Über den Rennsteig zur Wilden Zicke (Dezember 2019)
Mit einer verlängerten Wochenendtour wollen wir im Advent eine weihnachtlich-winterliche Rundfahrt nach Franken, Thüringen und Sachsen-Anhalt unternehmen und dabei verschiedene Bahnziele, Städte und Weihnachtsmärkte besuchen. Besondere Ziele sind die Rennsteigbahn und die Naumburger Straßenbahn 'Wilde Zicke'.

Streckenkarte
Wir reisen zunächst von Konstanz nach Würzburg. Am zweiten Tag fahren wir über Bad Neustadt nach Themar, von dort mit dem Dampfzug über die Rennsteigbahn und anschließend nach Rudolstadt und Jena. Am dritten Reisetag nutzen wir die Intercity-Verbindung von Gera, besuchen die Naumburger Straßenbahn und fahren anschließend mit dem IC 'Saaletal' wieder in den Süden.
Tag 1: Konstanz - Singen - Stuttgart - Würzburg
Wir beginnen die Tour am Freitagnachmittag am Bahnhof von Konstanz. Die erste Etappe bis Singen legen wir mit dem Seehas zurück, die Nahverkehrsverbindung wird von der SBB Deutschland mit Flirt-Triebzügen betrieben. Wir fahren im Stadtgebiet von Konstanz über die Rheinbrücke, anschließend am Ufer des Untersees nach Radolfzell und weiter nach Singen.

Seehas-Zug im Bahnhof Konstanz

Blick auf den Bodensee bei der Fahrt über die Rheinbrücke in Konstanz

Fahrt mit dem Seehas am Untersee in Allensbach
In Singen steht ein Umstieg auf dem Reiseplan, wir wechseln auf den Intercity aus Zürich zur Fahrt nach Stuttgart. Für die Hinfahrt auf der Gäubahn nutzen wir eine Verbindung, die mit schweizerischen Wagen gefahren wird. In Singen und auf der Hegaualb liegt eine dünne Schneedecke, die eine winterlich-weihnachtliche Stimmung vermittelt. Im weiteren Verlauf an Donau, Neckar und auf der Gäuebene dominieren hingegen die herbstlichen Braun- und Grüntöne.

Einfahrt des Intercity Zürich-Stuttgart in den Bahnhof Singen

Blick aus dem Zugfenster auf die winterliche Hegaualb beim Ort Talmühle

Fahrt über die Gäuebene bei Eutingen
Ab Stuttgart fahren wir auf der sogenannten Frankenbahn nach Würzburg. Wir sind am vorletzten Betriebstag von DB Regio auf dieser Verbindung unterwegs, nach dem Fahrplanwechsel wird die Strecke von Go Ahead als RE 8 betrieben. Auf der Strecke verkehrt ein Regionalexpress mit Doppelstockwagen. Aufgrund der einsetzenden Dämmerung sehen wir während der Fahrt nicht viel der Landschaft rund um Neckar, Jagst, Bauland und Tauber.

Doppelstocksteuerwagen am Regional-Express Stuttgart-Würzburg

Erste Klasse im Doppelstockwagen auf der Frankenbahn

Fahrt durch Besigheim mit Blick auf Enz, Stadtkirche und Schochenturm
Am Abend erreichen wir Würzburg, die Stadt in Unterfranken ist das Ziel der heutigen Etappe. Ein abendlicher Stadtrundgang führt uns zum Weihnachtsmarkt, zur Alten Mainbrücke und zum Grafeneckart. Der Grafeneckart ist der älteste erhaltene romanische Profanbau in Würzburg und gehört zum Rathaus.

Weihnachtsmarkt vor dem Falkenhaus in Würzburg

Weihnachtsbaum und Obelisk vor der Marienkapelle Würzburg

Blick von der Alten Mainbrücke zur Festung Marienberg

Grafeneckart
Tag 2: Würzburg - Schweinfurt - Bad Neustadt - Grimmenthal - Themar - Rennsteig - Arnstadt - Saalfeld - Rudolstadt - Jena
Den zweiten Reisetag beginnen wir am Hauptbahnhof Würzburg. Mit einem Talent 2-Triebzug von DB Regio starten wir auf dem Netz des Franken-Thüringen-Express. Der Zug fährt von Würzburg über die Gäuhochfläche im Maindreieck nach Schweinfurt und weiter bis Nürnberg.

Hauptbahnhof Würzburg

Empfangshalle Hauptbahnhof Würzburg

Talent 2-Triebzug als Franken-Thüringen-Express

Erste Klasse im Talent 2-Triebzug (Baureihe 442)

Fahrt über die Gäuhochfläche im Maindreieck
In Schweinfurt wechseln wir auf einen Zug der Erfurter Bahn. Die Regioshuttle-Dieseltriebwagen tragen das Logo des 'Unterfranken-Shuttle', die Linie EB 40 verbindet Schweinfurt mit Bad Kissingen und Meiningen. Wir nutzen den hinteren Zugteil mit Fahrtziel Meiningen, der Zug wird in Ebenhausen getrennt. Durch die leicht winterliche Landschaft der Vorrhön fahren wir bis Bad Neustadt an der Saale.

Regioshuttle-Dieseltriebzüge der Erfurter Bahn in Schweinfurt

Innenraum Regioshuttle-Dieseltriebwagen der Erfurter Bahn

Fahrt durch die winterliche Vorrhön
In Bad Neustadt legen wir einen Zwischenstopp ein, die 15.000 Einwohner-Stadt liegt am Rande der Bayerischen Rhön. Ein Spaziergang führt uns durch die Innenstadt, das historische Zentrum ist umgeben von der Stadtmauer; Wahrzeichen von Bad Neustadt ist das Hohntor, es wurde 1578/79 errichtet.

Hohnstraße in Bad Neustadt

Hohntor

Marktplatz von Bad Neustadt

Regenbogen über der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Schließlich kehren wir an den Bahnhof zurück. Mit dem Mainfranken-Thüringen-Express fahren wir weiter nach Grimmenthal. Auf der Linie RE 7 werden Neigetechnik-Dieseltriebwagen der Baureihe 612 eingesetzt. Die Strecke verläuft im bayerisch-thüringischen Grenzgebiet durch das Grabfeld zwischen der Rhön und dem Vorland des Thüringer Waldes.

Bahnhof Bad Neustadt

Einfahrt eines Dieseltriebzugs der Baureihe 612

Fahrt durch das Grabfeld
Am heutigen Reisetag begegnen uns mehrfach die grün-weißen Regioshuttle-Triebzüge von Süd-Thüringen-Bahn (STB) und Erfurter Bahn (EB). Mit einem Zug der STB fahren wir auf der Werrabahn das kurze Stück von Grimmenthal bis nach Themar.

Einfahrt eines Regioshuttle-Dieseltriebwagens der Süd-Thüringen-Bahn in Grimmenthal

Blick aus dem Zugfenster im Werratal
Fahrplanbedingt ergibt sich auch in Themar die Möglichkeit für einen Spaziergang. Die Geschichte der thüringischen Landstadt reicht bis ins Jahr 796 zurück, der Ort hat heute knapp 3.000 Einwohner. Sehenswert sind der Marktplatz mit dem Rathaus und die denkmalgeschützte St.-Bartholomäus-Kirche an der Werra. Während zahlreiche Gebäude in Themar durch Kriege zerstört wurden, ist die Kirche der kleinen Stadt eines der wenigen Gebäude, das alle Stürme der Zeit überdauerte.

Straßenzug in Themar

Rathaus am Marktplatz

St.-Bartholomäus-Kirche an der Werra

Spaziergang durch Themar
Der Bahnhof von Themar liegt an der Werrabahn von Eisenach nach Eisfeld, außerdem hat hier die Bahnstrecke über den Rennsteig nach Plaue ihren Ausgangspunkt. Der Bahnverkehr auf der Rennsteigstrecke wurde etappenweise eingestellt, seither betreibt die Rennsteigbahn GmbH zusammen mit dem Verein Dampfbahnfreunde mittlerer Rennsteig einen Ausflugsverkehr an ausgewählten Tagen. Der Dampfzug bietet somit die einzige Möglichkeit, den Streckenabschnitt von Themar über Schleusingen bis zum Rennsteig zu befahren. Die historischen Personenwagen werden von Dampflok 94 1538 gezogen.

Bahnhof Themar

Dampflok 94 1538 der Rennsteigbahn in Themar

Historische Wagen der Rennsteigbahn

Innenraum historische Wagen der Rennsteigbahn

Fahrt am Rande des Thüringer Waldes
Die Bahnstrecke folgt noch kurz dem Werratal, dann zweigt sie in das Tal des Flusses Schleuse ab. Bei der Fahrt am Rande des Thüringer Waldes gewinnt die Strecke an Höhe, die Landschaft vor dem Zugfenster wird zunehmend winterlicher. Bei Schleusingen folgt ein erster steiler Streckenabschnitt, der bis 1927 als Zahnstangenabschnitt ausgeführt war.

Fluss Nahe in Schleusingerneundorf

Bahnhof Schleusingerneundorf
Am Bahnhof Schleusingerneundorf hält der Zug zum Wassernehmen. Dieser Streckenabschnitt wurde 1904 eröffnet. Die Strecke führt nun hinauf nach Schmiedefeld, auch auf diesem Steilstreckenabschnitt gab es früher Zahnstangenbetrieb. Bei der Fahrt durch den Winterwald am Hang des Nahetals gewinnt die Strecke deutlich an Höhe, auf dieser Seite des Rennsteigs hat die Bahnstrecke Steigungen bis 59 Promille.

Ortsausfahrt Schleusingerneundorf

Winterlandschaft am Rennsteig

Fahrt mit dem Dampfzug durch den Winterwald

Blick aus dem Zugfenster auf Schmiedefeld

Bahnhof Schmiedefeld
Am Bahnhof Schmiedefeld hat der Zug eine Höhe von 681 Meter über dem Meer erreicht. Beim Anblick des baufälligen Gebäudes wird deutlich, warum im Fahrplan ein Hinweis abgedruckt ist, dass der Zug zur Sicherheit der Fahrgäste nicht am Bahnhof Schmiedefeld hält. Das Gebäude wurde 1903 erbaut, im Jahr 2013 wurde das mehrgeschossige Empfangsgebäude mit Nebengebäude zu einem Anfangsgebot von 5.000 € bei einer Versteigerung aufgerufen. Bis zum Bahnhof Rennsteig ist es nun nicht mehr weit, auf den letzten knapp zwei Kilometern geht es nochmals fast 70 Höhenmeter nach oben zur Kammlinie des Thüringer Waldes, auch hier war früher ein Zahnstangenabschnitt.

Empfangsgebäude am Bahnhof Schmiedefeld

Fahrt durch Schmiedefeld

Winterlandschaft am Rennsteig

Gleis der Nordrampe aus Ilmenau
Am Bahnhof Rennsteig treffen die Gleise von Nord- und Südrampe aufeinander. Der Dampfzug wird bei der Einfahrt in den Spitzkehrenbahnhof bereits von zahlreichen Besuchern und Fotografen erwartet. Der Bahnhof Rennsteig liegt auf 747 Meter über dem Meer auf dem Scheitelpunkt der Rennsteigbahn. Ursprünglich war die Rennsteigbahn als durchgehende Bahnverbindung von Themar bis Plaue konzipiert. Da die anfangs eingesetzten Zahnradlokomotiven immer talwärts stehen mussten, wurde der Bahnhof Rennsteig als Kopfbahnhof angelegt, so dass bei durchgehenden Zügen die Lokomotiven ohne Umsetzen automatisch richtig standen. Das Empfangsgebäude stammt aus dem Jahr 1906. Anlässlich der Veranstaltung 'Bahnhofsweihnacht' erwacht der einsam gelegene Bahnhof mit verschiedenen Angeboten zum Leben.
Der Rennsteig ist ein etwa 170 Kilometer langer Kammweg und ein historischer Grenzweg im Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald. Er gilt als ältester und meistbegangener Weitwanderweg Deutschlands.

Einfahrt in den Bahnhof Rennsteig

Dampfzug nach der Ankunft am Bahnhof Rennsteig

Wegweiser am Rennsteig

Abgestellter Schneepflug

Triebwagen und Dampfzug am winterlichen Bahnhof
Im Jahr 1998 endete der planmäßige Reiseverkehr durch den Bahnhof Rennsteig zunächst. 2014 wurde auf dem nördlichen Teil von Ilmenau hinauf bis zum Bahnhof Rennsteig ein Probebetrieb an Wochenenden und Feiertagen aufgenommen, seither verkehrt hier das "RennsteigShuttle" der Süd-Thüringen-Bahn. Die Züge der STB zum Rennsteig sind durchgebunden von und nach Erfurt.

'RennsteigShuttle' der Süd-Thüringen-Bahn

Fahrt mit dem 'RennsteigShuttle' vom Bahnhof Rennsteig nach Stützerbach
Durch den Winterwald fahren wir mit dem RennsteigShuttle talwärts. Zwischen den Bahnhöfen Rennsteig und Stützerbach liegt der steilste Abschnitt der Strecke; mit einer Neigung von über 60 Promille ist dies eine der steilsten im Reibungsbetrieb befahrenen Eisenbahnstrecken Deutschlands. Der Bahnhof Stützerbach liegt schon knapp 160 Höhenmeter niedriger.

Winter an der Rennsteigbahn

Bahnhof Stützerbach

Fahrt am Rande des Thüringer Waldes

Fahrt über den Viadukt von Angelroda
Wir sind weiterhin auf der historischen Bahnstrecke Themar-Plaue unterwegs. Zu den aufwändigen Kunstbauten der Strecke gehört der Viadukt von Angelroda, aus 26 Metern Höhe bietet sich ein Blick auf den Ort im Vorland des Thüringer Waldes.
Der Zug fährt bis Erfurt, wir steigen jedoch in Arnstadt um und fahren von dort mit einem Regioshuttle der Erfurter Bahn nach Saalfeld.

Erste Klasse im Regioshuttle der Erfurter Bahn von Arnstadt nach Saalfeld
Ab Saalfeld nutzen wir einen Zug der Linie RE 15. Die Linie gehört zum Saale-Thüringen-Südharz-Netz und wird von Abellio Rail Mitteldeutschland mit Talent 2-Triebzügen bedient. Wir fahren mit dem Zug nur acht Minuten von Saalfeld bis Rudolstadt.

Talent 2-Triebzug von Abellio in Saalfeld

Erste Klasse im Talent 2-Triebzug von Abellio
Rudolstadt hat 25.000-Einwohner, die Stadt an der Saale ist für ihre historische Altstadt bekannt. Auf dem Rudolstädter Marktplatz gibt es einen Weihnachtsmarkt zu Füßen des Rathauses. Das Rathaus stammt aus dem 17. Jahrhundert und war anfangs ein schmuckloses Amtsgebäude, es erhielt später einen Turmanbau und als Verzierung einen Erker im Renaissancestil.

Spaziergang durch Rudolstadt

Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus
Das bekannteste Bauwerk von Rudolstadt ist das Residenzschloss Heidecksburg, das weithin sichtbar über der Altstadt thront. Die Treppenstufen hinauf nehmen wir gerne in Kauf, denn im Innenhof des Barockschlosses gibt es einen Weihnachtsmarkt vor imposanter Kulisse. Das dreiflügelige Schloss wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und war Residenz des Fürstengeschlechtes von Schwarzburg-Rudolstadt.

Residenzschloss Heidecksburg

Weihnachtsmarkt im Innenhof von Residenzschloss Heidecksburg
Weniger prächtig illuminiert ist der Bahnhof von Rudolstadt, der Bahnhof an der Saalbahn ging im Jahr 1874 in Betrieb. Wir fahren von dort mit einem Regional-Express bis Jena Paradies, diesmal treffen wir auf einen Talent 2-Triebzug von DB Regio auf der Linie Nürnberg-Leipzig.

Bahnhof Rudolstadt

Erste Klasse im Talent 2-Triebzug der DB
Den Abschluss des Tages bildet der Weihnachtsmarkt in Jena vor der Kulisse der Stadtkirche St. Michael. Die Kirche wurde ab 1380 erbaut und gehört zu den größten spätgotischen Sakralbauten in Thüringen. Ebenfalls am Marktplatz liegt das Rathaus mit seinem barocken Fachwerkturm und den spitz zulaufenden Walmdächern. Es wurde 1365 erstmals erwähnt und ist damit eines der ältesten erhaltenen Rathausgebäude Deutschlands.

Weihnachtsmarkt in Jena, im Hintergrund die Stadtkirche St. Michael

Rathaus von Jena
Tag 3: Jena - Gera - Weimar - Naumburg - Stuttgart
Da durch Jena zwei Bahnstrecken verlaufen, gibt es im Stadtgebiet mehrere Bahnhöfe. Nachdem wir am Vorabend am Bahnhof Jena Paradies an der Saalbahn angekommen waren, starten wir heute am Bahnhof Jena West, der an der Weimar-Geraer Bahn liegt. Das Empfangsgebäude wurde 1878 eröffnet, zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Strecke.

Bahnhof Jena West

Empfangshalle Bahnhof Jena West
Mit der Einstellung der Interregio-Linie Aachen-Chemnitz verlor der Bahnhof für einige Zeit den Fernverkehr, seit 2018 wird er durch die verlängerte Linie IC 51 nach Gera wieder bedient. Wir werden allerdings erst auf der Rückfahrt mit dem Fernverkehr durch den Westbahnhof kommen, zunächst treffen wir zur Fahrt nach Gera wieder auf ein Regioshuttle der Erfurter Bahn.

Regioshuttle-Dieseltriebwagen der Erfurter Bahn im Bahnhof Jena West

Erste Klasse im Regioshuttle der Erfurter Bahn

Fahrt über die Saale
Die Weimar-Geraer-Bahn ist eine teilweise zweigleisige Hauptbahn, sie ist nicht elektrifiziert und Teil der sogenannten Mitte-Deutschland-Verbindung vom Ruhrgebiet nach Westsachsen. Nach dem Halt in Göschwitz überquert die Bahnstrecke die Saale und führt weiter durch das Tal der Roda und anschließend durch den Zeitzgrund in das Holzland. Das Thüringer Holzland ist ein waldreiches Hügelland zwischen Jena und Gera, die Bahnstrecke wird deshalb auch Holzlandbahn genannt.

Blick aus dem Zugfenster auf Oberndorf

Fahrt auf der Holzlandbahn
Zusammen mit Erfurt und Jena gehört Gera zu den drei größten Städten in Thüringen. Auch hier unternehmen wir eine kleine Stadterkundung, den Anfang macht die Salvatorkirche auf dem Nicolaiberg über dem Stadtzentrum. Zu den Sehenswürdigkeiten von Gera gehört das Rathaus, der Renaissancebau wurde nach einem Stadtbrand 1780 neu aufgebaut und hat einen charakteristischen sechsgeschossigen Treppenturm.

Salvatorkirche auf dem Nicolaiberg in Gera

Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus

Kirchstraße

Hauptbahnhof Gera
Gera ist eine der größten deutschen Städte ohne elektrifiziertes Schienennetz. Der Bahnhof wurde ursprünglich als Preußischer Bahnhof an der Strecke nach Halle eröffnet, daneben gab es auch noch den Sächsischen Bahnhof. Zur Blütezeit des Bahnhofs zwischen beiden Weltkriegen verlief der Fernverkehr Berlin-München teilweise durch Gera. Aufgrund von Reparationsleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg, der Verlagerung des Fernverkehrs und der Stilllegung von Bahnstrecken nach der Wende verlor der Bahnhof an Bedeutung.

Empfangshalle Hauptbahnhof Gera

Intercity mit Diesellok der Baureihe 245
Zuletzt gab es bis 2006 mit dem InterConnex nach Berlin und Rostock hier noch privaten Fernverkehr, danach war Gera ganz ohne Fernverkehrsanschluss. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 kehrte der Fernverkehr mit täglich drei Zügen nach Gera zurück; Gera ist Endpunkt der Verbindung aus bzw. nach Kassel und Köln. Die Züge werden von einer Diesellok der Baureihe 245 gezogen, in Gotha erfolgt später ein Wechsel auf eine Elektrolokomotive.

Abteilwagen 1. Klasse im Intercity

Blick aus dem Zugfenster bei der Fahrt von Gera nach Jena

Reiseplan mit Zwischenhalten des IC 2152
Von Gera bis Erfurt ist der Zug für Nahverkehrsfahrkarten freigegeben, er hat neben IC 2152 eine zweite Zugnummer als RE 51. Dadurch kommt auch die 7.000-Einwohner-Kleinstadt Stadtroda in den Genuss einer Direktverbindung ins Ruhrgebiet. Die Strecke von Gera bis Jena West kennen wir bereits von der Hinfahrt. Im Stadtgebiet von Jena beginnt anschließend der Aufstieg durch das Mühltal und den Schwabhäuser Grund hinauf auf die Ilm-Saale-Platte und im weiteren Verlauf hinab nach Weimar.

Fahrt auf der Holzlandbahn durch Jena

Fahrt über die Ilm-Saale-Platte
In Weimar verlassen wir den Intercity, der Bahnhof von Weimar war 2005 "Bahnhof des Jahres". Mit einem Zug der Linie RB 20 fahren wir anschließend auf der Thüringer Bahn nach Naumburg. Auch hier setzt Abellio Mitteldeutschland Talent 2-Triebzüge ein.

Bahnhof Weimar

Weihnachtsbaum in der Empfangshalle

Einfahrt eines Talent 2-Triebzugs von Abellio in den Bahnhof Weimar

Erste Klasse im Talent 2-Triebzug von Abellio

Fahrt auf der Thüringerbahn

Blick vom Zug auf die Rudelsburg bei Saaleck
Die Rudelsburg bei Saaleck gehört zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Die Höhenburg wurde im Hochmittelalter zur Sicherung der Handelswege angelegt.
Die Strecke führt mehrfach über die Saale, so auch kurz darauf im Stadtgebiet von Bad Kösen. Dabei ist auch das dortige Gradierwerk zu sehen. Es wurde 1779 zur Salzgewinnung errichtet, heute dient es dem Kurbetrieb.

Fahrt in Bad Kösen über die Saale, rechts das Gradierwerk

Naumburger Straßenbahn auf dem Bahnhofsvorplatz
In Naumburg ist nun unser nächstes Ziel erreicht: die Naumburger Straßenbahn. Seit 1892 gibt es - mit Unterbrechungen - in Naumburg eine Straßenbahn. Sie wurde erbaut, um die Altstadt an den über einen Kilometer entfernten Bahnhof anzubinden. Die Endhaltestelle befindet sich auf dem Bahnhofsvorplatz.
Die meterspurige Straßenbahnstrecke war ursprünglich als Ring um die Altstadt konzipiert. Im Jahr 1991 endete der Straßenbahnbetrieb, Verzögerungen bei Bauarbeiten und der Verfall von Fördergeldern bereiteten dem Straßenbahnbetrieb ein vorläufiges Ende. Durch private Initiative konnte ab 1995 ein Teil der ehemaligen Ringbahn für den elektrischen Betrieb wiederhergestellt werden. Mittlerweile fährt die Straßenbahn wieder täglich im Halbstundentakt zwischen Hauptbahnhof und Salztor.

Linienplan

Wagen 37 der Naumburger Straßenbahn
Ursprünglich wurde die Ringstraßenbahn in beiden Richtungen befahren, im Uhrzeigersinn fuhr die Linie 1, entgegen die Linie 2. Nachdem die Liniennummern 1 bis 3 später für den Stadtbus vergeben wurden, verkehrt die Straßenbahn heute als Linie 4. Während unseres Besuchs wird Wagen 37 eingesetzt, das Fahrzeug wurde 1959 von Gotha / LEW gebaut und kam 2003 nach Naumburg.

Weihnachtlich geschmückter Innenraum der Straßenbahn

Blick aus der Straßenbahn auf das Depot
Seit DDR-Zeit trägt die Straßenbahn den Beinamen 'Wilde Zicke', sie ist heute der kleinste Straßenbahnbetrieb Deutschlands. Der gesamte Ring war ursprünglich 5,4 Kilometer lang, die aktuelle Streckenlänge beträgt 2,9 Kilometer. Die Strecke umrundet die historische Altstadt entlang des ehemaligen Mauerrings. Von der Straßenbahn aus ist das Marientor zu sehen, es ist das einzige noch erhaltene Stadttor von ehemals fünf Toren der Stadtbefestigung. Die Anlage stammt von 1446, für mehrere Jahrhunderte diente sie auch als Gefängnis.

Blick aus der Straßenbahn auf das Marientor
Wir fahren bis zur Endhaltestelle Salztor, wobei das namensgebende spätmittelalterliche Salztor nicht mehr existiert. Naumburg kann auf eine lange Stadtgeschichte zurückblicken, die mittelalterliche Altstadt lädt zu einem Stadtbummel ein. Wahrzeichen der Stadt ist der spätromanisch-frühgotische Dom St. Peter und Paul. Mit dem Bau der dreischiffigen, zweichörigen Basilika mit vier Türmen und einem Kreuzgang wurde bereits vor 1213 begonnen. Seit 2018 ist der Naumburger Dom UNESCO-Weltkulturerbe.

Spaziergang durch die Herrenstraße in Naumburg

Dom St. Peter und Paul

Unterwegs in der Altstadt

Naumburger Weihnachtsmarkt vor der Stadtkirche St. Wenzel
Über dem Markt erhebt sich die Stadtkirche St. Wenzel, mit 72 Metern ist ihr Turm der höchste Turm der Stadt. Vor der Kirche liegt das Schlösschen, in dem Gebäude befand sich im 14. Jahrhundert das erste Kaufhaus. Vor dem Portal der Stadtkirche ist die Naumburger Weihnachtskrippe zu bestaunen.

Naumburger Weihnachtskrippe

Renaissance-Rathaus (erbaut von 1517 bis 1528)

Glühweinbecher mit Straßenbahnmotiv

Alte Straßenbahngleise am Markt
Am Markt finden sich Relikte des früheren Ringabschnitts der Straßenbahn durch die Innenstadt. Dieser Abschnitt wurde 1976 aufgegeben. Heute wird es als Nachteil betrachtet, dass die zentralen touristischen Attraktionen wie Markt, Altstadt und Dom nicht direkt an der Straßenbahnlinie liegen.
Von der Endhaltestelle Salztor fahren wir zurück an den Bahnhof.

Straßenbahn an der Endhaltestelle Salztor

Blick aus der Straßenbahn in die Jakobsstraße

Bahnhof Naumburg
Schließlich treten wir am Hauptbahnhof von Naumburg die Heimreise in den Süden Deutschlands an. Hier halten nur noch einzelne Fernverkehrszüge. Einer davon ist der IC 2060 'Saaletal'. Der Zug gehört zur IC-Linie 61, die eigentlich Karlsruhe und Nürnberg verbindet, wobei ein Zugpaar durch das Saaletal bis Leipzig verlängert ist. Wir fahren mit dem Zug über Nürnberg nach Stuttgart.

Empfangshalle Bahnhof Naumburg

Fahrplan des IC 2060 'Saaletal'

Abteil im Erste-Klasse-Wagen des IC

Fahrt bei Nacht durch Ludwigsstadt

Weihnachtlich illuminierte Halle am Stuttgarter Hauptbahnhof
In Stuttgart legen wir eine Zwischenübernachtung ein. Die große Halle im Bonatzbau am Stuttgarter Hauptbahnhof ist wegen der Umbauarbeiten zu Stuttgart 21 leergeräumt, die Baustelle ist weihnachtlich illuminiert.
Tag 4: Stuttgart - Singen - Konstanz
Am letzten Reisetag steht die Schlussetappe von Stuttgart zurück an den Bodensee auf dem Programm. Wir werfen am Hauptbahnhof Stuttgart noch einen kurzen Blick auf die Baustelle von S 21 mit den Kelchstützen, die das zukünftige Bahnhofsdach tragen sollen. Dann besteigen wir den Zug nach Singen, diesmal nutzen wir für die Fahrt auf der Gäubahn den IC2-Doppelstockzug.

Blick auf die S21-Baustelle am Hauptbahnhof Stuttgart

IC2-Zug im Hauptbahnhof Stuttgart

Erste Klasse im Oberdeck des IC2

Fahrt durch den Hegau
Ab Singen fahren wir mit einem Zug der Schwarzwaldbahn nach Konstanz. Im Nebel am Bodensee endet damit eine kleine weihnachtlich-winterliche Rundfahrt nach Franken, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Einfahrt eines Zugs der Schwarzwaldbahn in den Bahnhof Singen

Erste Klasse im Oberdeck des Zugs der Schwarzwaldbahn

Fahrt durch den Nebel am Bodensee
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