Im Sommer 2020 unternehmen wir einen Tagesausflug in die Schweiz, im Fokus stehen die vor der Umspurung stehende Strecke von Bulle nach Broc sowie die älteren Triebzügen der Lausanne-Echallens-Bercher-Bahn (LEB), deren Ablösung bevorsteht. Zusätzlich besuchen wir die M1 der Métro Lausanne.
Reiseroute
Wir fahren von Konstanz über Zürich und Fribourg nach Bulle und erkunden von dort die Strecke nach Broc. Anschließend fahren wir über Montbovon und Montreux nach Renens und weiter mit der M1 nach Lausanne. Den Abschluss bildet die Bereisung der Strecke der LEB bis Bercher, bevor wir die Heimreise an den Bodensee antreten.
Intercity-Doppelstockzug der SBB im Bahnhof Konstanz
Unseren Tagesausflug beginnen wir um 7 Uhr am Bahnhof von Konstanz. Ein InterRegio der SBB bringt uns zunächst nach Zürich. Dort wechseln wir auf einen InterCity nach Fribourg. Auf beiden Relationen kommen IC2000-Doppelstockwagen zum Einsatz. Kurz vor Fribourg quert die Bahnstrecke die Saane, dem Fluss werden wir im weiteren Reiseverlauf mehrfach begegnen.
Erste Klasse im IC2000-Doppelstockwagen
Fahrt durch das schweizerische Mittelland
Querung des Flusses Saane bei Fribourg
Die nächsten Etappen legen wir mit Zügen der tpf (Transports publics fribourgeois) zurück. Den Anfang macht ein Flirt als RegioExpress nach Bulle. Der Zug befährt bis Romont die SBB-Strecke in Richtung Lausanne. Ab Romont fahren wir auf der Chemin de fer Bulle-Romont. Die 18 Kilometer lange Strecke gehört zum Normalspurnetz der tpf. Die Strecke wurde 1862 eröffnet, sie ist die älteste Bahnstrecke in der Schweiz, die sich nicht im Eigentum der SBB befindet. Die Fahrt von Fribourg nach Bulle dauert knapp 40 Minuten, sie führt durch die sanfte Landschaft des Mittellands.
Flirt-Triebzug der tpf im Bahnhof Fribourg
Erste Klasse im Flirt-Triebzug der tpf
Fahrt mit der tpf durch das Mittelland
Unterwegs zwischen Romont und Bulle
Blick aus dem Zugfenster im Mittelland
Bauerndorf Sâles mit Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert
In Bulle legen wir eine Pause ein. Die 25.000-Einwohner-Stadt hat eine schmucke Altstadt mit Bürgerhäusern aus dem frühen 19. Jahrhundert. Am Marktplatz erhebt sich das Schloss Bulle aus dem 13. Jahrhundert.
Altstadt von Bulle
Schloss Bulle
Rathaus von Bulle
Bahnhofsgebäude der tpf in Bulle
Nach der Rückkehr zum Bahnhof befahren wir die Meterspurstrecke nach Broc. Die Strecke wird ebenfalls von der tpf betrieben, zum Einsatz kommt ein Triebwagen aus dem Jahr 1992. Die Strecke ist 5,4 Kilometer lang, sie ist eine Nebenlinie der Strecke Palézieux-Bulle-Montbovon und wurde 1912 eröffnet. Die Strecke wird in den Jahren 2021/2022 auf Normalspur umgebaut.
Meterspur-Triebwagen der tpf im Bahnhof Bulle
Erste Klasse im Meterspur-Triebwagen der tpf
Fahrt durch den Stadtteil La Tour-de-Trême
Haltepunkt La Tour-de-Trême
Blick vom Zug auf die Landschaft der Freiburger Voralpen
Haltepunkt Les Marches, er wird im Zuge der Umspurung aufgegeben
Querung der Saane
Bahnhof Broc-Village
Nach dem Halt am Bahnhof Broc-Village führt die Strecke noch etwa einen Kilometer weiter bis zur Endstation Broc-Fabrique. Hierbei handelt es sich um eine kurvenreiche Gefällestrecke. Während unseres Besuchs haben auf diesem Abschnitt die Vorarbeiten für die Umspurung bereits begonnen. Um das Gefälle zu verringern und den Kurvenradius zu vergrößern, wird die Strecke hier neu trassiert.
Fahrt von Broc-Village nach Broc-Fabrique
Elf Minuten nach der Abfahrt in Bulle kommen wir an der Endstation Broc-Fabrique an. Im Zuge der Umspurung wird an der Station ein 150 Meter langer Bahnsteig errichtet, die Züge aus Fribourg werden dann bis Broc-Fabrique durchgebunden.
Das Gleis führt weiter in das Gelände der Schokoladenfabrik Cailler (heute Nestlé). Der Güterverkehr zur Schokoladenfabrik wurde aufwändig mit Rollböcken abgewickelt. Die Vereinfachung des Güterverkehrs galt daher als Hauptargument für die Umspurung, allerdings verlagerte Nestlé im Jahr 2018 den Güterverkehr auf die Straße.
Bahnhofsgebäude Broc-Fabrique
Gleisanschluss zur Schokoladenfabrik in Broc
Wir verzichten auf einen Besuch der Schokoladenfabrik und machen uns stattdessen zu Fuß auf den Weg zurück in den Ort Broc. Beim Aufstieg in den Ort lassen wir den Blick über die Schokoladenfabrik schweifen. Die Fabrik wurde 1898 gegründet, sie entwickelte sich rasch zum wichtigsten Arbeitgeber der zuvor landwirtschaftlich geprägten Region. Im Jahr 1930 waren fast 1.800 Arbeiter in der Fabrik beschäftigt. Der Ort Broc liegt auf einer Hochterrasse, er hat rund 2.700 Einwohner.
Blick auf die Schokoladenfabrik Cailler (heute Nestlé)
Spaziergang durch Broc
Pfarrkirche Saint-Othmar in Broc
Blick von Broc über die Ebene der Saane
Bahnhof Broc-Village
Bei der Rückfahrt treffen wir auf einen jüngeren Triebzug des Herstellers Stadler. Der Zug fährt als S 60 nach Bulle und geht dort auf die S 51 nach Montbovon über. Wir können mit dem Zug so direkt bis Montbovon durchfahren.
Einfahrt eines Stadler-Meterspurzugs der tpf in den Bahnhof Broc
Erste Klasse im Stadler-Meterspurzug der tpf
Herrschaftssitz Château d'En-Bas am Ostufer der Saane
Nach dem Fahrtrichtungswechsel in Bulle fahren wir auf der Meterspurstrecke Bulle-Montbovon durch das Greyerzerland. Dabei fällt der Blick auf das mittelalterliche Städtchen Gruyères, das auf einem Hügel liegt und sich den Fahrgästen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven präsentiert. Die Strecke von Bulle nach Montbovon ist rund 17 Kilometer lang, sie wurde 1903 eröffnet.
Blick aus der Ferne auf das mittelalterliche Städtchen Gruyères
Fahrt zu Füßen von Gruyères
Ortschaft Albeuve
Fahrt am Lac de Lessoc, ein Stausee an der Saane
Auf den letzten Metern führt die Strecke in Straßenlage durch den Ort Montbovon zum dortigen Bahnhof. Nach der Ankunft in Montbovon werfen wir einen Blick auf diesen Abschnitt. Am Bahnhof Montbovon trifft die Strecke aus Bulle auf die ebenfalls meterspurige Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB).
Gleis in Straßenlage durch den Ort Montbovon
Bahnhof Montbovon
Die beiden Bahnen bzw. deren Vorgänger waren sich nicht immer wohlgesonnen, in der Gründungszeit gab es Streit über Konzessionen und Streckenführung. Als Teil der Einigung wurde der Bahnhof Montbovon von den Freiburgern gebaut, er ist bis heute im Eigentum der tpf. Mit einem Zug der Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB) fahren wir nach Montreux am Genfersee. Die Strecke gewinnt zunächst an Höhe hinauf zum Alpenpass Col de Jaman, dieser wird auf einer Höhe von rund 1.100 Metern im Jaman-Tunnel unterquert. Westlich des Tunnels windet sich die Strecke kurvenreich hinab zum Genfersee.
Einfahrt eines Zugs der MOB in den Bahnhof Montbovon
Fahrt zum Alpenpass Col de Jaman
Blick vom Zug auf den Genfersee
Château du Chatelard, das Schloss in den Weinbergen wurde im Jahr 1441 erbaut.
Talfahrt nach Montreux
Die Fahrt von Montbovon nach Montreux dauert etwa eine Dreiviertelstunde. Während der Fahrt ergeben sich Ausblicke über die Waadtländer Riviera hinüber bis zum französischen Ufer des Genfersees. Wir fahren im Steuerwagen des GoldenPass-Panoramic, den wir bereits von einer früheren Reise kennen (Link zum damaligen Reisebericht).
Erste Klasse im Steuerwagen des GoldenPass-Panoramic
Nach der Ankunft in Montreux wechseln wir direkt auf einen Regionalzug in Richtung Genf, zum Einsatz kommt ein RegioDosto-Triebzug der SBB. Über Lausanne fahren wir nach Renens. Die Strecke führt in weiten Abschnitten direkt am Ufer des Genfersees entlang.
Einfahrt eines RegioDosto-Triebzugs der SBB in den Bahnhof Montreux
Erste Klasse im RegioDosto der SBB
Blick aus dem Zugfenster auf den Genfersee
Durch die Fahrt über Lausanne hinaus bis Renens können wir nun für die Rückfahrt nach Lausanne die M1 kennenlernen. Die Linie gehört zur Métro Lausanne, sie ist knapp acht Kilometer lang und verbindet die Gemeinde Renens mit dem Zentrum von Lausanne-Flon. Wir treffen auf einen Triebzug aus der ersten Lieferserie des Jahres 1991. Die Strecke wurde 1991 eröffnet um insbesondere die Hochschulen von Lausanne zu erschießen. Je nach Tageszeit wird ein Takt zwischen 5 und 15 Minuten angeboten. Die Strecke verläuft überwiegend oberirdisch durch das Stadtgebiet.
Zug der M1 im Bahnhof Renens
Innenraum M1 der Métro Lausanne
Fahrt mit der M1
Als letzte Etappe der Tour besuchen wir die Chemin de fer Lausanne-Echallens-Bercher (LEB). Die knapp 24 Kilometer lange Meterspurstrecke verläuft vom Stadtzentrum von Lausanne nach Bercher. Der erste Abschnitt der Strecke führt im Tunnel unter dem Stadtgebiet, im weiteren Verlauf wird die zunächst städtische Umgebung zunehmend ländlicher. Wir fahren durch das Gros de Vaud, eine leicht gewellte Plateaulandschaft mit fruchtbaren Böden. Die landwirtschaftlich geprägte Landschaft gilt als Kornkammer des Kantons Waadt.
Innenraum Triebzug der LEB
Haltestellenschema der LEB auf einem Tisch im Zug
Bahnhofsgebäude von Assens
Fahrt durch das Gros de Vaud
Fahrt von Lausanne nach Bercher
Blick aus dem Zugfenster der LEB
Die Wendezeit des Zugs in Bercher nutzen wir für einen kurzen Spaziergang durch den 1.300-Einwohner-Ort, anschließend kehren wir zum Bahnhof zurück. Die modernen zweiteiligen Niederflurtriebzüge der LEB wurden ab dem Jahr 2010 vom Hersteller Stadler geliefert.
Spaziergang durch Bercher
Bahnhof Bercher
Stadler-Triebzug der LEB in Bercher
Innenbild Stadler-Triebzug der LEB
Fahrt durch das Gros de Vaud
In der Gründerzeit gab es zwei getrennte Bahngesellschaften, die Chemin de fer Lausanne-Echallens stellte den Südabschnitt 1874 fertig, die Central Vaudois eröffnete 1889 den Nordabschnitt von Echallens bis Bercher. Seit 1913 betreibt die fusionierte LEB den durchgehenden Verkehr. Heute gibt es auf der Strecke überwiegend einen Halbstundentakt, der auf dem zentrumsnahen Abschnitt durch einen Viertelstundentakt ergänzt wird.
Blick aus dem Zugfenster der LEB
Mit dem Ausflug hatten wir die Hoffnung verbunden, noch auf Altbaufahrzeuge der LEB zu treffen, bevor diese durch Neufahrzeuge abgelöst werden. An der Station Cheseaux unterbrechen wir daher die Fahrt nach Lausanne. Hier steht eine Doppeltraktion aus Alt- und Neubautriebzug bereit, die im Folgetakt nach Lausanne fährt. Der Triebzug mit dem Wappen von Cheseaux stammt aus der Familie der Westschweizer Meterspurtriebwagen, das Fahrzeug wurde 1991 von der Firma ACMV gebaut.
Altbautriebzug der LEB im Bahnhof Cheseaux
Innenraum Altbautriebzug der LEB
Streckenkarte der LEB auf einem Tisch im Zug
Fahrt durch das Gros de Vaud
Von der Endstation der LEB in Lausanne-Flon fahren wir mit der M2 zum SBB-Bahnhof und steigen dort in einen InterRegio-Zug in Richtung Luzern. Wir fahren mit dem Zug bis Bern und von dort über Weinfelden zurück zu unserem Ausgangspunkt Konstanz.
Zug an der Endstation Lausanne-Flon
Erste Klasse im InterRegio der SBB
Blick aus dem Zug auf den Genfersee
Fahrt durch das Mittelland
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