Mehrere Nebenbahnen führen im Westen Baden-Württembergs als Stichstrecken in den Schwarzwald. An einem heißen Julitag wollen wir drei der Strecken besuchen, zumal auf der Achertalbahn das Ende des Einsatzes der alten Dieseltriebwagen vom Typ NE 81 ansteht.
Reiseroute
Die Tour führt auf der Schwarzwaldbahn vom Bodensee nach Achern zur Achertalbahn, mit der Renchtalbahn nach Bad Griesbach und mit der Harmersbachtalbahn nach Oberharmersbach. Den Tagesausflug beginnen wir in Konstanz im Doppelstockwagen eines Regional-Expresses.
Erste Klasse im Doppelstockwagen der Schwarzwaldbahn
Fahrt über die Hochebene der Baar
Blick aus dem Zugfenster auf der Schwarzwaldbahn
Typisches Schwarzwaldhaus an der Bahnstrecke
Fahrt über den Viadukt von Hornberg mit Blick zur Ruine von Schloss Hornberg
In Hornberg geht es in 24 Metern Höhe auf dem einzigen Viadukt der Strecke über die Dächer der Schwarzwaldstadt, dabei ist auf dem Bergvorsprung gegenüber die Ruine von Schloss Hornberg zu sehen. Zunächst führt die Strecke weiter durch das Gutachtal, dann folgt die Fahrt durch das Kinzigtal. In der Vorbergzone wird das Tal schließlich breiter. Nach dem Halt in Offenburg fahren wir auf der Rheintalbahn weiter nach Norden bis nach Achern.
Fahrt mit der Schwarzwaldbahn durch das Kinzigtal
Vorbergzone des Schwarzwaldes im Kinzigtal
Dieseltriebwagen NE 81 im Bahnhof Achern
Im Bahnhof von Achern wartet ein Dieseltriebwagen vom Typ NE 81 der SWEG zur Fahrt auf der Achertalbahn. Die Bezeichnung NE 81 setzt sich zusammen aus dem Einsatzzweck, nämlich Nichtbundeseigene Eisenbahnen und dem Jahr der ersten Auslieferung 1981. Der VT 413 wurde 1993 gebaut und an die WEG (Württembergische Eisenbahngesellschaft) geliefert. Von der Strohgäubahn kam er schließlich in den badischen Landesteil zur SWEG.
Innenraum Dieseltriebwagen NE 81
Fahrt auf der Achertalbahn
Die knapp 11 Kilometer lange Nebenbahn führt aus der Oberrheinischen Tiefebene durch das Achertal in den Schwarzwald. Nach einer Fahrzeit von 18 Minuten ist Ottenhöfen erreicht.
Blumengruß mit dem Gemeindewappen am Ortseingang von Ottenhöfen
NE 81 nach der Ankunft in Ottenhöfen
In Ottenhöfen ist auch ein älteres Fahrzeug abgestellt, nämlich VT 125 aus der ersten Bauserie des Jahres 1981 in der klassischen SWEG-Lackierung. Im direkten Vergleich sind die unterschiedlichen Fahrzeugfronten der zwei Serien offensichtlich. Uns bleibt nun eine Stunde Zeit um Ottenhöfen zu erkunden, der Luftkurort hat rund 3.100 Einwohner und liegt im Tal der Acher.
Blick über das Flüsschen Acher zum Kurpark und zur katholischen Pfarrkirche
Schwarzwaldlandschaft bei Ottenhöfen
Evangelische Kirche Ottenhöfen
Die Schwarzwaldgegend ist katholische geprägt, allein der Kurgäste wegen wurde auch eine evangelische Kirche gebaut. Mit dem Baustil einer norwegischen Stabkirche ist die Holzkirche in der Region einzigartig.
Karpfenteich im Kurpark mit Blick zur Bahnhofsidylle
Bahnhof Ottenhöfen
Auf Drängen der Industriebetriebe im Achertal begannen zum Ende des 19. Jahrhunderts Planungen für eine Anbindung der Region an die Rheintalbahn. Zunächst wurde dabei eine Schmalspurbahn ins Gespräch gebracht, schließlich entschied man sich aber doch für eine Normalspurbahn, die 1898 eröffnet wurde.
NE 81 im Bahnhof Ottenhöfen
Tafel zur Geschichte der Achertalbahn
Triebwagen zur Fahrt nach Achern im Bahnhof Ottenhöfen
Im September 2015 werden die NE 81-Triebwagen auf der Achertalbahn durch moderne barrierefreie Regio-Shuttle-Züge ersetzt, so dass dieser Ausflug mit den alten Dieseltriebwagen planmäßig nicht mehr wiederholbar ist.
Innenraum NE 81
Fahrt auf der Achertalbahn durch die Weinberge bei Kappelrodeck
Wir fahren nun auf der Achertalbahn zurück hinunter in die Rheinebene, die Höhendifferenz zwischen Ottenhöfen und Achern beträgt rund 150 Meter. In Achern steigen wir auf einen Zug der Schwarzwaldbahn um und fahren zwei Stationen zurück bis nach Appenweier. Dort besteigen wir ein Regio-Shuttle der SWEG zur Fahrt auf der Renchtalbahn nach Bad Griesbach.
Innenraum SWEG-Regio-Shuttle mit Sitzbezügen im "3-Löwen-Takt"-Landesdesign
Fahrt auf der Renchtalbahn durch die Oberrheinische Tiefebene
Die Renchtalbahn ist eine gut 29 Kilometer lange Nebenstrecke, die ebenso wie die Achertalbahn von der Rheintalbahn in den Schwarzwald führt. Zunächst geht es noch durch die Oberrheinische Tiefebene, dann folgt die Strecke dem Flusslauf der Rench. Während das Renchtal anfangs recht breit ist, wird das Tal auf den letzten 10 Kilometern der Strecke ab Oppenau deutlich enger und die Bahn gewinnt an Höhe.
Fahrt entlang der Rench
Blick aus dem Zugfenster im enger werdenden Renchtal
Zug nach der Ankunft in Bad Griesbach
Nach 45 Minuten ist der Endbahnhof Bad Griesbach erreicht. Den Namen Bad Griesbach trägt auch ein Ort im bayerischen Rottal, Bad Griesbach im Schwarzwald ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Peterstal-Griesbach.
Regio-Shuttle der SWEG im Landesdesign
Das Land Baden-Württemberg setzt bei Ausschreibungen mit Neufahrzeugen auf ein landeseinheitliches Zugdesign. Die Südwestdeutsche Verkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG), die zu 100% im Besitz des Landes ist, geht bei der Umsetzung des Landesdesigns voraus. Mehrere Dieseltriebwagen vom Typ Regio-Shuttle sind schon in den baden-württembergischen Landesfarben Schwarz und Gold auf weißem Hintergrund unterwegs, ergänzt um den Staufer Wappenlöwen.
Regio-Shuttles in den Farben der Ortenau-S-Bahn (OSB) in Bad Griesbach
Rathaus und Kirche Bad Griesbach
Bad Griesbach hat rund 2.700 Einwohner, der Kurort ist insbesondere für seine Mineralbrunnen bekannt. Am Nordhang des Breitenbergs zwischen Schul- und Pfarrhaus prägt die Kirche St. Antonius das Ortsbild.
Kirche St. Antonius
Bahnsteig und Bahnhofsgebäude in Bad Griesbach
Den ersten Streckenabschnitt von Appenweier bis Oppenau nahm die damalige Renchtal-Eisenbahn-Gesellschaft 1876 in Betrieb. Erst 57 Jahre später, nämlich 1933, erreichte die Bahn auch Bad Griesbach. Der Endhaltepunkt verfügt nur noch über ein Gleis, das Bahnhofsgebäude macht einen verlassenen Eindruck. Einstmals fanden die per Bahn anreisenden Kurgäste hier Fahrkartenschalter, Stückgutverladung und Gepäckaufgabe.
Bahnhofsgebäude Bad Griesbach
Straßenseite des Bahnhofsgebäudes
Unterstand am Bahnhofsgebäude
Bad Griesbach wird im Stundentakt (mit Taktlücken) angefahren, die Züge fahren von hier nach Freudenstadt. Freudenstadt ist in Luftlinie nur rund 15 Kilometer entfernt, liegt jedoch jenseits des Hauptkamms des Schwarzwaldes, so dass die Züge über Appenweier, Offenburg und Hausach über zwei Stunden bis nach Freudenstadt unterwegs sind.
Innenbild SWEG-Regio-Shuttle mit Sitzbezügen im "3-Löwen-Takt"-Landesdesign
Fahrt auf der Renchtalbahn
Der Haltepunkt Bad Griesbach liegt auf rund 460 Metern über dem Meeresspiegel, bis nach Appenweier geht es nun rund 300 Höhenmeter hinunter in die Rheinebene. Neben Obst wird hier auch Wein angebaut. Diesmal fahren wir durch Offenburg hindurch auf die Schwarzwaldbahn bis nach Biberach.
Blick aus dem Zugfenster auf der Renchtalbahn
Weinbau im Renchtal
Bahnhof Biberach (Baden)
Auch den Ortsnamen Biberach gibt es doppelt, bekannter ist sicherlich Biberach an der Riß in Oberschwaben, wir sind in Biberach (Baden) im Kinzigtal, wo die Harmersbachtalbahn von der Schwarzwaldbahn abzweigt.
Ein Regio-Shuttle wartet auf dem Stumpfgleis in Biberach zur Fahrt nach Oberharmersbach
Fahrt auf der Harmersbachtalbahn
Es gab ursprünglich Bestrebungen, die Stadt Zell an die Schwarzwaldbahn anzubinden. Nachdem dieser Wunsch nicht erfüllt wurde, wurde im Jahr 1904 die Harmersbachtalbahn als Nebenbahn eröffnet. Die knapp 11 Kilometer lange Strecke folgt dem Tal des Harmersbachs durch die sanfte Schwarzwaldlandschaft.
Bahnhofsgebäude von Zell am Harmersbach
Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt auf der Harmersbachtalbahn
Der Zug verlässt Oberharmersbach durch die enge Ortsdurchfahrt auf dem Weg nach Riersbach
Endpunkt der Bahnstrecke ist in Oberharmersbach im Ortsteil Riersbach. Zunächst legen wir aber einen Zwischenstopp in Oberharmersbach Dorf ein, die Schwarzwaldgemeinde hat rund 2.500 Einwohner.
Ortsmitte von Oberharmersbach mit Rathaus und Pfarrkirche St. Gallus
Wiederaufgebauter Speicher in Oberharmersbach
Unweit der Ortsmitte wurde ein Speicher wieder aufgebaut, der aus dem Jahr 1761 stammt und früher im Holdersbachtal stand. Als Anschauungsobjekt für die Geschichte des Schwarzwalds wurde der Speicher 1985 am ursprünglichen Standort abgebaut und in Oberharmersbach wieder errichtet.
Haltepunkt Oberharmersbach Dorf
Ursprünglich stand am Haltepunkt Oberharmersbach Dorf eine Denkmallok, die allerdings später wieder vom Sockel geholt und durch einen Kesselwagen ersetzt wurde. Von hier aus fahren wir die letzten anderthalb Kilometer bis nach Oberharmersbach-Riersbach, von dort fahren wir mit demselben Zug zurück nach Biberach.
Innenbild Regio-Shuttle der SWEG
Endbahnhof Oberharmersbach-Riersbach
Rückfahrt auf der Harmersbachtalbahn
Bahnhof Biberach (Baden)
Nach 16 Minuten ist Biberach erreicht. Aus Fahrplangründen fahren wir nun entgegengesetzt zu unserem eigentlichen Nachhauseweg mit dem nächsten Zug der SWEG durch das Kinzigtal nach Gengenbach.
Innenbild Regio-Shuttle der SWEG
Fahrt durch das Kinzigtal
Bahnhofsschild Gengenbach
Altstadt von Gengenbach
Bei der Fahrt auf der Schwarzwaldbahn durch Gengenbach bietet sich den Reisenden ein Blick auf mehrere Türme und Tore der Altstadt. Heute haben wir nun die Gelegenheit, die ehemalige Freie Reichsstadt zu besuchen und einen Blick hinter die Stadtmauer zu werfen. Bekannt ist Gengenbach für seine historische Turmsilhouette mit zwei Kirchtürmen und fünf Türmen der einstigen Stadtbefestigung.
Obertor
Rathaus Gengenbach
In der Adventszeit verwandelt sich das prächtige Rathaus in den größten Hausadventskalender der Welt. Durch das Kinzigtor verlassen wir zunächst die Altstadt zum Fluss Kinzig.
Kinzigtor
Kinzig bei Gengenbach, am linken Flussufer die Bahnstrecke der Schwarzwaldbahn
Bahnübergang der Schwarzwaldbahn vor dem Kinzigtor
Die Schwarzwaldbahn verläuft am Rande der Altstadt zwischen Kinzigtor und Flößermuseum. Das Flößerei- und Verkehrsmuseum widmet sich nicht nur der Kinzig als Wasserweg für Waldgewerbe und Holzwirtschaft, sondern hat durch die Nutzung des denkmalgeschützten "Großherzoglich Badischen Bahnwartshauses" auch eine Verbindung zur Schwarzwaldbahn.
Stadtkirche mit Gebäuden des ehemaligen Benediktinerklosters
Steinerner Ritter auf dem Marktplatzbrunnen Gengenbach
Bahnhof Gengenbach
1865 begannen die Bauarbeiten für die Schwarzwaldbahn. Der erste Bauabschnitt durch das Kinzigtal über Gengenbach nach Hausach verlief sehr zügig, so dass Gengenbach seit dem Jahr 1866 über einen Bahnanschluss verfügt. Deutlich anspruchsvoller war der Bau der Gebirgsabschnitte, durchgehend befahrbar war die Strecke erst 1873.
Fahrt durch das Kinzigtal
Von Gengenbach aus treten wir schließlich die Heimfahrt an den Bodensee an und beschließen mit der Fahrt auf der Schwarzwaldbahn den Ausflug in den Schwarzwald.
Blick aus dem Zugfenster auf der Fahrt auf der Schwarzwaldbahn
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