Bei einer Tagestour durch die Westschweiz besuchen wir die Überlandstraßenbahn am Ufer des Lac de Neuchâtel und erkunden die Bahnstrecke in das Val de Travers im Jura. Zudem bietet sich die Möglichkeit für eine Fahrt mit einem Saphir-Triebzug im Aargau.
Reiseroute
Wir fahren von Konstanz über Singen, Thayngen und Zürich nach Luzern und weiter über Olten nach Neuchâtel. Dort nutzen wir die Überlandstraßenbahn nach Boudry und fahren anschließend nach Buttes im Jura. Auf der Rückfahrt nach Konstanz bleibt Zeit für einen Zwischenstopp in Aarau und eine Fahrt auf den Wynentalbahn nach Menziken.
Wir fahren zunächst von Konstanz nach Singen, von dort nutzen wir die grenzüberschreitende Regionalbahn in Richtung Schaffhausen. Die Linie RB 33 wird derzeit noch von DB Regio betrieben, ab Dezember 2022 übernimmt der deutsche Ableger der SBB den Verkehr auf der Strecke unter dem zukünftigen Namen 'Rhyhas'. Die roten Züge der Baureihe 426 werden dann der Vergangenheit angehören.
Elektrotriebzug der Baureihe 426 im Bahnhof Singen
Erste Klasse im Elektrotriebzug der Baureihe 426
Wir fahren von Singen auf der Hochrheinbahn nach Westen, zwischen Bietingen und Thayngen quert der Zug die deutsch-schweizerische Grenze. Aufgrund eines Staatsvertrags aus dem Jahr 1852 gehörte die gesamte Strecke - auch auf schweizerischem Gebiet - der Badischen Staatsbahn; die Strecke in der Schweiz ist heute im Eigentum des deutschen Bundeseisenbahnvermögens. Nach knapp zehn Minuten erreichen wir Thayngen.
Fahrt durch den Hegau
Thayngen ist die erste Station auf der schweizerischen Seite. Es handelt sich um einen deutschen Bahnhof in der Schweiz, er gehört ebenfalls dem Bundeseisenbahnvermögen. In Thayngen beginnt die S 24, die Linie gehört zur S-Bahn Zürich und verkehrt über Schaffhausen und Zürich nach Zug.
Bahnhof Thayngen
S 24 im Bahnhof Thayngen
Erste Klasse im Doppelstockwagen der S-Bahn Zürich
Nach kurzer Fahrt ist Schaffhausen erreicht, anschließend fährt die S 24 über die Rheinfallbahn nach Winterthur. Die Bahnstrecke führt oberhalb des Rheinfalls über den Fluss und weiter durch das Zürcher Weinland. Die Strecke wurde 1857 eröffnet und sollte Zürich mit Süddeutschland verbinden. Längst läuft der größte Teil des Verkehrs jedoch über die kürzere Strecke via Bülach, so dass die Rheinfallbahn nur noch Bedeutung im Regionalverkehr hat.
Blick vom Zug auf den Rheinfall
Fahrt durch das Zürcher Weinland
In Zürich wechseln wir auf einen Interregio nach Luzern, auf der Strecke verkehrt ein Doppelstockzug vom Typ IC2000. Wir fahren erst am Zürich- dann am Zugersee durch das Schweizer Mittelland.
Interregio-Zug der SBB im Hauptbahnhof Zürich
Erste Klasse im Doppelstockzug vom Typ 'IC2000'
Fahrt am Zugersee
Unterwegs zwischen Zug und Luzern
Die Route von Zürich über Luzern nach Olten ist ein Umweg, wir haben diese Verbindung jedoch gewählt, um eine Mitfahrt mit dem neuen Giruno-Zug der SBB zu ermöglichen. Der Hersteller Stadler nennt das Fahrzeug SMILE als Akronym für 'Schneller Mehrsystemfähiger Innovativer Leichter Expresszug', die SBB-Namensgebung Giruno ist abgeleitet von der rätoromanischen Bezeichnung für den Bussard.
Wir fahren mit dem Giruno am Westufer des Sempachersees und durch das breite Wiggertal nach Olten, die Strecke ist Teil der Nord-Süd-Achse von Basel zum Gotthard-Tunnel.
Giruno-Zug der SBB im Bahnhof Luzern
Erste Klasse im Giruno
Blick vom Zug auf den Sempachersee
Unterwegs von Luzern durch das Mittelland nach Olten
Nach der Ankunft im Bahnhof Olten wechseln wir auf einen ICN-Neigetechnikzug. Wir fahren mit dem Intercity auf der sogenannten Jurasüdfußlinie über Solothurn und Biel nach Neuchâtel.
Einfahrt eines ICN-Neigetechnikzugs in den Bahnhof Olten
Erste Klasse im ICN
Fahrt auf der Jurasüdfußlinie
Der Bahnhof Neuchâtel liegt oberhalb der Altstadt, der Fußweg zum Ufer des Lac de Neuchâtel führt uns durch das mittelalterliche Zentrum, die Altstadt gilt als größte Fußgängerzone der Schweiz. Auf einem Felsvorsprung oberhalb der Altstadt thront das Château de Neuchâtel, das Schloss geht auf das 10. Jahrhundert zurück, es ist auch bei der Bahnfahrt durch Neuchâtel gut vom Zug aus zu sehen.
Fußweg durch die Altstadt von Neuchâtel
Tour de Diesse
Blick zu Schloss und Kollegiatkirche
Der Lac de Neuchâtel (Neuenburgersee) ist der größte See, der vollständig in der Schweiz liegt. Er erstreckt sich über vier Kantone, an seinen Ufern wird überwiegend Französisch gesprochen, ein kleiner Teil ist deutschsprachig.
Am Ufer des Lac de Neuchâtel
An der Uferpromenade hat die Überlandstraßenbahn nach Boudry ihren Ausgangspunkt. Die Bahnen auf der Meterspurstrecke sind im Fahrplan als Regio-Züge klassifiziert. Die Linie gehört seit 2012 zum Verkehrsunternehmen Transports Publics Neuchâtelois (transN).
Überlandstraßenbahn an der Endhaltestelle Neuchâtel Place Pury Littorail
Seit Anfang der 1980er-Jahre hat sich für die Strecke der Begriff Littorail eingebürgert. Hierbei handelt es sich um eine Zusammensetzung der Begriffe Littoral (für die Küstenregion am Lac de Neuchâtel) und rail (französisch für Schiene bzw. Bahn). Die erste Etappe der Strecke führt am Seeufer entlang.
Fahrt am Ufer des Lac de Neuchâtel
Die Strecke ist gut 8,8 Kilometer lang, die 12 Stationen werden im 20-Minuten-Takt bedient, in der Hauptverkehrszeit alle 15 Minuten. Die weitere Strecke verläuft abseits des Seeufers, sie ist unabhängig vom Straßenverkehr trassiert und durchgehend eingleisig.
Unterwegs von Neuchâtel nach Boudry
Nach 18 Minuten ist die Endstation in Boudry erreicht. Der 6.000-Einwohner-Ort liegt im Hinterland des Lac de Neuchâtel auf einem Sporn eines Flusstals. Hier erwartet uns ein schmuckes mittelalterliches Ortsbild. Die Rue Louis Favre ist geprägt von Bürgerhäusern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Vor der Kirche steht der Gerechtigkeitsbrunnen (Fontaine de la Justice) mit einer Statue von 1610.
Rue Louis Favre in Boudry
Gerechtigkeitsbrunnen (Fontaine de la Justice) Boudry
Häuserzeile in Boudry
Oberhalb des Orts verfügt Boudry über einen Bahnhof an der SBB-Strecke Yverdon-Neuchâtel. Wir wählen für die Rückfahrt jedoch wieder die Straßenbahn, die an der zentrale Haltestelle Boudry Littorail abfährt. Die Strecke verfügte früher über Endschleifen, diese wurden mit dem Einsatz von Zweirichtungsfahrzeugen durch Stumpfendstellen ersetzt. Die Fahrzeuge wurden 2018 von den Appenzeller Bahnen übernommen, sie waren zuvor auf der Strecke St. Gallen-Trogen im Einsatz.
Straßenbahn von transN an der Endhaltestelle Boudry Littorail
Innenraum Straßenbahn von transN
Fahrt von Boudry nach Neuchâtel
Die Bahn wurde 1892 als Dampfstraßenbahn eröffnet, zu jener Zeit führte die Strecke in Neuchâtel vom Hafen über einen Zahnstangenabschnitt hinauf bis zum Bahnhof. Das Stadtnetz der Straßenbahn hatte in Neuchâtel bis zu sechs Linien, ab dem Jahr 1940 begann die Umstellung auf Trolleybusse, letztendlich blieb nur die heutige Littorail-Strecke erhalten.
Nach der Ankunft in Neuchâtel machen wir uns auf den Rückweg zum Bahnhof.
Unterwegs auf der Littorail-Strecke
Skulptur 'Verticales' an der Uferpromenade von Neuchâtel
Renaissance-Markthalle Maison des Halles
Altstadt von Neuchâtel
Neuchâtel ist seit 1859 an das Bahnnetz angeschlossen. Mit dem Bau weiterer Bahnstrecken stieß der damalige Bahnhof an seine Grenzen, der Bahnhof in seiner heutigen Form stammt aus dem Jahr 1936.
Bahnhof Neuchâtel
Wir wollen nun die Bahnstrecke nach Buttes erkunden. Der Verkehr auf der normalspurigen Strecke wird ebenfalls von transN betrieben, auf Gleis 1 wartet ein NPZ-Triebzug zur Fahrt ins Val de Travers. Der Zug befährt zunächst die Jurasüdfußlinie in Richtung Yverdon, dann zweigt die Strecke bei Auvernier nach Westen ab. Bei der Fahrt durch die Weinberge bietet sich nochmals ein Blick auf den Lac de Neuchâtel. Die eingleisige Strecke führt weiter bergauf in die felsige Areuse-Schlucht, dieser Abschnitt ist geprägt von zahlreichen Brücken.
NPZ-Triebzug zur Fahrt von Neuchâtel nach Buttes
Fahrt durch die Weinberge am Lac de Neuchâtel
Blick aus dem Zugfenster bei der Areuse-Schlucht
Am Bahnhof Noiraigue haben wir bereits knapp 250 Höhenmeter überwunden, der Ort ist umgeben von den Höhen des Neuenburger Juras. Im weiteren Verlauf ändert sich die Landschaft vor dem Zugfenster, wir fahren nun über den breiten Talboden des Val de Travers. Im Ort Travers teilt sich die Bahnstrecke, die SBB-Strecke führt weiter zur französischen Grenze in Richtung Pontarlier, während unser Zug die Strecke nach Buttes befährt.
Bahnhof Noiraigue
Unterwegs im Val de Travers
Querung der Areuse
Die Bahnstrecke führt durch das Dorf Couvet, die Industrialisierung brachte dem Ort ab Ende des 18. Jahrhunderts die Maschinenindustrie, später wurde Couvet zu einem Zentrum der Absinthproduktion. Auf großen Flächen im Tal wurde damals Wermut angebaut.
Die Bahnstrecke von Travers nach Buttes wurde von der Compagnie du Chemin de fer Régional du Val-de-Travers (RVT) gebaut, nach verschiedenen Fusionen prangt heute das transN-Logo an den Bahnhöfen wie im 800-Einwohner-Dorf Môtiers.
Fahrt durch das Dorf Couvet
Breiter Talboden des Val de Travers vor dem Zugfenster
Bahnhof Môtiers
Unterwegs von Môtiers nach Buttes
Nach 44 Minuten ist die Endstation Buttes erreicht. Das Dorf liegt am südwestlichen Endes des Val de Travers. Die Wurzeln des Ortes liegen um das Jahr 1300, das Dorf entwickelte sich aus einer Pferdewechselstation der Salzstraße von Frankreich nach Neuchâtel. Neben der Landwirtschaft wurde der Ort auch durch Asphaltabbau und die Uhrenindustrie geprägt.
Ortskern von Buttes
Spaziergang durch Buttes
Die Bahnstrecke nach Buttes wurde 1886 eingeweiht; in der Region gab es zwar bereits die Bahnstrecke nach Pontarlier, diese wurde aber in Hanglage errichtet, so dass die Orte auf dem Talboden nicht erschlossen waren.
Die Strecke ist seit 1944 elektrifiziert, es herrscht ein Stundentakt mit Verstärkern zur Hauptverkehrszeit. Wir treten nun die Rückfahrt nach Neuchâtel an.
Bahnhof Buttes
Erste Klasse im NPZ-Triebzug
Blick aus dem Zugfenster im Val de Travers
Areuse im Ort Couvet
Fahrt zwischen Couvet und Travers
Mit dem Bahnhof Travers haben wir wieder die SBB-Strecke erreicht, sie wurde von der schweizerischen Compagnie Franco-Suisse (FS) gebaut und 1860 in Betrieb genommen. Das Empfangsgebäude von Travers scheint nicht mehr genutzt zu werden.
Bahnhof Travers
Bahnstrecke entlang der Areuse
Blick vom Zug auf den Lac de Neuchâtel
Mit der Ankunft in Neuchâtel beenden wir den Besuch der Region, mit einem ICN starten wir die Heimfahrt an den Bodensee. Zwischen Bielersee und Jurasüdfuß fahren wir Richtung Zürich.
Einfahrt eines ICN-Neigetechnikzugs in den Bahnhof Neuchâtel
Bielersee vor dem Zugfenster
Unterwegs am Jurasüdfuß
Querung der Aare in Solothurn
Die Rückfahrt unterbrechen wir in Aarau, dort wechseln wir zum meterspurigen Bahnhofsteil der Wynental- und Suhrentalbahn. Die beiden Strecken werden unter dem Dach der Aargau Verkehr (AVA) betrieben, wir wollen heute die Strecke nach Menziken erkunden. Wir treffen hier auf einen Saphir-Triebzug vom Hersteller Stadler, die Meterspurzüge sind seit 2019 bei der AVA im Einsatz. Die Bahnstrecke führt durch das flache Tal des Flusses Wyna.
Saphir-Triebzug der AVA im Bahnhof Aarau
Erste Klasse im Saphir-Triebzug der AVA
Blick vom Zug auf Schloss Liebegg
Ortsdurchfahrt Unterkulm
Unterwegs im Wynental
Nach 38 Minuten Fahrzeit ist die Endstation in Menziken erreicht. Die Strecke verlief früher in Menziken auf der Hauptstraße, dabei waren die Bahnen auch im Gegenverkehr auf der Fahrbahn unterwegs, wodurch es häufig zu Unfällen mit Autos kam. 2002 wurde die Strecke daher verlegt, hierbei wurde die freigewordene Trasse einer früheren SBB-Strecke genutzt.
Gemeindehaus Menziken
Kirche von Menziken
Bahnhof Menziken
Bei der Rückfahrt nach Aarau treffen wir auf einen älteren Doppeltriebwagen, diese Generation von Niederflur-Triebzügen wurde in den Jahren 1992/93 von den Firmen SWA/SIG und ABB gebaut. In Oberkulm ist noch das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1903 erhalten, es erinnert an die damaligen Stationsbauten im Riegelhausstil mit Dienstwohnung im Obergeschoss, Stationsbüro mit Schaltern und Wartesaal.
Doppeltriebwagen im Bahnhof Menziken
Erste Klasse im Doppeltriebwagen der AVA
Fahrt im Wynental
Bahnhof Oberkulm
Blick aus dem Zugfenster zwischen Oberkulm und Aarau
Von Aarau treten wir die Heimfahrt an den Bodensee an. Mit einem ICN-Neigetechnikzug fahren wir nach Zürich, ab dort bringt uns ein Interregio-Zug zum Ausgangspunkt unserer Rundfahrt nach Konstanz zurück.
Bahnhof Aarau
ICN-Triebzug im Bahnhof Aarau
Fahrt durch das Bünztal
Blick auf Hüttlingen am Fuße des Wellenbergs
Abendstimmung über dem Thurtal
Mit der Rückkehr nach Konstanz endet eine abwechslungsreiche Rundfahrt mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln, vielfältigen Regionen und Landschaften sowie interessanten Zielen.
Dies ist eine privat betriebene Hobby-Seite. Zum Impressum. Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt von verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.