Außergewöhnliche S-Bahnen zwischen Bodensee und Zürichsee (Mai 2014)
Die Bezeichnung "S-Bahn" steht ursprünglich für Stadtschnellbahn, der Reisende verbindet mit dieser Zuggattung in der Regel Triebzüge, die für hohe Taktdichte und geringen Fahrgastkomfort stehen. Bei diesem Tagesausflug zwischen Bodensee und Zürichsee wollen wir einige Verbindungen nutzen, die im Fahrplan als banale S-Bahn geführt werden, jedoch in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich sind.

Streckenkarte
Wir fahren von Konstanz via Meersburg und Friedrichshafen mit der Fähre nach Romanshorn. Von dort geht es weiter nach Rorschach zur Rorschach-Heiden-Bergbahn und mit Postauto und Trogenerbahn nach St. Gallen. Weiter führt die Tour mit dem Voralpen-Express nach Rapperswil und von dort nach Einsiedeln. Zurück geht es mit dem "Gipfeli-Express" nach Zürich und mit der Forchbahn nach Esslingen.

Fährehafen Konstanz
Unsere Tagestour beginnt an einem sonnigen Maitag morgens am Fährehafen in Konstanz-Staad. Mit der Autofähre überqueren wir nun den Bodensee mit Ziel Meersburg.

Überfahrt mit der Fähre mit Blick zum Überlinger See mit der Insel Mainau

Blick zum schweizerischen Bodenseeufer mit Bergpanorama

Einfahrt der Fähre in den Hafen Meersburg
Nach 4,8 Kilometern und einer Fahrzeit von einer Viertelstunde erreichen wir Meersburg. Die idyllische Kleinstadt ist ein Touristenmagnet am Bodensee. Wir wollen hier eigentlich nur auf den Bus umsteigen, haben aber noch Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt. Meersburg verfügt nicht über einen Bahnanschluss, die Bodensee-Gürtelbahn führt in einigen Kilometern Entfernung an der Stadt vorbei.

Unterstadt von Meersburg mit Unterstadttor aus dem Jahr 1250

Burg Meersburg
Über den Dächern der Unterstadt thront die Burg Meersburg, auch altes Schloss genannt. Die Wurzeln der Burg gehen auf das 7. Jahrhundert zurück, sie gilt heute als älteste bewohnte deutsche Burg.

Palmen am Hafen von Meersburg

Hafen mit Gredhaus, ein mittelalterliches Handels- und Lagerhaus

Droste-Hülshoff-Gymnasium über den Weinbergen des Staatsweinguts Meersburg

Meersburg Oberstadt

Neues Schloss

In der Oberstadt

Blick über die Unterstadt mit dem Gredhaus

Blick über den Obersee

Bus von DB Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) in Friedrichshafen
Mit einem Bus der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee fahren wir nun auf der "Seelinie" nach Friedrichshafen bis zur Endhaltestelle am Hafenbahnhof, wo sich auch der Fähranleger befindet.

Fährschiff Friedrichshafen
Das Fährschiff Friedrichshafen bringt uns nun hinüber ins schweizerische Romanshorn. 1869 wurde von der Schweizerischen Nordostbahn (NOB) ein Trajektverkehr zwischen Romanshorn und Friedrichshafen eingerichtet. 1974 endete der Fährverkehr mit Eisenbahnwagen, seither werden nur noch Autos und LKW befördert sowie Fußgänger und Radfahrer. Zwischenzeitlich wurde der Fährverkehr von den SBB und den DB betrieben, heute sind die Betreiber die Bodensee-Schiffsbetriebe und die Schweizerische Bodensee Schifffahrt in Romanshorn. Als Relikt aus der Bahn-Ära können noch heute durchgehende Bahnfahrkarten via Fähre gelöst werden. Das Fährschiff Friedrichshafen war ursprünglich eine Eisenbahnfähre der SBB und verkehrte unter dem Namen Rorschach. Sie wurde erst später in eine Autofähre umgebaut und 1983 umbenannt.

Hafenausfahrt Friedrichshafen

Überfahrt von Friedrichshafen nach Romanshorn
Die Fähre überquert den Bodensee an der breitesten Stelle. Die Fahrstrecke beträgt etwa 13 Kilometer, die Überfahrt dauert gut 40 Minuten. Unweit der Fährlinie liegt auch die tiefste Stelle des Bodensees mit 254 Metern.

Blick zu den österreichischen und schweizerischen Alpen

Hafeneinfahrt Romanshorn

Thurbo-GTW als S 7 in Rorschach Hafen
In Romanshorn wechseln wir nun von der Fähre auf die Bahn. Ein Gelenktriebwagen (GTW) von Thurbo bringt uns als S 7 nach Rorschach. Wir steigen am Bahnhof Rorschach Hafen aus, der auch Endpunkt der S 25 ist.

Triebwagen BDeh2/4 23 der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Hinter der Linienbezeichnung "S 25" verbirgt sich die Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB). Nachdem wir bei einer Reise im November 2010 das moderne Gesicht der RHB kennengelernt haben, haben wir heute die Wahl zwischen offenen Sommerwagen oder der Mitfahrt in dem älteren Triebwagen aus dem Jahr 1953.

Sommerwagen der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Nach der Ankunft in Rorschach Hafen wird der Triebwagen nicht umgesetzt, er befindet sich nun am Zugschluss und schiebt die Sommerwagen bergauf hinauf nach Heiden.

1. Klasse im Triebwagen der Rorschach-Heiden-Bergbahn

Bergfahrt der Rorschach-Heiden-Bergbahn
Die Rorschach-Heiden-Bergbahn ist eine Normalspur-Zahnradbahn, auf einer Streckenlänge von 5,6 Kilometern überwindet sind rund 400 Höhenmeter. Die Fahrt dauert knapp 25 Minuten, dabei gibt es am Zugfenster einen Panoramablick über Bodensee und Appenzeller Vorderland.

Blick über den Bodensee

Bahnhofsgebäude Wienacht-Tobel

Fahrt durch das Appenzeller Vorderland





Einfahrt in den Bahnhof Heiden

Innenraum des Triebwagens BDeh2/4 23

Triebwagen BDeh2/4 23 der Rorschach-Heiden-Bergbahn im Bahnhof Heiden
Mit einer klassischen S-Bahn hat die Rorschach-Heiden-Bergbahn sicherlich wenig gemein, bietet sie dem Reisenden doch ein wahres Bahnerlebnis. Und so endet diese ungewöhnliche S-Bahn-Fahrt nun in Heiden.

Postauto in Heiden zur Fahrt nach Trogen
Ab Heiden setzen wir die Tour zunächst auf der Straße fort. An der Haltestelle Heiden Post warten schon die Postautos in die unterschiedlichen Richtungen, wir fahren nun weiter durch den Kanton Appenzell Ausserrhoden bis zur Endhaltestelle in Trogen.

Busfahrt durch den Kanton Appenzell

Bahnhof Trogen
In Trogen ist der Endbahnhof der Trogenerbahn (TB). Die meterspurige Eisenbahn gehört heute ebenso wie die Rorschach-Heiden-Bergbahn zu den Appenzeller Bahnen (AB).

Bahnhof Trogen
Das Unternehmen Straßenbahn St. Gallen-Speicher-Trogen wurde im Jahr 1900 in Trogen gegründet und nahm 1903 den Verkehr auf. Es gab auch eine Konzession für eine Verlängerung der Strecke nach Heiden, diese wurde aber nie gebaut. Mit einer Steigung von bis zu 76 Promille ist die Trogenerbahn die steilste schmalspurige Adhäsionsbahn der Schweiz.

Die Trogenerbahn erreicht den Endbahnhof Trogen

Trogenerbahn im Bahnhof Trogen

Innenraum der Trogenerbahn
Die Trogenerbahn bringt uns nun als S 21 nach St. Gallen. Auch diese Strecke führt landschaftlich reizvoll durch das Appenzellerland und bietet zudem einen Fernblick über den Bodensee.

Fahrt auf der Trogenerbahn

Blick zum Bodensee

Kreuzung mit dem Gegenzug

Fahrt durch das Appenzellerland

Blick auf St. Gallen
Schließlich geht es hinab nach St. Gallen und vergleichbar einer Straßenbahn durch das Stadtgebiet zum Bahnhof. Nach 25 Minuten und knapp 10 Kilometern endet die Fahrt im Nebenbahnhof von St. Gallen, wo die schmalspurigen Züge der Appenzeller Bahnen verkehren.

Trogenerbahn im Nebenbahnhof von St. Gallen

1. Klasse im Voralpen-Express
In St. Gallen besteigen wir gleich darauf den Voralpen-Express zur Weiterfahrt nach Rapperswil. Für diesen Streckenabschnitt sei auf einen Reisebericht aus dem Jahr 2012 verwiesen. Leider ist der Himmel auf der weiteren Fahrt nicht mehr so strahlend blau wie zu Beginn am Bodensee.

Bistro im Voralpen-Express
Der Voralpen-Express verfügt über ein Bistro, welches mit Getränke- und Snackautomaten zur Selbstbedienung ausgerüstet ist. Seit dem Jahr 2014 wird der Voralpen-Express im Fahrplan der SBB mit einer eigenen Zuggattung "VAE" geführt.

1. Klasse im Flirt-Triebzug der SOB
In Rapperswil steigen wir um in einen Flirt-Triebzug der Schweizerischen Südostbahn (SOB), der als S 40 nach Einsiedeln verkehrt. Die Strecke führt zunächst auf dem Seedamm über den Zürichsee.

Fahrt über den Seedamm des Zürichsees

Blick vom Zug über den Zürichsee
Anschließend beginnt der Aufstieg um etwa 400 Höhenmeter hinauf nach Biberbrugg, dabei bietet sich ein Panoramablick über den Zürichsee. In Biberbrugg verlässt die S 40 die Strecke des Voralpen-Express und zweigt ab auf die rund fünf Kilometer lange Stichstrecke nach Einsiedeln, die früher von der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn betrieben wurde.

SOB-Flirt in Einsiedeln
In Einsiedeln ist nun eine kleine Pause eingeplant. Der Ort im Kanton Schwyz ist insbesondere bekannt für sein Kloster, das als bedeutendster Barockbau der Schweiz gilt.

Kloster Einsiedeln

Klosterplatz mit dem Liebfrauenbrunnen aus dem Jahre 1747 mit vergoldeter Marienfigur

Bahnhof Einsiedeln
Der Kopfbahnhof von Einsiedeln wurde 1877 eröffnet. Prominentester Reisender in Einsiedeln war bisher Papst Johannes Paul II, der im Jahr 1981 mit einem Sonderzug anreiste und vom Bahnhof zum Kloster pilgerte.

"Gipfeli-Express" in Einsiedeln
Für die Weiterfahrt haben wir den "Gipfeli-Express" ausgewählt. Die lokbespannten Pendlerzüge zwischen Einsiedeln und Zürich Altstetten sind im Fahrplan als S-Bahn ausgewiesen, sie verkehren nur werktags und werden im Juni 2014 eingestellt. Der inoffizielle Name "Gipfeli-Express" ist ein Relikt des früher mitgeführten Büffetwagens und bezieht sich auf den schweizerischen Begriff Gipfeli für Croissant.

1. Klasse im "Gipfeli-Express"

Blick aus dem Zugfenster auf den Zürichsee

Fahrt mit dem "Gipfeli-Express"


Blick aus dem Zugfenster auf den Zürichsee
Der "Gipfeli-Express" fährt den Hauptbahnhof Zürich nicht an, stattdessen ist der Endbahnhof Zürich Altstetten. Da noch etwas Zeit bleibt, wollen wir die Möglichkeit nutzen um noch eine Vorortbahn von Zürich zu besuchen. Hierfür fahren wir mit einer S-Bahn nach Zürich Stadelhofen zur Forchbahn.

Forchbahn Be 8/8 in Zürich Stadelhofen
Die meterspurige Forchbahn beginnt am Bahnhof Zürich Stadelhofen und führt zunächst auf den Gleisen der Straßenbahn Zürich nach Rehalp. Hier wartet gerade ein Fahrzeug der älteren Generation Be 8/8 aus dem Jahr 1986 zur Fahrt nach Esslingen.

Innenraum Be 8/8
Die Strecke führt über den Höhenzug Forch in die Region Pfannenstiel. Die Streckenlänge beträgt mit dem Straßenbahnabschnitt rund 16 Kilometer, bei der Eröffnung im Jahre 1912 lag die Fahrtdauer bei 67 Minuten, heute sind es regulär 38 Minuten, wobei in der Hauptverkehrszeit Eilzüge unterwegs sind, die einige Halte auslassen und für die Strecke nur 33 Minuten benötigen.

Forchbahn an der Endhaltestelle Esslingen
Die Endstation Esslingen ist ein kleiner Ort mit 1.700 Einwohnern. Wir warten hier eine Bahn ab und haben so die Möglichkeit, bei der Rückfahrt mit dem Be 4/6 noch ein Fahrzeug der jüngsten Generation kennenzulernen.

Forchbahn Be 4/6 in Esslingen

Innenraum Be 4/6

Fahrt durch die Pfannenstiel-Region
Damit sind wir am Ende des Reiseberichts angelangt. Nach der Ankunft in Zürich Stadelhofen fahren wir zum Hauptbahnhof und von dort mit dem direkten InterRegio zurück nach Konstanz.
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