Während der Wetterbericht Mitte Februar für weite Teile des Landes Hochnebel prognostiziert, soll über dem verschneiten Südschwarzwald die Sonne scheinen. Diese Prognose möchten wir zum Anlass nehmen, mit der Dreiseenbahn eine der landschaftlich schönsten und interessantesten Strecke im Südwesten zu besuchen.
Reiseroute
Der Tagesausflug führt uns von Konstanz nach Donaueschingen und auf der Höllentalbahn bis Titisee, anschließend mit der Dreiseenbahn zum höchstgelegenen Normalspur-Bahnhof Deutschlands und an den Schluchsee. Auf der Rückfahrt machen wir Station in Neustadt.
Fahrt auf der Baar vorbei an der Wallfahrtskirche Witterschneekreuz bei Löffingen
Von Konstanz fahren wir zunächst mit einem Zug der Schwarzwaldbahn nach Donaueschingen. Da sich die Schwarzwaldbahn schon in vielen meiner Reiseberichte findet, sei dieser Reiseabschnitt hier nicht nochmals vorgestellt. In Donaueschingen wechseln wir auf einen Dieseltriebwagen der Baureihe 611 zur Fahrt auf der Hinteren Höllentalbahn. Bei der Fahrt auf der Baar herrscht noch dicker Nebel.
Nebel bei der Fahrt auf der Höllentalbahn
Auch die Fahrt entlang der Gutach nach Neustadt ist von grauem Nebel geprägt. Die Höllentalbahn ist betrieblich zweigeteilt, in Neustadt beginnt der elektrifizierte Abschnitt, hier heißt es nun umsteigen. Den Bahnhof Neustadt wollen wir uns auf der Rückfahrt näher anschauen, im Doppelstockwagen geht es gleich weiter nach Titisee.
Bahnhofsgebäude Titisee
Titisee ist sowohl der Name eines Sees als auch eines Ortsteils der Stadt Titisee-Neustadt. In Titisee zweigt die Dreiseenbahn von der Höllentalbahn ab. Die Dreiseenbahn ist eine gut 19 Kilometer lange elektrifizierte Nebenbahn, die vom Titisee an den Schluchsee führt. Der dritte See, der der Strecke den Namen Dreiseenbahn eingebracht hat, ist der Windgfällweiher.
Einfahrt einer Regionalbahn mit einer Lokomotive der Baureihe 143 in den Bahnhof Titisee
Auf der Dreiseenbahn werden saisonal Dampfzugfahrten angeboten, heute wollen wir uns jedoch dem Regelbetrieb widmen. Es gibt einen Stundentakt mit Regionalbahnen, die mit Lokomotiven der Baureihe 143 und Doppelstock-Wendezügen gebildet sind. Die Züge verkehren zwischen Freiburg und Seebrugg und bilden zusammen mit den Zügen von Freiburg nach Neustadt einen Halbstundentakt westlich von Titisee.
Erste Klasse im Doppelstockwagen auf der Dreiseenbahn
Blick vom Zug auf den Ort Titisee bei Nebel
Nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof führt die Strecke in einem weiten Bogen nach Südwesten, dann beginnt die sogenannte Seesteige. Entlang des Titisees gewinnt die Strecke nun deutlich an Höhe und überwindet 112 Höhenmeter bis zum nächsten Bahnhof Feldberg-Bärental. Zwischen den Baumlücken bietet sich dem Fahrgast dabei ein Blick über den Titisee.
Fahrt auf der Seesteige am zugefrorenen Titisee
Erste Sonnenstrahlen vor dem Zugfenster
Nahe des Scheitelpunkts der Strecke wird der Himmel blau und erste Sonnenstrahlen durchdringen den Hochschwarzwald. Bei Altglashütten halten sich noch letzte Nebelschwaden, dann erreichen wir mit dem Schluchsee die vom Wetterbericht versprochene Wintersonne.
Letzte Nebelschwaden bei Altglashütten
Wintersonne am Schluchsee
Fahrt auf der Dreiseenbahn entlang des Schluchsees
Ab dem Haltepunkt Aha verläuft die Strecke am Ufer des Schluchsees. Wir passieren nun den gleichnamigen Ort, dann ist bald der Endpunkt der Strecke in Seebrugg erreicht. Am Ostufer gibt es eine dünne Eisdecke auf dem Stausee.
Eis auf dem Schluchsee
Regionalbahn nach der Ankunft in Seebrugg
Im Jahr 1926 wurde die Dreiseenbahn bis Seebrugg eröffnet, beim Bau der Bahnhofsgebäude hatte man sich am Stil der Schwarzwaldhäuser in der Region orientiert. Pläne für eine Verlängerung nach Sankt Blasien und weiter zur Hochrheinbahn wurden nie umgesetzt, so dass der kleine Weiler Seebrugg am Ostufer des Schluchsees seither Endpunkt der Strecke ist.
Eiszapfen am Bahnhofsgebäude von Seebrugg
Bahnhofsgebäude Seebrugg
Von Seebrugg aus wird der umliegende Schwarzwald mit Bussen erschlossen. Einstmals war der Bahnhof mit dem Interregio "Höllental" von Norddeich Mole nach Seebrugg sogar an das Fernverkehrsnetz angebunden. Der Schluchsee ist der größte See des Schwarzwalds, am gegenüberliegenden Ufer ist die Staumauer zu sehen. Im Sommer gibt es hier Bademöglichkeiten und Ausflugsschiffsverkehr.
Blick über den Schluchsee zur Staumauer
Blick über den winterlichen Schluchsee
Bahnlinie am Ufer des Schluchsees, hinter der Kurve liegt der Bahnhof Seebrugg
Wir wollen nun zunächst einen kleinen Spaziergang unternehmen und den etwa zwei Kilometer langen Weg bis zum nächsten Halt im Ort Schluchsee zu Fuß zurücklegen. Der Weg führt oberhalb der Bahnstrecke entlang mit Blick zum Seeufer.
Blick über den Schluchsee und die Gleise der Dreiseenbahn
Bereits in den Jahren 1934 bis 1936 wurde die Dreiseenbahn elektrifiziert, damals im Rahmen eines Testversuchs der Reichsbahn für eine Bahnstromversorgung mit 20.000 Volt und 50 Hertz. 1960 erfolgte die Umstellung auf die heute übliche Bahnstromversorgung.
Regionalbahn auf der Dreiseenbahn zwischen Schluchsee und Seebrugg
Blick zum Ort Schluchsee
Bald schon kommt der Ort Schluchsee in Blickweite. Der Bahnhof von Schluchsee liegt direkt am Ufer zwischen See und Ort.
Im 19. Jahrhundert verarmte der Ort zusehends und nach Missernten wanderten viele Bewohner ab. Die Dreiseenbahn brachte schließlich mit dem Tourismus einen Aufschwung in den Schwarzwaldort, der heute überwiegend vom Fremdenverkehr geprägt ist.
Pfarrkirche St. Nikolaus Schluchsee
Schluchsee ist einer der ältesten Orte im Hochschwarzwald, daran erinnert der Turm der Pfarrkirche St. Nikolaus, der aus dem
13. Jahrhundert stammt. Die Kirche selbst wurde 1980 erbaut, nachdem der Vorgängerbau wegen des wachsenden Kurbetriebs zu klein geworden war. Wie für Schwarzwaldhäuser typisch ist das Dach mit Holzschindeln eingedeckt. Vom Haltepunkt Schluchsee fahren wir nun mit der nächsten Regionalbahn hinauf zum Bahnhof Feldberg-Bärental.
Bahnhofsgebäude Schluchsee
Erste Klasse im Doppelstockwagen auf der Dreiseenbahn
Blick aus dem Zugfenster auf Altglashütten
Zugkreuzung im Bahnhof Feldberg-Bärental
Den nächsten Zwischenstopp haben wir am Bahnhof Feldberg-Bärental eingeplant, wo stündlich Zugkreuzungen stattfinden. Die Züge begegnen sich hier im Linksverkehr, links die Regionalbahn aus Seebrugg, rechts der Zug aus Freiburg. Mit dem Zug kommen zahlreiche Wintersportler an, die hier auf den Bus in die Wintersportgebiete am Feldberg umsteigen.
Bahnhof Feldberg-Bärental
Bahnhofsschild Feldberg-Bärental
Bahnhof Feldberg-Bärental
Schild am Bahnhof Feldberg-Bärental
Im Jahr 2004 wurde am Bahnhof eine Hinweistafel auf den höchstgelegenen Bahnhof in Deutschland angebracht. Da dieser Titel auch auf die Bahnhöfe Brocken oder Zugspitzplatt zutreffen könnte, wäre der Titel "höchstgelegener Normalspur-Bahnhof Deutschlands" oder "höchstgelegener Bahnhof der Deutschen Bahn" eindeutiger.
Bahnhof Feldberg-Bärental
Winterlandschaft im Schwarzwald
Den Stundentakt bis zur Abfahrt des nächsten Zuges nutzen wir, um nach Altglashütten zurückzulaufen und auf diese Weise nicht nur eine kleine Winterwanderung von zwei bis drei Kilometern zu unternehmen, sondern auch einen weiteren Bahnhof der Dreiseenbahn anzuschauen.
Winterwanderung zwischen Feldberg-Bärental und Altglashütten
Altglashütten mit Pfarrkirche St. Wendelin aus dem Jahr 1765
Der Ort Altglashütten geht auf eine im Jahr 1634 gegründete Glashütte zurück, heute ist der Ort ein Ortsteil der Gemeinde Feldberg. Altglashütten liegt auf rund 990 Metern über dem Meeresspiegel, hier befindet sich auch das Rathaus der Gemeinde Feldberg.
Rathaus Altglashütten
Haltepunkt Altglashütten-Falkau
Einfahrt einer Regionalbahn in Altglashütten-Falkau
Blick vom Zug auf den Feldberg
Nach dem Halt in Feldberg-Bärental ist der Feldberg vom Zug aus zu sehen. Mit 1.493 Metern ist der Feldberg der höchste Berg in Baden-Württemberg und der höchste deutsche Berg außerhalb der Alpen.
Fahrt entlang des Titisees
Kurort Titisee
Der Kurort Titisee ist von Hotels und Geschäften geprägt, auch hier führte die Erschließung durch die Eisenbahn zu einem Aufschwung des Tourismus. Mit der nächsten Regionalbahn fahren wir anschließend auf der Höllentalbahn ins knapp sechs Kilometer entfernte Neustadt.
Eisdecke auf dem Titisee
"Flüsterabteil" in der Regionalbahn auf der Höllentalbahn
Blick vom Bahnhof auf die Ortsmitte von Neustadt mit dem St. Jakobus Münster
Unseren nächsten Zwischenhalt haben wir in Neustadt (Schwarzwald) eingeplant. Das Stadtbild wird geprägt vom Neustädter Münster mit seinem 68 Meter hohen Turm, es wurde in den Jahren 1897 bis 1901 erbaut.
Neustädter Münster
Wegweiser zum Bahnhof in Neustadt
Empfangsgebäude Bahnhof Neustadt
Im Jahr 1887 erreichte die Höllentalbahn von Freiburg aus Neustadt, zu der Zeit war Neustadt der Endbahnhof der Strecke. 1901 wurde der Abschnitt nach Donaueschingen eröffnet und der Bahnhof zum Durchgangsbahnhof. Da nur die Strecke nach Freiburg elektrifiziert ist, werden in Neustadt bis auf wenige Ausnahmen alle Verbindungen gebrochen. Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Neustadt steht heute unter Denkmalschutz.
Blick auf die Gleise im Bahnhof Neustadt
Für die Rückfahrt über die Hintere Höllentalbahn besteigen wir nun einen Dieseltriebwagen der Baureihe 611. Die Züge verkehren nach Donaueschingen im Stundentakt und fahren weiter nach Rottweil bzw. Ulm.
Erste Klasse im Dieseltriebzug der Baureihe 611
Fahrt durch Löffingen mit der St. Michaelskirche
Die Strecke folgt nun zunächst dem Tal der Gutach, dann ändert sich die Landschaft und die wild-romantische Schwarzwaldgegend weicht der offenen Hochebene der Baar.
Fahrt durch den Winternebel auf der Baar
Allerdings herrscht auf der weiteren Fahrt wieder grauer Nebel, so dass der Reisebericht an dieser Stelle endet. Bald ist Donaueschingen erreicht, von dort fahren wir mit einem Zug der Schwarzwaldbahn wieder zurück nach Konstanz.
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