de Montmartre einen Schrägaufzug. Das Design der Kabinen stammt vom gleichen Designer, der auch die Wagen des TGV Atlantique entworfen hat. Leider liegt Paris unter dichtem Herbstnebel, so dass der Blick vom Montmartre über die Stadt etwas getrübt ist.
Basilika Sacré-Cœur de Montmartre
Blick vom Montmartre über Paris
Anschließend setzen wir unsere Rundfahrt mit der Métro fort und fahren an die Seine. Unser nächstes Ziel ist mit der Kathedrale Notre-Dame eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit von Paris.
Fußgängerbrücke Pont des Arts über die Seine
Kathedrale Notre-Dame de Paris
Blick von der Seine zur Kathedrale Notre-Dame de Paris
Die Bahn hatte im November kurz vor unserer Reise für Städtereisen zur Adventszeit nach Paris geworben. So können wir nun vor Ort Original und Werbung vergleichen.
Werbung der Bahn für eine Paris-Reise
Obelisk von Luxor auf der Place de la Concorde
Weihnachtsmarkt auf den Champs-Elysées
Zum Abschluss der kleinen Städtetour besuchen wir noch den Weihnachtsmarkt des Champs-Elysées und fahren dann mit der Métro zurück an den Bahnhof Gare de l'Est.
Champs-Elysées
Wegweiser in der Métro-Station zu den Fernzügen
Intercité-Zug nach Belfort im Bahnhof Paris Est
Nachdem wir die Verbindungen mit TGV und ICE zwischen Deutschland und Frankreich schon kennen, soll die Heimfahrt diesmal über die Ligne 4 erfolgen. Die Altbaustrecke von Paris nach Mulhouse ist nur teilweise elektrifiziert, nach Belfort verkehrt ein diesellokbespannter Intercité. Leider präsentiert sich das Wetter während der Fahrt weiterhin neblig-trüb.
Erste Klasse im Intercité-Zug
Blick aus dem Zugfenster auf der Fahrt von Paris nach Belfort
Farbenfrohe Toilette im Intercite der SNCF
1. Klasse-Wagen im Intercité
Diesellok der Baureihe CC 72000 nach der Ankunft in Belfort
Der Zug endet in Belfort, bis zur Weiterfahrt bleiben nun 40 Minuten Zeit. Das ist etwas knapp für einen Besuch der Innenstadt, dennoch laufen wir über den Fluss Savoureuse bis zur Kathedrale St. Christophe.
Savoureuse in Belfort
Kathédrale Saint-Christophe
Bahnhof Belfort
Am Bahnhof wartet schon der Regionalzug nach Mulhouse, die Fahrt im Triebzug von TER Alsace dauert eine Dreiviertelstunde. Mittlerweile ist es völlig dunkel, so dass es im weiteren Verlauf nun keine Streckenbilder mehr gibt.
Triebzug der Baureihe Z 27500 in Belfort
Bahnhofsschild Zillisheim
Mit Altkirch, Walheim, Tagolsheim, Zillisheim oder Hasenrain klingen die Stationsnamen an der Strecke schon wieder sehr vertraut. In Mulhouse steigen wir um auf einen Regionalzug nach Basel. Auf der Strecke verkehren TER-200-Wendezüge mit Corail-Wagen. Während der Triebzug von Belfort nach Mulhouse nur über 2. Klasse verfügte, gibt es hier einen 1. Klasse-Wagen.
1. Klasse im TER-200-Wendezug
Fahrkarte der SNCF mit unterschiedlichen Klassen
Bahnhof Basel SBB
Der Zug endet im Bahnhof Basel SNCF, dem französischen Teil des Bahnhofs Basel SBB. Für die Weiterfahrt müssen wir nun zum Badischen Bahnhof auf der anderen Rheinseite wechseln. Für die Fahrt durch die Stadt nutzen wir die Straßenbahn.
Straßenbahn der Linie 2 in Basel
Vom Badischen Bahnhof fahren wir anschließend auf der Hochrheinbahn bis Singen und steigen dort auf einen Zug nach Konstanz um. Da diese Strecke schon in einigen anderen Bahnreiseberichten beschrieben ist und da wegen der Dunkelheit ohnehin keine Bilder mehr möglich sind, ist dieser Reiseabschnitt hier nicht mehr näher beschrieben.
Nach rund 33 Stunden kommen wir schließlich wieder in Konstanz an nach einer abwechslungsreichen Rundfahrt zwischen Pfänder und Paris, die aufgrund der Einstellung der Nachtzugverbindungen nach Frankreich zukünftig so nicht wiederholbar ist.
Dies ist eine privat betriebene Hobby-Seite. Zum Impressum. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt von verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.