Einige der wenigen echten Wintertage am Bodensee wollen wir für einen Ausflug auf der verschneiten Schwarzwaldbahn nutzen und auch die Trossinger Eisenbahn mit ihren historischen Fahrzeugen besuchen. Ferner bietet sich die Gelegenheit, mit einem der alten Triebwagen der Rorschach-Heiden-Bergbahn ins Appenzeller Vorderland zu fahren.
Reiseroute
Wir fahren von Konstanz auf der Schwarzwaldbahn bis Hornberg und zurück nach Villingen, von dort weiter nach Trossingen und Rottweil. Später kehren wir nochmals zur Trossinger Eisenbahn zurück. Im dritten Teil führt uns ein Ausflug am schweizerischen Bodenseeufer nach Rorschach zur Bergbahn nach Heiden. Mit dem Postauto fahren wir weiter nach St. Gallen und nutzen für die Rückfahrt den neuen Direktzug von St. Gallen nach Konstanz.
Wir sind zeitig am Bahnhof von Konstanz und können vor der Abfahrt noch einen kleinen Spaziergang am Hafen und zum Konzilgebäude unternehmen. In dem damaligen Kaufhaus fand im Jahr 1417 die einzige Papstwahl nördlich der Alpen statt. Zu jener Zeit war Konstanz ein verkehrsgünstig gelegener Handelsknotenpunkt, für die fünf Jahre des Konstanzer Konzils war die Stadt gar der Nabel der Welt.
Imperia-Statue am Konstanzer Hafen
Konzilgebäude
Doppelstockgarnitur der Schwarzwaldbahn im Bahnhof Konstanz
Schließlich besteigen wir die Doppelstockgarnitur der Schwarzwaldbahn, die als Regional-Express zur Fahrt nach Offenburg bereitsteht. Im Oberdeck können wir nun eine winterliche Fahrt genießen, am linken Zugfenster zieht die Insel Reichenau vorbei, weiter geht es am Untersee nach Radolfzell.
Erste Klasse im Oberdeck des Doppelstockwagens
Blick aus dem Zugfenster auf den Gnadensee
Fahrt durch den verschneiten Hegau
Altstadt von Engen
Nach der Fahrt durch den Hegau führt die Strecke hinauf auf die Hegaualb nach Hattingen, von dort hinab ins Donautal und über die Hochfläche der Baar weiter nach Villingen, wo wir einen Zwischenstopp einlegen.
Fahrt auf die Hegaualb
Blick ins Donautal
Winterlandschaft auf der Baar
Zug der Schwarzwaldbahn nach der Ankunft in Villingen
Nachdem wir schon unzählige Male mit der Schwarzwaldbahn durch Villingen gefahren sind, wollen wir heute die Stadt besuchen. Villingen ist der badische Teil der Doppelstadt Villingen-Schwenningen, Schwenningen gehört historisch zum württembergischen Landesteil. Bekannt ist Villingen für einen mittelalterlichen Stadtkern mit dem Münster und den Türmen der Stadtmauer.
Schneetreiben in der Altstadt von Villingen
Münster Unserer Lieben Frau
Blick auf das Riettor
Das frühgotische Münster Unserer Lieben Frau wurde zwischen 1130 und 1284 erbaut, die zwei Türme kamen im 15. und 16. Jahrhundert hinzu. Von der Stadtbefestigung von Villingen sind noch weite Teile der Stadtmauer und mehrere Türme und Tore erhalten wie das Riettor und der Kaiserturm. Die Schneewolken sind unbemerkt verschwunden und unvermutet tauchen Sonnenstrahlen die Altstadt in ein völlig anderes Licht.
Sonnenstrahlen nach dem Schneefall
Stadtmauer mit Kaiserturm aus dem Jahr 1372
Bahnhof Villingen
Der Bahnhof Villingen - bahnamtlich "Villingen (Schwarzw)" - wurde 1869 eröffnet, damals von den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen. Die Schwarzwaldbahn wurde ab 1972 elektrifiziert, im Jahr 1975 erreichte die Oberleitung Villingen. Eine Gedenktafel am Bahnhof erinnert daran, dass mit Villingen 10.000 Kilometer der Bundesbahn elektrifiziert waren.
Gedenktafel zur Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn
Winter an der Schwarzwaldbahn
Mit der Schwarzwaldbahn fahren wir nun weiter bis Hornberg und genießen die Fahrt durch die verschneite Schwarzwaldlandschaft. Wir sind hier auf dem interessantesten Streckenabschnitt der badischen Schwarzwaldbahn unterwegs; die Gebirgsbahn überwindet zwischen St. Georgen und Hornberg in zahlreichen Kehrschleifen und durch viele Tunnel den mittleren Schwarzwald.
Blick vom Zug ins Tal auf die weltgrößte Kuckucksuhr im Maßstab 60:1
Schließlich fahren wir zurück nach Villingen und wechseln dort auf einen Regioshuttle-Dieseltriebwagen der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) zur Fahrt in Richtung Rottweil. Die Strecke gehört zum sogenannten '3er-Ringzug', der im Ringverkehr drei Landkreise verbindet.
Regioshuttle der HzL als 3er-Ringzug
Innenbild HzL-Regioshuttle
'Spielregeln' der HzL
Blick aus dem Zugfenster zwischen Villingen und Trossingen
Die Strecke führt landschaftlich unspektakulär am Rande der Baar in Richtung Trossingen und Rottweil. Kurze sonnige Abschnitte wechseln sich weiterhin ab mit Schneewolken. An der Station Trossingen Bahnhof verlassen wir den Zug und steigen um auf einen anderen Zug der HzL, der die Stichstrecke der Trossinger Eisenbahn zur Station Trossingen Stadt befährt.
Bahnhof Trossingen Stadt
Nach knapp vier Kilometern ist die Endstation Trossingen Stadt erreicht. Die Stichstrecke gehört heute ebenfalls zum Netz des 3er-Ringzugs und wird mit Dieseltriebwagen bedient, wobei die Strecke mit Gleichstrom elektrifiziert ist. Da die Bahnstrecke Rottweil-Villingen die Stadt Trossingen nicht anbindet, hatte die Stadt Trossingen im Jahr 1896 eine Privatbahn gegründet und eine Bahnstrecke von der Stadt zum "Staatsbahnhof" gebaut und diese Strecke elektrifiziert, wobei der Abschnitt bis heute ein elektrischer Inselbetrieb ist.
Ein Teil des historischen Fahrzeugparks blieb erhalten und wird heute im Museumsbetrieb eingesetzt. Der Triebwagen T 6 ist mit Baujahr 1968 das jüngste Fahrzeug der Trossinger Eisenbahn, er hat einen Platz vor dem Museum gefunden.
Triebwagen T 6 der Trossinger Eisenbahn
Spaziergang durch Trossingen
Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang durch die 16.000-Einwohner-Stadt, die sich aufgrund ihrer Musikinstrumentenindustrie und der Musikhochschule als Musikstadt bezeichnet. Zu den bekannten örtlichen Unternehmen gehört insbesondere die Firma Hohner, die Mundharmonikas und Akkordeons herstellt.
Rathaus Trossingen
Regioshuttle der HzL im Bahnhof Trossingen Stadt, links das elektrifizierte Gleis zum Museumsbahnsteig
Fahrt auf der Trossinger Eisenbahn
Von der Hochebene der Baar fahren wir zurück zur Station Trossingen Bahnhof, die 66 Höhenmeter tiefer liegt als der Stadtbahnhof. Der Bahnhof Trossingen hieß früher "Trossingen Staatsbahnhof", er besteht lediglich aus einem Mittelbahnsteig am Rande eines Gewerbegebiets und liegt auf der Gemarkung einer Nachbargemeinde von Trossingen.
Ringzug nach der Ankunft in Trossingen Bahnhof
Einfahrt eines Regional-Express mit einer Diesellok der Baureihe 218
Neben dem '3er-Ringzug' wird die Station Trossingen Bahnhof zweistündlich auch von einem Regional-Express der Linie Neustadt-Rottweil bedient. Auf der Linie verkehren Triebwagen der Baureihe 611, aber auch lokbespannte Züge mit Dieselloks der Baureihe 218 sind hier anzutreffen. Mit einem solchen Zug fahren wir weiter nach Rottweil, wobei sich bei der Fahrt am offenen Fenster Sonnenschein und Schneegestöber in kurzer Folge abwechseln.
Erste Klasse im n-Wagen
Blick aus dem Zugfenster
Fahrt von Trossingen nach Rottweil
Fahrt am offenen Zugfenster durch das Schneegestöber
Regional-Express in Rottweil vor der Rückfahrt nach Neustadt
In Rottweil endet unser Winter-Ausflug und wir fahren bei einsetzender Dunkelheit mit demselben Zug zurück nach Villingen und von dort mit der Schwarzwaldbahn nach Konstanz.
Vier Wochen später fahren wir an einem Freitagabend nochmals nach Trossingen. Der Freundeskreis der Trossinger Eisenbahn e. V. unternimmt regelmäßig Bewegungsfahrten der historischen Fahrzeuge, die sogenannten Mondscheinfahrten ersetzen dabei reguläre HzL-Fahrten.
Triebwagen T 5 der Trossinger Eisenbahn
Nachdem wir mit einem Regioshuttle der HzL am regulären Bahnsteig in Trossingen Stadt angekommen sind, wechseln wir zum Museumsbahnsteig, wo der Triebwagen T 5 den Fahrplankurs des HzL 86260 übernehmen wird. Der Triebwagen T 5 wurde am 27.06.1956 in Dienst gestellt, er ist heute das jüngste betriebsfähige Fahrzeug bei der Trossinger Eisenbahn.
Innenbild Triebwagen T 5
Triebwagen T 5 nach der Ankunft in Trossingen Bahnhof
Bereits nach sieben Minuten endet die Fahrt des historischen Triebwagens und die Station Trossingen Bahnhof ist erreicht. Am Zugschluss befindet sich der Triebwagen T 3, der 1938 in der Maschinenfabrik Esslingen gebaut wurde. Auf dem Nachbargleis wird gleich ein Regional-Express eintreffen, mit dem wir über Rottweil und die Gäubahn wieder nach Hause fahren.
Triebwagen T 3 der Trossinger Eisenbahn
Nachdem Mitte Januar noch Schnee am Bodensee liegt und der Wetterbericht einen sonnigen Freitagnachmittag verspricht, starten wir zu einer halbtägigen Rundfahrt am schweizerischen Bodenseeufer und ins Appenzeller Vorderland. Mit einer Dauer von nur gut drei Stunden ist dies eine unserer kürzesten Bahntouren.
Innenbild Thurbo-Gelenktriebwagen (GTW)
Mit einem Gelenktriebwagen von Thurbo als S 14 fahren wir von Konstanz über die Grenze nach Kreuzlingen und steigen dort um auf die S 8 zur Fahrt auf der Seelinie am Ufer des Bodensees nach Romanshorn. Dort wechseln wir auf die S 7, die weiter am Seeufer entlang fährt nach Rorschach.
Fahrt auf der Seelinie entlang des Bodensees
Blick aus dem Zugfenster zwischen Romanshorn und Rorschach
Schnee am Hafen Rorschach
Am Haltepunkt Rorschach Hafen verlassen wir die S 7. Bis zur Weiterfahrt nach Heiden bleibt Zeit um ein paar Schritte zum nahegelegenen Hafen und an den winterlichen Bodensee zu machen.
Winter am Bodensee
Triebwagen Nummer 24 der Rorschach-Heiden-Bergbahn am Haltepunkt Rorschach Hafen
Die Züge der Appenzeller Bahnen nach Heiden verkehren unter der Liniennummer S 25, besser bekannt ist die Verbindung jedoch als Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB). Ein weiterer Grund für unsere Ausflugsplanung war, dass derzeit ein alter Triebwagen als Reservefahrzeug zum Einsatz kommt.
Zuglaufschild der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Der Triebwagen Nummer 24 (ABDe 2/4) ist seit 1967 im Einsatz, er dient heute als Reservefahrzeug. Das Fahrzeug ist für den gemischten Einsatz auf Adhäsions- und Zahnradstrecken ausgerüstet, aufgrund des tiefliegenden Zahnradantriebs darf es jedoch nur die Strecke von Rorschach-Hafen über Rorschach nach Heiden befahren, da hier die Zugsicherungsmagnete eigens tief abgesenkt sind.
Innenbild Triebwagen der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Hinweisschild zum Einsatz des Ersatztriebwagens
Fahrt am Bodenseeufer von Rorschach Hafen zum Bahnhof Rorschach
Der erste Abschnitt der 22-minütigen Fahrt geht von Rorschach Hafen parallel zum Seeufer zum Bahnhof Rorschach, bald nach dem Verlassen des Bahnhofs beginnt dann der Zahnradabschnitt und damit eine herrliche Fahrt durch die Winterlandschaft mit Blick auf den Bodensee.
Bergfahrt mit der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Blick vom Zug über den Bodensee
Haltepunkt Wartensee
Die Normalspur-Zahnradbahn von Rorschach nach Heiden ist 5,6 Kilometer lang und überwindet knapp 400 Höhenmeter, die Zwischenhalte sind Bedarfshalte. Die Strecke führt nun durch den Wald und weiter ins Hinterland zum Bahnhof Wienacht-Tobel.
Fahrt durch den Winterwald
Bahnhofsgebäude Wienacht-Tobel
Bergfahrt mit der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Blick in die erste Klasse
Die nostalgische Inneneinrichtung strahlt wohnliche Gemütlichkeit aus, die unterschiedliche Polsterung markiert den Klassenunterschied. Am offenen Fenster genießen wir die Bergfahrt bei Sonne und Schnee durch das Appenzeller Vorderland.
Fahrt durch das Appenzeller Vorderland
Bahnhof Schwendi
Triebwagen nach der Ankunft in Heiden
Blick von Heiden Richtung Bodensee
Der Panoramablick von Heiden über den Bodensee ist etwas getrübt, so dass wir uns gleich für die Weiterfahrt entscheiden. Mit dem Postauto fahren wir nun rund einhundert Höhenmeter hinunter nach St. Gallen, auf der Linie verkehrt ein Doppeldeckerbus.
Postauto nach St. Gallen
Fahrt mit dem Postauto von Heiden nach St. Gallen
Blick auf die Winterlandschaft des Appenzeller Vorderlands
Begegnung mit dem bergfahrenden Postauto
Blick vom Oberdeck auf die Straße
Stiftskirche St. Gallen
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt von St. Gallen machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir wollen nun die neue Schnellzugverbindung von St. Gallen nach Konstanz nutzen, die seit dem Fahrplanwechsel 2015/2016 mit fünf Zugpaaren pro Tag angeboten wird.
Anzeigetafel am Bahnhof St. Gallen
Auf dem Generalanzeiger am Bahnhof wird Konstanz jedoch nicht als Fahrtziel angezeigt. Der Grund hierfür ist banal: auf dem Faltblattanzeiger fehlt ein Eintrag mit dem Zielort Konstanz. Es handelt sich bei der Anzeigetafel um den letzten Faltblattanzeiger der SBB, der im Zuge des anstehenden Bahnhofsumbaus durch eine Tafel mit LED-Technik ersetzt wird. Da die Tage des alten Anzeigers gezählt sind, wurde keine neue Tafel mehr mit dem Zielort Konstanz gedruckt. Als Fahrtziel des RE wird deshalb nur Kreuzlingen angezeigt.
Schnellzug St. Gallen-Konstanz auf dem Fahrtzielanzeiger
Auf der Schnellzugverbindung kommen Gelenktriebwagen von Thurbo zum Einsatz. Die Fahrzeit zwischen beiden Universitätsstädten beträgt bei den Direktzügen 35 Minuten, während es bisher nur Umsteigeverbindungen mit einer Fahrzeit von etwa einer Stunde gab. Der RegioExpress hält lediglich in Romanshorn, Kreuzlingen Hafen und Konstanz und fährt dann weiter nach Kreuzlingen.
Thurbo-GTW als RegioExpress St. Gallen - Konstanz
Fahrt von St. Gallen zum Bodensee
Von St. Gallen fahren wir nun auf der Strecke der ehemaligen Bodensee-Toggenburg-Bahn nach Romanshorn und weiter auf der Seelinie nach Kreuzlingen. Der Kreuzlinger Hafenbahnhof wurde für die Schnellzugverbindung umgebaut und hat einen neuen Bahnsteig erhalten. Auf dem von Personenzügen in den letzten Jahren planmäßig nicht mehr befahrenen Abschnitt von Kreuzlingen Hafen nach Konstanz fährt der Zug über die schweizerisch-deutsche Grenze.
Blick aus dem Zugfenster auf der Seelinie
Fahrt am Grenzübergang Klein-Venedig, der rechte Bahnübergang liegt in der Schweiz, der linke in Deutschland
Thurbo-GTW nach der Ankunft in Konstanz
Anschlusszüge im Bahnhof Konstanz
Kurz darauf endet unser kleiner Ausflug in Konstanz. Der RegioExpress wendet hier und fährt über die Grenze zum Bahnhof Kreuzlingen, während an den anderen Gleisen der seehas und die DB-Schwarzwaldbahn als Anschlusszüge bereitstehen.
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